Google Maps
Warum plötzlich überall in Deutschland „Golfe“ auftauchen
23.03.2025 – 15:55 UhrLesedauer: 3 Min.
Satirische Umbenennungen bei Google Maps rufen Lacher hervor: Überall in Deutschland tauchen vermeintliche „Golfe“ auf.
Ein Blick auf Google Maps kann aktuell zum Schmunzeln oder zu leichter Verwirrung führen: Der Aasee in Münster heißt plötzlich „Golf von Münster“, ein Abschnitt der Ruhr in Essen wurde zum „Golf von Bredeney“ und selbst am Rhein in Köln ist nun vom „Golf von Zündorf“ die Rede. Überall in Deutschland tauchen vermeintlich neue Meeresbuchten auf – in Wahrheit handelt es sich um eine satirische Umbenennungswelle.
Ausgangspunkt der kuriosen Umbenennungen war eine Entscheidung des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit ließ er per Dekret den „Golf von Mexiko“ offiziell in „Golf von Amerika“ umbenennen – ein symbolischer Akt, der an koloniale Namensgebung erinnert. Der Kartendienst Google Maps folgte dem Wunsch der US-Regierung. Nutzerinnen und Nutzer in den USA sehen seither den neuen Namen auf der Karte. In Mexiko bleibt es hingegen beim ursprünglichen „Gulf of Mexico“, im Rest der Welt wird beides angezeigt.
Nicht alle Medien spielten mit. Die renommierte Nachrichtenagentur Associated Press (AP) weigerte sich, Trumps Neubenennung zu übernehmen. Die Reaktion folgte prompt: Journalistinnen und Journalisten der Agentur wurden aus dem Weißen Haus und sogar vom Präsidentenflugzeug ausgeschlossen. AP sprach von einem klaren Eingriff in die Pressefreiheit.
Die Entscheidung und Googles Mitwirken daran blieben international nicht unbemerkt – und wurden zum Auslöser für eine digitale Gegenbewegung. Besonders in Deutschland begannen Nutzerinnen und Nutzer, das Prinzip der Namensgebung selbst in die Hand zu nehmen.
Was in den USA seinen Anfang nahm, hat in Deutschland eine kreative Eigendynamik entwickelt. Immer mehr Nutzer verwenden Google Maps, um heimische Teiche, Seen oder Flussabschnitte durch die Umbenennung in vermeintlich bedeutende Gewässer zu verwandeln – natürlich mit einem Augenzwinkern. Zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen und Hessen finden sich zahlreiche Fälle dieser digitalen Satire.
Der Deichsee im Düsseldorfer Südpark firmiert plötzlich als „Golf von Wersten“, in Köln wurde ein Abschnitt des Rheins kurzerhand zum „Golf von Zündorf“. Auch der Aasee in Münster bekam einen neuen Namen: „Golf von Münster“. Der Alsdorfer Weiher heißt nun „Golf von Alsdorf“, das Wasserschloss Holtfeld ist von einem „Golf von Holtfeld“ umgeben. Selbst der Rursee bei Heimbach trägt inzwischen den Namen „Golf von der Eifel“. Und im Iserlohner Volksgarten denkt man international – dort tauchte auf Google Maps der „Golf of Volksgarden“ auf.
In Hessen läuft die Aktion ebenfalls auf Hochtouren. Der Kinzigsee in Langenselbold wurde zum „Golf von Langenselbold“, und beim Heuchelheimer Silbersee hat sich der Name „Golf von Gießen“ etabliert. Auch der Baggersee bei Niederweimar wurde zwischenzeitlich umbenannt – zunächst in „Golf von Weimar“, später in „Golf von Marburg“. Dabei bleibt es nicht nur bei neuen Namen: Die Umbenennungen lösen mitunter auch lokalpatriotische Diskussionen aus, schreibt spiegel.de: „Glaubt mir! Das Gewässer heißt schon immer Golf von Marburg“, heißt es etwa in einer Rezension. Und ein anderer Nutzer ergänzt: „Endlich hat hier mal jemand den Namen korrigiert. Es sind eh immer viel mehr Marburger als Weimarer hier.“
Möglich werden die kreativen Umbenennungen durch eine Funktion, die eigentlich praktische Zwecke erfüllen soll: Auf Google Maps lassen sich sogenannte Points of Interest (POIs) anlegen – also Orte, die als Sehenswürdigkeiten oder markante Punkte erfasst werden. Wer einen solchen Eintrag erstellt, kann ihm einen Namen geben, eine Beschreibung hinzufügen und sogar Fotos hochladen.
Sobald der Ort freigeschaltet ist, erscheint er auf der Karte – für alle sichtbar. Andere Nutzerinnen und Nutzer können den Eintrag dann bewerten oder kommentieren. Je mehr Interaktion stattfindet, desto prominenter wird der Marker auf der Karte angezeigt. Das ist eigentlich für Restaurants, Cafés oder Wanderwege gedacht – funktioniert aber ebenso gut für satirisch benannte Gewässer.
Google kontrolliert die Inhalte zwar nachträglich, doch bis dahin können die Namen und Bewertungen schon eine gewisse Aufmerksamkeit erzeugt haben. Gerade in sozialen Netzwerken verbreiten sich die Screenshots solcher „neuen“ Golfe rasant.