Sie tanken Energie für den weiten Flug Richtung Süden. Zuvor besiedeln die majestätischen Vögel jedoch den Norden Deutschlands. Eine wahre Show.

Da sind sie wieder: Zu Zehntausenden bevölkern Kraniche ab Anfang Oktober den Norden Deutschlands. Insgesamt kommen jährlich etwa 150.000 Exemplare der majestätischen Vögel auf die Wiesen der Republik. Sie suchen hier Nahrung und tanken die nötige Energie, um die mehrere Tausend Kilometer langen Flüge Richtung Süden in Angriff zu nehmen. Mehrere Regionen gelten dabei als Hotspots für den Zwischenstopp der Kraniche.

Insbesondere in den Moorgebieten rund um Diepholz, südlich von Bremen, sind die Vögel in Massen anzutreffen. Zählungen, die seit rund 20 Jahren vorgenommen werden, ergaben zuletzt: Mindestens zwischen 7.000 und 19.000 Kraniche rasten im Bereich des Rehdener Geestmoors. 2013, so der Naturpark Dümmer auf seiner Internetseite, sollen sogar rund 23.000 Exemplare gesichtet worden sein. Andere Quellen gehen sogar davon aus, dass jedes Jahr im Frühjahr und Herbst bis zu 100.000 Vögel das Gebiet bevölkern. Zuletzt berichtete der NDR, dass rund 45.000 Kraniche im Jahr 2023 im Bereich um Diepholz zu beobachten gewesen waren.

„Die Kranichsaison ist in vollem Gange“, so Naturführerin Antje Ismer. Sie bietet regelmäßig Führungen an zum „internationalen Flughafen in Mitteleuropa“. So nennt der Naturpark Dümmer die Wiesen rund um die knapp 16.000 Einwohner zählende Stadt. In einem Halbkreis von Nord bis Süd ziehen sich dort die Moorlandschaften mit ihren zahlreichen Nahrungsflächen entlang. „Überall hört man die trompetenartigen Rufe der Kraniche, die sich aus dem hohen Norden auf dem Weg in wärmere Gefilde befinden, um zu überwintern“, erklärt sie. Bei Führungen dabei zu sein, sei „ein echtes Erlebnis“.

Hauptgrund für den Ansturm der Vögel ist das für sie fast perfekte Umfeld, das sie in den Mooren vorfinden: Die weitläufigen Flächen bieten ein großes Nahrungsangebot, gute Schlafplätze und wenige Störquellen, erklärt der Naturpark Dümmer. Das Wasser stehe auf den Flächen zudem besonders flach. So können die Vögel nachts stehend schlafen.

Lange Zeit galt der Kranich als massiv vom Aussterben bedroht, in den 1970er-Jahren gab es Schätzungen zufolge nur noch etwa 800 Brutpaare. Doch insbesondere rund um die Kreisstadt wurden seit dieser Zeit „stetig Maßnahmen zur Wiedervernässung, Erhaltung und Entwicklung der Hochmoore durchgeführt“, heißt es vom Bund Diepholzer Moorniederung. Die Vögel würden nicht nur gut von Ernteresten leben können, sondern auch reichlich Insekten und Frösche vorfinden, die als Hauptnahrungsquelle der Vögel dienen.

Die entsprechenden Regionen, allen voran der Landkreis Rotenburg (Wümme) und der Landkreis Diepholz, bieten zahlreiche geführte Kranich-Touren an. Mehr zu den Angeboten im Bereich Rotenburg lesen Sie hier. Auch in der Region Diepholz lässt sich der „Vogel des Glücks“ – so sein Beiname – bei geführten Wanderungen beobachten. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Lebensraum der Kraniche umfasst laut Naturschutzbund (Nabu) vorrangig die Waldtundra und Wald- und Waldsteppenzone Eurasiens von Nord- und Mittel-Europa bis nach Ost-Sibirien. „Im Süden erreicht die Art mit isolierten Populationen das Mittelmeergebiet (Frankreich und Türkei)“, so der Nabu. Der Bestand in Europa wird zurzeit auf etwa 130.000 Brutpaare geschätzt.

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