Patientin mit Kunstherz

„Meine Überlebensgarantie seit mehr als 2.500 Tagen“


01.12.2024 – 08:40 UhrLesedauer: 3 Min.

Versorgung der künstlichen Pumpe: Die meisten Patienten mit Kunstherz können ein weitgehend normales Leben führen. (Quelle: SHC / Steffen Rasche)

2015 erlitt sie einen Herzinfarkt, heute lebt sie seit bereits sieben Jahren mit einem Kunstherz: Die Geschichte der Herzpatientin Christine Herkner zeigt, wie medizinischer Fortschritt einen relativ normalen Alltag ermöglicht.

Vor neun Jahren änderte sich das Leben von Christine Herkner aus dem sächsischen Hoyerswerda auf einen Schlag. Ohne Vorwarnung erlitt die damals 59-Jährige einen Herzinfarkt.

„Es war ein heißer Sommertag. Mir war schon den ganzen Tag ein bisschen komisch, aber dabei dachte ich mir nichts. Ich bin noch mit meinem Sohn in den Garten gefahren und dann ging es los. Ich bekam schlimme Schmerzen und Krämpfe. Zu dem Zeitpunkt dachte ich immer noch, dass das schon wieder vergehen würde“, schildert sie t-online. Ihr Sohn, Martin Herkner, reagierte besonnen und rief den Notarzt. Damit rettete er seiner Mutter das Leben.

„Bis zu diesem Tag hatte ich mich immer gesund gefühlt. Ich bin auch nie zum Arzt gegangen, es gab ja keinen Grund“, erzählt Herkner. Doch dann mehrten sich die Diagnosen: Verengung der Herzkranzgefäße, Diabetes mellitus, Schlaganfall, Herzschwäche. „Trotz guter Versorgung ging es mir immer schlechter“, erinnert sich die Patientin, „ich litt ständig unter Atemnot und fühlte mich kraftlos.“

Es folgten unzählige Klinikaufenthalte. Herkner bekam Stents eingesetzt, also Implantate zum Offenhalten der Herzkranzgefäße. Aufgrund der geringeren Herzleistung wurde ihr außerdem ein Defibrillator implantiert. Doch keine dieser Maßnahmen brachte eine Verbesserung. Der Herzpatientin ging es zunehmend schlechter.

Aufgrund der ausgeprägten Herzschwäche, Mediziner sprechen von Herzinsuffizienz, infolge des Herzinfarktes gab es vermeintlich nur eine Rettung für sie: eine Herztransplantation. Doch die Verfügbarkeit von Spenderorganen ist gering, sodass Betroffene meist lange auf ein Spenderherz warten und viele Kriterien und Blutwerte stimmen müssen. Herkner hatte aber keine Zeit mehr, ihr Herz drohte zu versagen.



„Ich habe viele Jahre ungesund gelebt, war übergewichtig und habe geraucht. Heute weiß ich, wie sehr ich meinem Körper und meinem Herzen damit geschadet habe. Über Vorsorge habe ich mir keine Gedanken gemacht. Das war ein Fehler.“


Christine Herkner will zu einem achtsamen Umgang mit der eigenen Gesundheit motivieren


Eine Alternative zu einer Herztransplantation sind Kunstherzen. Fachleute sprechen von ventrikulären Herzunterstützungssystemen, die häufig in der linken Herzkammer, seltener in der rechten Herzkammer implantiert werden.

Die Patientin trägt ihr Herz in der Hand. (Quelle: SHC / Steffen Rasche)

Das linksventrikuläre Unterstützungssystem, kurz LVAD (engl. Left Ventricular Assist Device), ist eine mechanische Pumpe, die an das Herz des Patienten angeschlossen wird.

Ein LVAD ist dabei kein Ersatz für das erkrankte Herz, sondern übernimmt die Arbeit der linken Herzkammer. Über ein Kunststoffrohr gelangt das Blut von der linken Herzkammer in das Kunstherz und über ein weiteres Kunststoffrohr in die Hauptschlagader (Aorta).

Früher mussten die Patienten die dazugehörige Technik außerhalb des Körpers tragen und große Einschränkungen an Lebensqualität in Kauf nehmen. Das war 2017 im Fall von Herkner anders. Sie bekam von Professor Dirk Fritzsche, Chefarzt der Herzchirurgie und Ärztlicher Direktor am Sana-Herzzentrum Cottbus, und seinem Team aus Kardiotechnikern ein LAVD der damals aktuellen Generation. Die künstliche Pumpe mit integriertem Elektromotor und den beiden Stromleitungen passt in eine Hand.

Vor dem Sana-Herzzentrum Cottbus (v.l.n.r.): Dr. Kristin Rochor, Leitende Oberärztin der Kardiologie, Herzpatientin Christine Herkner, Prof. Dirk Fritzsche, Chefarzt der Herzchirurgie und Ärztlicher Direktor sowie Hagen Weise, Leiter der Kardiotechnik. (Quelle: SHC / Steffen Rasche)

„Wir waren damals mit den Ergebnissen äußerst zufrieden“, erinnert sich der Herzchirurg, „der Körper hat das Kunstherz sehr gut angenommen. Der Zustand der Patientin besserte sich zusehends. Schon einige Wochen nach der Implantation konnte Herkner gemeinsam mit den Physiotherapeutinnen erste Gehversuche unternehmen.“

Seitdem sorgt die künstliche Pumpe dafür, den Körperkreislauf der Patientin aufrechtzuerhalten. Auf die Operation folgte die Rehabilitation. Wieder fit und mobil für den Alltag zu werden, war das Ziel.

Während der langen Zeit der Immobilität hatten sich ihre Muskeln abgebaut. Treppensteigen oder kurze Spaziergänge waren für die Patientin unvorstellbar. Doch ehe die Entlassung nach Hause erfolgen konnte, musste das funktionieren. Herkner erinnert sich, dass sie erst nach Hause durfte, als sie wieder Treppen steigen konnte.

„Da ich im ersten Stock wohne und regelmäßig einige Treppen bewältigen muss, war es wichtig, dass ich ausreichend belastbar war.“ Und damit bekam sie viel Lebensqualität zurück: „Ich konnte wieder mit meinen Enkelkindern spielen, kurze Spaziergänge machen und den Alltag ganz gut bewältigen. Nach der Reha habe ich sogar 12.000 Schritte pro Tag geschafft.“ Das war vor sieben Jahren.

Sie trägt ihr Herz sprichwörtlich in der Hand

Heute ist Christine Herkner 68 Jahre alt und nicht mehr ganz so fit wie 2017. Aber sie ist immer noch zufrieden und dankbar für jeden Tag, den sie mit ihrem Kunstherz erleben kann. Alle drei Monate ist sie bei den Spezialisten des Herzzentrums in Cottbus zu Kontrollbesuchen. Kardiologen und Kardiotechniker prüfen den Zustand ihres Herzens und des Herzunterstützungssystems.

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