Weihnachtsmarkt-Attentat mit fünf Toten

Anschlag in Magdeburg: Polizei dementiert Berichte


28.12.2024 – 13:12 UhrLesedauer: 2 Min.

Beamte am Tatort: Die Polizei hielt dem Tatverdächtigen zuletzt im Oktober 2024 eine Gefährderansprache. (Quelle: Michael Probst/AP/dpa)

Fünf Menschen starben, 200 wurden verletzt. Die Polizei hatte den Täter schon zuvor auf dem Zettel. Ein Detail, über das berichtet wurde, stimmt aber wohl so nicht.

Kurz vor Weihnachten hat ein Attentäter auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt fünf Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Zuvor war Taleb al-Abdulmohsen in sozialen Netzwerken durch islamkritische und rechtspopulistische Äußerungen sowie durch offen artikulierte Gewaltfantasien aufgefallen.

Bereits kurz nach dem Anschlag war bekannt geworden, dass der 50-Jährige deshalb auch schon im Visier der Polizei stand. Unter anderem hatte der MDR berichtet, dem gebürtigen Saudi sei eine schriftliche Gefährderansprache gemacht worden.

Dem widerspricht nun die Polizei. „Zu keinem Zeitpunkt“ sei eine schriftliche Gefährderansprache an den Beschuldigten erfolgt, teilten die Beamten mit. Ein in diesem Zusammenhang im Umlauf befindliches Dokument sei missinterpretiert worden. Bei dem Dokument handele es sich nicht um ein Schreiben an al-Abdulmohsen, sondern um ein vom Beschuldigten unterzeichnetes Protokoll einer mündlichen Gefährderansprache. Der MDR hat den Recherchefehler inzwischen eingeräumt.

Video | Scholz und Haseloff in Magdeburg

Quelle: t-online

Aus der Mitteilung der Beamten geht indes auch hervor, wie oft Polizisten al-Abdulmohsen zu verstehen gaben, dass er unter Beobachtung steht. Bereits am 28. September 2023 erfolgte der Polizei zufolge eine erste Gefährderansprache. Sie sei „persönlich an den Beschuldigten im Polizeirevier Salzlandkreis ausgesprochen“ worden, hieß es. Es folgten vom 2. bis zum 5. Dezember 2023 insgesamt fünf weitere Versuche, al-Abdulmohsen zu kontaktieren. Sie waren allesamt erfolglos. Erst am 4. Oktober 2024 erreichten die Beamten den Arzt für eine zweite Gefährderansprache an seinem Arbeitsplatz.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Mann aus Saudi-Arabien. Er war ursprünglich eingereist, um eine Facharztausbildung als Psychotherapeut zu machen. Nach Stationen in verschiedenen Städten arbeitete er zuletzt in der Salus-Klinik in Bernburg im Salzlandkreis als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Dort war al-Abdulmohsen seit 2020 im Maßregelvollzug für suchtkranke Menschen beschäftigt, wurde Ende 2024 jedoch als arbeitsunfähig geführt.

Video | Tote und Verletze bei Anschlag in Magdeburg

Quelle: t-online

Seit dem Anschlag gibt es auch Kritik an den Sicherheitsbehörden. Mehreren Medienberichten zufolge wurde auch Strafanzeige gegen die Polizei und die Stadtverwaltung gestellt. Im Fokus steht dabei das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt. Dabei geht es um die Frage, wie der 50-Jährige mit einem Mietwagen auf den mit Betonblocksperren gesicherten Weihnachtsmarkt gelangen konnte.

Unterdessen hat das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt ein Verfahren zum Entzug der Approbation von Taleb al-Abdulmohsen eingeleitet. Das Amt hat in den vergangenen 20 Jahren insgesamt 17 Verfahren zum Entzug einer ärztlichen Zulassung geführt und vollzogen. Die Approbation ist zurückzunehmen, wenn sich später etwa herausstellt, dass eine Person das Studium nicht abgeschlossen hat oder wenn nachträglich die Unzuverlässigkeit festgestellt wird.

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