Karl Dahl war NSDAP-Funktionär

Gründer von Karls Erdbeerhof: Nazi-Vergangenheit aufgedeckt


17.03.2025 – 17:11 UhrLesedauer: 3 Min.

Karls Erlebnis-Dorf (Archivbild): Der Grundstein für das Unternehmen wurde 1921 gelegt. (Quelle: IMAGO / BREUEL-BILD)

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Alles begann mit einem kleinen Gemüsehof. Heute ist Karls Erdbeerhof ein großes Unternehmen mit langer Familientradition. Doch nun belasten Nazi-Dokumente den Gründer.

Karl Dahl, der Gründer von Karls Erdbeerhof, soll während der nationalsozialistischen Diktatur in verschiedenen Funktionen für die NSDAP tätig gewesen sein. Das berichtet „Bild“ und beruft sich dabei auf historische Unterlagen, die der Zeitung laut eigenen Angaben vorliegen.

Robert Dahl, Enkel von Karl Dahl und heutiger Geschäftsführer von Karls Erdbeerhof, äußerte dazu auf der Webseite des Unternehmens: „Die Recherche eines Journalisten der Bildzeitung hat ergeben, dass mein Großvater Karl Mitglied der NSDAP war und dass es auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb 3 Zwangsarbeiter gab. Eine Mutter mit ihrer Tochter und ein Mann. Diese Nachricht hat mich tief betroffen gemacht.“

Er habe von der Vergangenheit seines Großvaters nichts gewusst und sei von den Enthüllungen überrascht worden.

Robert Dahl, Chef von Karls Erdbeerhof, wusste nichts von der Nazi-Vergangenheit seines Großvaters. (Archivbild) (Quelle: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild/dpa)

Dahl, der 1921 in einem Dorf in Mecklenburg den Grundstein für Karls Erdbeerhof legte, startete in jenem Jahr zunächst mit einen kleinen Gemüsehof und belieferte mehr als zwei Jahrzehnte lang Wochenmärkte in Rostock mit Obst und Gemüse, heißt es auf der Seite des Unternehmens.

Laut den Dokumenten trat Karl Dahl bereits im Dezember 1931 in die NSDAP ein und bekleidete im Laufe der Zeit mehrere Positionen innerhalb der Partei. So sei er unter anderem ab 1932 NSDAP-Blockwart in Bentwisch bei Rostock gewesen, 1934 wurde er 2. Beisitzer am NSDAP-Kreisgericht, 1936 „Gaufachredner“ der NSDAP sowie ab 1938 Ortsgruppenleiter der NSDAP in Bentwisch. Zusätzlich sei Dahl 1935 auch noch ehrenamtlicher Kreisbauernführer gewesen. Bis Kriegsende leitete er die Kreisbauernschaften Rostock-Land und Rostock-Stadt.

Die Historikern Prof. Daniela Münkel, Expertin für Agrargeschichte in der NS-Zeit, sagte dazu: „Ortsgruppenleiter wie Dahl repräsentierten nicht nur die NSDAP im Dorf, sondern kontrollierten die Bevölkerung und hatten Einfluss auf die Gemeindevertretungen.“

Während des Zweiten Weltkriegs setzten die Dahls nach Angaben der Arolsen Archives mindestens drei polnische Zwangsarbeiter ein. Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit größten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus.

Einer von ihnen war Waclaw Kaminski, Jahrgang 1916. 1972 schrieb er in einem Brief: „Ich war als Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft von Kreisbauernführer Karl Dahl beschäftigt.“ Kaminski verlor bei einem Unfall zwei Finger, ein dritter blieb nach dem Unglück steif.

Auch Leokadia Domzala, 1924 geboren, habe ab März 1942 auf dem Hof von Dahl arbeiten müssen. Ihr Enkel erinnert sich an ihre Erzählungen über diese Zeit. Sie habe ihm erzählt, wie sie während des Krieges „für einen Bauern gearbeitet hat“, erinnerte sich der Enkel. Seine Großmutter starb 1994.

Nach Kriegsende flüchtete Karl Dahl mit seiner Familie nach Schleswig-Holstein. Sein Besitz in Mecklenburg wurde 1946 von den Sowjets enteignet und nach der Wende 1990 in Deutschland nie zurück übertragen.

Bei der Entnazifizierung verschwieg Dahl, dass er Ortsgruppenleiter war, gab jedoch seine Mitgliedschaft in der NSDAP zu.

Karls Erdbeerhof in Elstal (Archivbild): Das Unternehmen steht heute für Toleranz und Weltoffenheit. (Quelle: Stefan Zeitz/imago-images-bilder)

Robert Dahl teilte in seinem Statement weiter mit: „Die NS-Zeit ist ein dunkler Teil der deutschen Geschichte, und es ist wichtig, dass wir uns dieser Vergangenheit mit Verantwortung und Transparenz stellen.“ Dann kündigte er an: „Ich werde einen Historiker beauftragen unsere Geschichte detailliert zu erforschen.“

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