Polizei fasst „Marktführer“ der Geldfälscher-Szene

Drucker spuckten noch seitenweise Blüten aus

Polizei fasst „Marktführer“ der Geldfälscher-Szene


09.12.2025 – 17:50 UhrLesedauer: 2 Min.

Von der Polizei beschlagnahmte Blüten: Ein 32-Jähriger aus Wuppertal soll zusammen mit seiner Lebensgefährtin mehr als 300.000 Euro Falschgeld hergestellt haben. (Quelle: Daniel Karmann/dpa)

Zuerst gingen der Polizei vier junge Männer ins Netz, die einen falschen 50-Euro-Schein nach dem anderen in Umlauf brachten. Jetzt melden die Ermittler einen weiteren Erfolg.

Die Polizei hat eigener Auskunft zufolge dem wohl größten aktiv tätigen Geldfälscher im Bundesgebiet das Handwerk gelegt. Der Mann bezeichnete sich demnach selbst als „Marktführer“ in der deutschsprachigen Geldfälscher-Szene.

Wie die Beamten am Dienstag mitteilten, wurde der 32-Jährige bereits am 20. Oktober in Wuppertal festgenommen. Vorausgegangen waren umfangreiche Ermittlungen, an denen die Landeskriminalämter von Nordrhein-Westfalen und Bayern sowie das österreichische und das deutsche Bundeskriminalamt beteiligt waren.

Ausgangspunkt der Ermittlungen waren falsche 50-Euro-Scheine, die Ende 2024 in Bayern aufgetaucht waren und sich laut Polizei „durch eine gute Fälschungsqualität“ ausgezeichnet hatten. Vier junge Männer im Alter von 22 bis 28 Jahren hatten über den Messenger-Dienst Telegramm mehrfach größere Mengen von Blüten bestellt und in Ingolstadt, Augsburg, München und Regensburg etwa 31.000 Euro Falschgeld ausgegeben – häufig in Schnellrestaurants, Diskotheken und auf Christkindlmärkten. Drei dieser Männer wurden im September 2025 vom Landgericht Ingolstadt wegen banden- und gewerbsmäßiger Geldfälschung rechtskräftig verurteilt.

Die weiteren Ermittlungen führten dann zu dem 32-Jährigen in Wuppertal, der gemeinsam mit seiner 40 Jahre alten Lebensgefährtin eine professionelle Fälscherwerkstatt betrieben haben soll. Bei der Durchsuchung stießen die Beamten eigener Auskunft zufolge auf eine „top ausgestattete Druckerwerkstatt, deren Drucker zum Zeitpunkt des Zugriffs noch teilweise ‚heiß‘ liefen und seitenweise Falschgeldbögen ausdruckten“.

Die Beamten stellten 13 Drucker und Blüten im Nennwert von etwa 100.000 Euro sicher. Allein in seinem Auto hatte der 32-Jährige 333 falsche 50-Euro-Scheine, 165 davon waren noch nicht vollständig auf Maß geschnitten.

Insgesamt sollen der Mann und seine Lebensgefährtin seit 2023 mehr als 300.000 Euro Falschgeld hergestellt und in Umlauf gebracht haben. „Der vorliegende Fall ist ein großer Ermittlungserfolg“, sagte der erste Kriminalhauptkommissar, Thomas Lamnek, in Ingolstadt.

Dass die Verdächtigen so lange nicht aufflogen, liegt den Ermittlern zufolge auch an deren Unauffälligkeit. „Sie haben sich sehr bedeckt gehalten“, sagte Lamnek. Der 32-Jährige habe als Kfz-Lackierer gearbeitet, die 40-Jährige als Verwaltungsangestellte. Aktuell befinden sich beide in Untersuchungshaft.

Der Lackierer habe sich das Geldfälscher-Handwerk vermutlich selbst beigebracht, sagte Oberstaatsanwältin Petra Osthoff bei einer Pressekonferenz. Der Mann sei ein geschickter Bastler und Handwerker, die Blüten seien mit der Zeit immer besser geworden.

Die Bundesbank habe die Qualität der gefälschten Euro-Scheine als gut eingestuft, aber nicht als hervorragend, sagte Osthoff. Das Papier ist etwas fester als bei echten Banknoten, das Wasserzeichen dauerhaft sichtbar.

Trotz der vielen eingebauten Sicherheitsmerkmale bei den Euro-Scheinen steigen den Ermittlern zufolge die Fälle von Falschgeldkriminalität. Im Jahr 2024 hat die Deutsche Bundesbank nach eigenen Angaben insgesamt rund 72.400 falsche Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen – 28 Prozent mehr als im Vorjahr.

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