Angriffe mit mehr als 400 Toten
Netanjahu droht: „Das ist erst der Anfang“
19.03.2025 – 08:16 UhrLesedauer: 4 Min.
Die Angriffe Israels auf Gaza könnten weiter zunehmen. Das stellte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Aussicht. Die seit zwei Monaten bestehende Waffenruhe ist damit de facto beendet.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu droht eine Intensivierung der massiven Angriffe auf Stellungen der islamistischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen an. „Wir haben den Kampf wieder mit aller Macht aufgenommen“, sagte Netanjahu in einer Videoübertragung. „Von jetzt an werden Verhandlungen nur unter Feuer geführt.“ Zu neuen Angriffen mit mehr als 400 Toten sagte Netanjahu: „Dies ist erst der Anfang.“
Israelische Medien berichteten von anhaltenden israelischen Luftangriffen in mehreren Gegenden des Küstengebiets auch in der Nacht zu Mittwoch. Die israelische Armee äußerte sich jedoch zunächst nicht dazu. Den Berichten zufolge wurden Angriffe aus der Gegend um Chan Junis im Süden des Gebietes und bei Gaza-Stadt im Norden gemeldet. Bei den Angriffen sollen demnach mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen sein.
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Erstmals seit Beginn einer Waffenruhe vor rund zwei Monaten hatte die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Dienstag wieder massiv Ziele im Gazastreifen bombardiert. Mit den neuen Angriffen ist die mühsam von internationalen Unterhändlern ausgehandelte Waffenruhe de facto am Ende. Palästinensische Zivilisten im Norden und Süden des Gazastreifens, die während der Waffenruhe in ihre Wohngebiete zurückgekehrt waren, wurden von der Armee erneut zur Flucht aufgerufen.
Angriffe sollen in den nächsten Tagen andauern
Der israelische Außenminister Gideon Saar sagte, die Angriffe würden auch in den kommenden Tagen weitergehen. „Dies ist kein eintägiger Einsatz“, sagte Saar nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit Repräsentanten der israelisch-amerikanischen Lobbyorganisation Aipac.
Die islamistische Hamas habe zwei Vorschläge des US-Gesandten Steve Witkoff für eine Verlängerung der Waffenruhe abgelehnt, sagte Saar. „Wir fanden uns in einer Sackgasse wieder – keine Geiseln wurden freigelassen und es gab keine militärischen Einsätze“, sagte der Außenminister demnach. „Diese Situation konnte nicht andauern.“
Ein Hamas-Sprecher sagte hingegen, es sei Israel, das sich gegen die Waffenruhe-Vereinbarung gewandt habe. Die Hamas sei der Dreistufenvereinbarung dagegen immer verpflichtet gewesen. Man sei in ständigem Kontakt mit den internationalen Unterhändlern und stehe allen Versuchen, „die Aggression (Israels) zu stoppen und die Blockade aufzuheben“, positiv gegenüber.
Witkoff und andere US-Vertreter hatten zuletzt bei einem Vermittlertreffen in Katar einen aktualisierten Vorschlag für eine mehrwöchige Verlängerung der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas vorgelegt. Demnach sollte die Hamas mehrere lebende Geiseln im Austausch für palästinensische Gefangene freilassen.
Die Hamas pochte dagegen auf die sofortige Umsetzung einer zweiten Phase des Gaza-Deals, die ein Ende des Krieges und den Abzug der israelischen Truppen vorsieht. Sie sollte ursprünglich Anfang März beginnen. Die Eckpunkte dazu haben beide Konfliktparteien aber bislang nicht ausgehandelt.
Netanjahu kündigte an, Israel werde weiter gegen die Hamas kämpfen, bis alle Kriegsziele erreicht seien. Dies seien die Rückführung aller Geiseln, die Zerstörung der Hamas und die Gewährleistung, dass Gaza keine Bedrohung mehr für Israel darstellen könne.
International wurden die Luftangriffe verurteilt, darunter von Frankreich, der Türkei und der UN. China zeigte sich besorgt. Außenministerin Annalena Baerbock mahnte zur Verhältnismäßigkeit. „Fliehende Kinder, blutüberströmte Binnenvertriebene dürfen niemals Druckmittel für Verhandlungen sein“, sagte die Grünen-Politikerin.