„Meine letzte Erinnerung macht mich traurig“
Mutter stürzt bei Kreuzfahrt in den Tod – Tochter klagt
Aktualisiert am 04.11.2025 – 10:23 UhrLesedauer: 2 Min.
Eine 66 Jahre alte Frau macht mit ihrer Tochter eine Taylor-Swift-Kreuzfahrt. Sie bucht ein Getränkepaket – und stürzt schließlich stark alkoholisiert über Bord. Nun verklagt ihre Tochter die Kreuzfahrtgesellschaft.
Eine Klage soll die Welt der Kreuzfahrten samt ihrer All-inclusive-Versprechen gründlich umkrempeln. Zumindest was den Alkoholausschank betrifft, will ein US-Anwalt mit dem unbegrenzten Konsum Schluss machen.
Spencer Aronfeld aus Miami vertritt die Tochter einer 66-Jährigen, die von einem Kreuzfahrtschiff der Royal-Caribbean-Gruppe in den Tod stürzte. Die Tochter sagt: Ohne das spezielle Alkoholangebot der Kreuzfahrtgesellschaft würde ihre Mutter heute noch leben.
Wie der Sender CBS News berichtete, hatte Dulcie White zusammen mit ihrer Tochter Megan Klewin eine Taylor-Swift-Kreuzfahrt mit entsprechenden Partys und Karaoke-Events gebucht. Die „Allure of the Seas“ legte im Oktober 2024 in Miami ab, die Reise sollte auf die Bahamas führen.
Doch dort kam Dulcie White nie an. Wie ihre Tochter jetzt schildert, hatte White bei der Kreuzfahrtgesellschaft eine Flatrate für alkoholische Getränke dazugebucht. Womöglich, um den Preis zu rechtfertigen, habe die 66-Jährige an Bord dann über die Stränge geschlagen.
Innerhalb eines Zeitraums von etwa sechs Stunden seien ihr praktisch ununterbrochen alkoholische Getränke serviert worden. „Sie schwankte, stotterte, lallte, roch nach Alkohol, war nicht mehr Herr ihrer Sinne und hatte glasige Augen“, beschreibt die von der Tochter eingeschaltete Anwaltskanzlei den Zustand der vierfachen Großmutter. Trotzdem habe die Crew ihr weiter Alkohol ausgeschenkt.
Erst als am 22. Oktober gegen 19.30 Uhr ein anderer Passagier den hilflosen Zustand von White bemerkt habe, sei Schluss gewesen. Der Passagier brachte die 66-Jährige zurück in ihre Kabine. Dort ereignete sich kurz darauf der tödliche Unfall vor den Augen der Tochter.
Megan Klewin beschreibt die letzten Momente im Leben ihrer Mutter so: White sei auf den Außenbalkon gegangen, wo Mutter und Tochter ihr Gepäck untergebracht hatten, um in der Kabine Platz zu sparen. „Als ich das nächste Mal aufblickte, sah ich sie von hinten“, schilderte die Tochter. „Sie saß auf dem Balkongeländer, sie war wohl darauf gestiegen. Sie saß da und stürzte dann hinab, bevor ich sie erreichen konnte.“
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Klägeranwalt Spencer Aronfeld sagt nun: „Royal Caribbean verkaufte nicht nur Getränke – sie verkauften Gefahr.“ Das sei ein „branchenübliches Muster“, er verlange, dass sich dieses Verhalten ändert: „Wir warnen die Kreuzfahrtgesellschaften: Die Zeiten, in denen sie von übermäßigem Alkoholausschank profitierten, während Passagiere auf See starben, sind vorbei.“
Für Megan Klewin ist es eigener Auskunft zufolge zutiefst schmerzhaft, an die Kreuzfahrt und den starken Alkoholkonsum der Mutter zurückzudenken. „Sie war völlig betrunken, so habe ich sie noch nie erlebt“, sagte sie CBS News. „Es macht mich traurig, dass dies meine letzte Erinnerung an sie ist.“
