Milliarden-Projekt für Bremerhaven
Das macht die „Polarstern II“ so besonders
23.12.2024 – 06:30 UhrLesedauer: 2 Min.
Das neue Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven kann kommen, der Neubau wurde bewilligt. Doch was macht die „Polarstern II“ so besonders?
Etwa 40 Jahre lang war die „Polarstern“ ein treuer Begleiter der Forscher vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Das Schiff brachte zahlreiche Wissenschaftler ins „ewige Eis“ und noch mehr Erkenntnisse zurück ans Festland. Nun wurde der Bau des Nachfolgers, die „Polarstern II“, bewilligt. Es geht um 1,185 Milliarden Euro, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zur Verfügung stellt. Aber was macht die „Polarstern II“ so besonders?
Zum einen ist es schlicht die Größe, die das Schiff auszeichnet. Das Eis-brechende Schiff bringt es nach Angaben des AWI auf satte 159,8 Meter in der Länge und wird mehr als 27 Meter breit sein. Wie viel das Schiff einmal wiegen wird, ist nicht veröffentlicht. Dafür ist bereits jetzt vieles über die Hightech-Ausstattung der „Polarstern II“ bekannt.
Demnach ist das Forschungs- und Versorgungsschiff in der Lage, Eis mit einer Dicke von 1,8 Metern zu durchbrechen und dabei immerhin noch rund drei Knoten (5,5 km/h) schnell zu sein. Möglich macht das unter anderem der dieselelektrische Antrieb mit einer Maximalleistung von 34.000 Kilowatt, was etwa 46.200 PS entspricht. Alleine das 17.800 Kilowatt starke Batteriesystem mache es dem Schiff möglich, rund zwei bis drei Stunden emissionsfrei unterwegs zu sein.
Die „Polarstern II“ soll künftig auch über einen sogenannten Azimutantrieb verfügen. Dabei handelt es sich laut AWI um 360 Grad drehbare Propellergondeln, die dem Schiff eine „einzigartige Manövrierfähigkeit im Eis und auf Station verleihen“. In Summe haben den Angaben zufolge 50 Besatzungsmitglieder Platz, hinzukommen noch einmal 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Unternimmt das Schiff lediglich sogenannte Transferfahrten, können auch 90 Personen mitgenommen werden.
Im Inneren des Schiffes werden künftig unter anderem Vortragsräume, eine Krankenstation und eine Bibliothek zu finden sein. Außerdem soll es einen Fitnessraum und Räume für Besprechungen geben. Und natürlich zahlreiche Labore. Dazu zählen ein Nass- sowie ein Trockenlabor, ein Fischlabor, ein Seismiklabor und ein Chemielabor.
Und auch die Geräte haben es in sich: Eines der Herzstücke wird das Remotely Operated Vehicle (ROV) werden. Dabei handele es sich um „ein Kabel-geführtes ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug, das bis in 6.000 Meter Tiefe eingesetzt werden kann“, schreibt das AWI. Diese Geräte ermöglichen unter anderem die gezielte Probennahme am Meeresboden.
Zusätzlich werde die „Polarstern II“ künftig über eine „Reihe von autonomen, hoch spezialisierten Drohnen“ verfügen, „die für unterschiedliche wissenschaftliche Fragestellungen, Reichweiten und Nutzlasten optimiert sind“. Ergänzend sollen außerdem mehrere Kräne auf Deck verbaut und Landeplätze für zwei Hubschrauber installiert werden. Fünf Jahre betrage die voraussichtliche Bauzeit, 2030 soll das Schiff der Forschung übergeben werden.
Gebaut wird die „Polarstern II“ von Thyssenkrupp Marine Systems am Standort in Wismar. Dort war die Freude über das vergebene Milliardenprojekt riesig, wie CEO Oliver Burkhard mitteilte. Die Vergabe sei ein Vertrauensbeweis in den Konzern und seine Fähigkeiten, zugleich aber auch „wichtiges Zukunftssignal“, sagte Burkhard. Denn: „Perspektivisch könnten wir bei einer vollen Auslastung im Unter- und Überwasserbereich ca. 1.500 Arbeitsplätze schaffen“, ergänzte er.