Obwohl Julian Nagelsmann am Montag einige personelle Änderungen vornehmen musste, blieb der Spielstil ähnlich dominant wie zuvor. Das liegt auch am Bundestrainer und dessen System.

Wenige Stunden vor der Partie am Montagabend in München gab es den nächsten Ausfall in der deutschen Nationalmannschaft zu beklagen. Deniz Undav, noch wenige Tage zuvor Doppeltorschütze im bosnischen Zenica, sagte kurzfristig ab. Für ihn rückte sein Stuttgarter Mannschaftskollege Jamie Leweling in die Startelf. Eben jener Leweling, der sein Debüt für die DFB-Elf feierte, erzielte nach rund 100 Sekunden direkt den ersten Treffer, der nach einem längeren Video-Review aufgrund einer Abseitsposition von Serge Gnabry aberkannt wurde.

Obwohl Deutschland im Anschluss noch 62 Minuten bis zum Siegtreffer benötigte, den übrigens auch Leweling erzielte, waren von den ersten Augenblicken des Spiels an die Kräfteverhältnisse zwischen Deutschland und den Niederlanden eindeutig zu erkennen. Die Elftal mag im 48. Duell zwischen beiden Nationen mit einem etwas namhafteren Team angetreten sein, aber Nagelsmanns zusammengewürfelter Haufen bestimmte das Geschehen. Das wiederum deutet auf zwei Dinge hin: Deutschland besitzt gerade in der Offensive einige Talente und auch erfahrene Spieler, die Rollen gut ausfüllen können. Zum anderen lassen sich Spieler in das System Nagelsmann vergleichsweise leicht integrieren.

Der 37-jährige Bundestrainer mag von seinem Naturell her ein in Konzepten denkender Klubcoach sein, aber er hat sich den besonderen Herausforderungen des internationalen Fußballs mit den kurzen Länderspielpausen und der überschaubaren Anzahl an Trainingseinheiten recht schnell angeglichen. Zudem passt Nagelsmanns offensive Grundausrichtung bestens zur deutschen Mannschaft, in welcher selbst die gestern aufgebotenen Innenverteidiger Antonio Rüdiger und Nico Schlotterbeck am liebsten den Vorwärtsgang einlegen.

Die beiden zentralen Mittelfeldspieler gegen die Niederlande waren unterdessen Angelo Stiller und Aleksandar Pavlović. Die gebürtigen Münchner sind die etwas forschere Variante im Vergleich zu Robert Andrich und Pascal Groß. Im Normalfall würde man denken, dass man mit Andrich und Groß gegen die qualitativ gut besetzten Niederländer antreten sollte. Doch die Ballsicherheit von Stiller und die Ballbesitz- wie auch Gegenpressingpräsenz von Pavlović waren genau richtig, um die Oberhand gegen das niederländische Mittelfeld rund um Tijjani Reijnders und Ryan Gravenberch zu gewinnen.

Der offensivtaktische Ansatz von Nagelsmann machte sich auch eine Ebene weiter vorn bemerkbar, wo sich die offensive Dreierreihe mit Leweling sowie Florian Wirtz und Serge Gnabry auf dem Weg ins letzte Spielfelddrittel zumeist zusammenzog, um entweder ins Kombinationsspiel zu gelangen oder aber den Versuch zu unternehmen, die Ablagen vom agilen Mittelstürmer Tim Kleindienst zu verarbeiten.

In jedem Fall führte die enge Offensivreihe dazu, dass Niederlandes Viererkette ebenfalls eng stand und die Außenbahnen ein Stück weit aufgab. Deshalb war es für die deutsche Mannschaft aber auch umso leichter, nach Ballverlusten Druck auf die niederländischen Verteidiger auszuüben, weil diese sich nach Balleroberungen nur auf ein paar Metern die Kugel zuschieben konnten und folglich kein Druck entstand.

Wenngleich das 1:0 gegen den Rivalen aus dem Westen auf dem Papier das zweite knappe Resultat innerhalb von vier Tagen war, so können die Leistungen der DFB-Auswahl nur positiv stimmen. Zumal mit Leweling, Kleindienst, Stiller, Pavlović und Undav einige Spieler ohne großartige Nationalmannschaftserfahrung überzeugen konnten. Am Montagabend wurden in der Allianz-Arena offiziell Manuel Neuer, Ilkay Gündoğan und Thomas Müller verabschiedet. Der Staffelstab ist übergeben.

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