Krise oder neuer Karriereweg?
Til Schweiger und alte Freunde, die sich abwenden
08.11.2024 – 15:59 UhrLesedauer: 3 Min.
Vor über einem Jahr stand Til Schweiger mit diversen Vorwürfen konfrontiert am Pranger der Nation. Heute plagen den Schauspieler ganz andere Sorgen. Oder?
Machtmissbrauch, Trunkenheit, Wutausbrüche: Im vergangenen Jahr sorgte ein Presseartikel mit der plakativen Überschrift „Sie nennen ihn den Imperator“ für viel Aufsehen. In jenem „Spiegel“-Artikel ging es um Deutschlands Erfolgsregisseur und Schauspieler Til Schweiger und die vermeintlichen Dramen und Eskapaden am Set von „Manta, Manta – Zwoter Teil“.
Jetzt der nächste Aufreger: Fans bangten um die Gesundheit des TV-Stars, nachdem er ein Schwarz-Weiß-Foto von sich veröffentlicht hatte. Anschließend enthüllte t-online: Schweiger geht es gut – aber er ist derzeit für ein fragwürdiges Filmprojekt im autokratischen Belarus im Einsatz. Hagelt es auch jetzt wieder Kritik?
Selbst für einen in seiner langen Karriere als Schauspieler, Regisseur und Produzent schon oft in der Kritik stehenden Promi wie Til Schweiger war die Zeit nach der Veröffentlichung der anprangernden „Spiegel“-Recherchen keine einfache. Halb Deutschland bemängelte den Schauspieler heftig – und das in den Augen der meisten seiner Kritiker auch zurecht.
In einer solch schweren Phase ist man als am Pranger stehender natürlich froh und glücklich über jeden Beistand. Im Fall von Til Schweiger, der schon seit über 30 Jahren eine große Nummer in der deutschen TV- und Kinobranche ist, könnte man von zahlreichen Kollegen ausgehen, die dem gebürtigen Breisgauer in einer solch schweren Zeit zur Seite stehen. Doch stimmt das auch?
Der erste Eindruck täuscht. Statt einer kollegialen Solidaritätsbewegung passierte nach dem Skandal erst einmal nichts. Das gab Schweiger selbst zu. „Viele Kollegen und Freunde von mir wollten nach dem Artikel gleich Interviews geben und sich hinter mich stellen. Aber ich habe den Leuten regelrecht hinterhertelefoniert, dass sie es lieber lassen sollen, weil ich dachte, sonst zieht sich das Ganze zu sehr in die Länge“, erzählte er im Podcast „Hotel Matze“ im März dieses Jahres.
Der Plan ging nicht ganz auf. Das Thema hielt sich wochenlang in den Schlagzeilen: „Letztes Jahr konnte man genau sehen, wer sich gemeldet hat und wer sich nicht gemeldet hat“, sagt der Angeklagte. Natürlich war da seine Familie, seine Ex-Frau Dana und die vier Kinder, die zu ihm standen. Aber es gab auch einige Prominente und Kollegen, die sich Mut machend bei ihm telefonisch meldeten: „Tobias Moretti hat sich bei mir gemeldet. Mads Mikkelsen und Mickey Rourke haben auch angerufen“, verriet Til Schweiger.
Einige enge Vertraute aus alten Tagen ließen den Schauspieler aber hängen. Einem Matthias Schweighöfer ist Til Schweiger nicht wirklich böse: „Dass Matthias sich nicht meldet, das hat mich überhaupt nicht überrascht. Weil, mit Matthias habe ich seit Jahren keinen Kontakt mehr und wir waren mal sehr, sehr, sehr eng. Der war für mich wie so ein kleiner Bruder“, sagte Til Schweiger.
Anders verhält es sich mit den beiden „Tatort“-Kollegen Fahri Yardim und Tim Wilde. Hier zeigte sich Schweiger enttäuscht: „Was mich schon auch bewegt hat, ist, dass Fahri sich nicht mehr gemeldet hat. Und den habe ich überallhin mitgenommen, überall. Und dann war er auf einmal weg.“ Und weiter: „Auch Tim Wilde habe ich in jeden Film mitgenommen. Der hat sich auch nicht gemeldet“, so Schweiger.
Die Enttäuschung saß tief, auch nach dem Sturm noch. Im Herbst des vergangenen Jahres gab es noch kurz Rückendeckung aus dem Hause Tschirner. Die Schauspielkollegin, die sich kurz nach der Veröffentlichung des „Spiegel“-Artikels sehr kritisch über die Zustände hinter den Kulissen der Filmbranche zu Wort gemeldet hatte, lobte Schweiger für dessen „Stern“-Interview, in dem der Schauspieler auch über eine begonnene Alkoholentzugstherapie berichtet hatte: „Das finde ich so groß und beeindruckend. Was das unter solchem öffentlichen Druck und noch während der Therapie für Mut erfordert – ich ziehe echt meinen Hut“, applaudierte Nora Tschirner via Instagram.