Nach einem anstrengenden Work-out schmerzen oft die Muskeln, manchmal für Tage. Halten die Beschwerden noch länger an, können auch Krankheiten dahinterstecken.

Wenn nach einem harten Training die Muskeln ein paar Tage lang schmerzen, ist das zunächst völlig normal. Halten die Beschwerden jedoch länger als zwei Wochen an oder werden zunehmend stärker, sollte man der Ursache auf den Grund gehen. Was die Muskeln schmerzen lässt und wann Sie zum Arzt gehen sollten.

Schmerzen in der Muskulatur, Myalgie genannt, können viele Ursachen haben. Zu den häufigsten Auslösern der stechenden, ziehenden, krampfartigen oder brennenden Schmerzen gehören Fehlhaltungen und Überlastungen. Eine zu stark beanspruchte Muskulatur verspannt, verhärtet und kann verkrampfen. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen entstehen. Besonders häufig ist die Nacken-, Schulter- und Rückenpartie von muskulären Verspannungen betroffen. In Form von Muskelkater zeigen sich Muskelschmerzen oft in den Beinen. Von Muskelkrämpfen sind die Waden häufig betroffen.

„In den meisten Fällen stecken hinter Muskelschmerzen Fehlbelastungen mit Überforderung beziehungsweise eine Überanstrengung. Der sehr häufig auftretende Muskelkater ist das beste Beispiel für eine zu starke Strapazierung der Muskeln“, erklärt Dr. Bernhard Dickreiter, Facharzt für Physikalische Therapie und Rehabilitative Medizin. „In der Folge kommt es zu Übersäuerungen und winzigen, vorübergehenden Faserverletzungen. Wer jetzt keine Pause einlegt, riskiert ernsthafte Verletzungen und ausgeprägte Muskelfaserrisse.“

Neben Überlastungen, etwa durch langes Sitzen am Schreibtisch, schweres Heben oder Über-Kopf-Arbeiten, sind Verletzungen ein weiterer häufiger Grund für Muskelschmerzen. Diese können durch einen Unfall entstehen, etwa durch einen Zusammenstoß beim Sport oder durch Umknicken beim Laufen. Muskelprellungen, Muskelzerrungen, Muskelfaserrisse und Muskelrisse sind beim Sport keine Seltenheit. Unter anderem sind Fußballer, Basketballer, Tennisspieler und Läufer häufig betroffen.

„Muskelzerrungen sind meist durch Überdehnung beim Sport verursacht und führen oft zu einer spürbaren Verspannung des betroffenen Muskels – häufig in Arm oder Wade – bis hin zu krampfartigen Schmerzen. Im Grunde genommen ist eine Muskelzerrung nichts anderes als eine starke Überdehnung durch schnelle, plötzliche Bewegungsänderungen“, sagt Dickreiter. „Muskelfaserrisse betreffen vor allem die Beine. Stechende, spitze Schmerzen sind ein typisches Symptom, ebenso eine deutlich schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit.“

Es kann aber auch sein, dass ernste Erkrankungen hinter den Muskelschmerzen stecken. Eines der vermutlich bekanntesten Beispiele für Muskel- und Gliederschmerzen ist die Grippe. Bei der Grippe treten die Symptome rasch auf und die Betroffenen sind erschöpft und empfinden starke Schmerzen in den Gliedern, sodass sie nur schwer aufstehen können. Zurückzuführen sind die Muskelschmerzen auf die Autoimmunreaktion des Körpers gegen die Erreger.

„Gliederschmerzen in Armen und Beinen treten bei grippalen Infekten und einer Grippe sehr häufig auf. Damit das Immunsystem die Krankheitserreger abwehren kann, legt es über entsprechende Botenstoffe die Hauptkonkurrenten um die Energie – das Gehirn und die Muskulatur – weitgehend lahm. Die muskulären Probleme sind somit Beleg eines Gesundungsprozesses“, so der Muskel- und Gelenkexperte.

(Quelle: Privat)

Dr. Bernhard Dickreiter ist leitender Facharzt für Physikalische Therapie und Rehabilitative Medizin der Gelenk-Klinik Gundelfingen.

Seltener sind Autoimmunerkrankungen die Ursache von Muskelschmerzen. Dazu gehören beispielsweise chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen oder Kollagenosen. Bei diesen systemischen Autoimmunerkrankungen können verschiedene innere Organe, Haut, Muskeln und Gelenke gleichzeitig oder nacheinander erkranken.

Die Schmerzen entstehen durch die Immunreaktion des Körpers, die zu Entzündungen in den Geweben führt. Auch der systemische Lupus erythematodes (SLE) gehört zu den Kollagenosen. Das Immunsystem richtet sich auch hier gegen körpereigene Strukturen. Oft sind es Muskel- und Gelenkschmerzen, welche die Betroffenen erstmals zum Arzt führen – und die schließlich zur Diagnose SLE führen.

„Im Rahmen von Autoimmunerkrankungen kommt es oft zu Entzündungen kleinster Blutgefäße (Vaskulitis). Diese Vaskulitiden führen zu Schmerzen in den Blutgefäßen und in deren Umgebung“, erklärt Dickreiter. „Zusätzlich wird durch die entzündlichen Veränderungen in den Blutgefäßen die Blutströmung verlangsamt und damit die Sauerstoffversorgung der Muskelzellen deutlich reduziert. Ein Mangel an Sauerstoff führt sofort zu einer Vergärung von Glukose zu Milchsäure und dadurch recht schnell, infolge der lokal ausgelösten Übersäuerung, zu Schmerzen.“

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