Plötzlich taucht sie wie aus dem Nichts auf: eine „Geisterinsel“ im größten See der Erde. Doch kurz nach ihrer Entdeckung wird sie vom Wasser auch schon verschluckt.

Ein Satellit der Nasa fing nun das Auftauchen und Verschwinden einer solchen „Geisterinsel“ ein. Anfang 2023 ragte vor der Küste Aserbaidschans plötzlich eine Landmasse aus dem See – scheinbar aus dem Nichts. Doch jetzt ist von der Insel fast nichts mehr zu sehen, wie Satellitenaufnahmen zeigen.

Was nach einem Mysterium aussieht, hat eine geologische Erklärung: den Ausbruch eines Schlammvulkans. Unter der Wasseroberfläche des Kaspischen Meers verbirgt sich der Kumani Bank. Auf den Aufnahmen der Satelliten ist deutlich zu erkennen: Im November 2022 blieb der Gipfel des Vulkans unter der Meeresoberfläche verborgen. Am 14. Februar 2023 war plötzlich eine Insel aufgetaucht, und eine Sedimentwolke trieb von ihr weg.

Weitere Satellitenbeobachtungen deuten darauf hin, dass die Insel zwischen dem 30. Januar und dem 4. Februar entstanden sein muss und einen Durchmesser von etwa 400 Metern hatte, erklärte der Geologe Mark Tingay von der University of Adelaide. Am 25. Dezember 2024 war jedoch nur noch ein kleiner Teil des Kumani Bank über dem Wasser erkennbar.

Schlammvulkane sind „seltsame und wunderbare Erscheinungen, die weitgehend wenig erforscht sind“, sagte Tingay in einem Seminar für die Geological Society of Australia. Die meisten Schlammvulkane sind zwischen einigen Metern und mehreren Kilometern groß und befinden sich in Gebieten mit aktiver Tektonik. Hier baut sich unterirdischer Druck auf. Eine Mischung aus Flüssigkeiten, Gasen und Sedimenten drückt dann an die Oberfläche.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Kumani Bank eine „Geisterinsel“ aus dem Nichts entstehen ließ. Die acht zuvor aufgezeichneten Ausbrüche des Schlammvulkans ereigneten sich in Schüben, die weniger als zwei Tage dauerten und Inseln unterschiedlicher Größe und Lebensdauer hervorbrachten. Eine Insel mit einem Durchmesser von nur 87 Metern und einer Höhe von 3,5 Metern war das Ergebnis eines Ausbruchs im Mai 1861. Diese Insel erodierte Anfang 1862. Der stärkste Ausbruch im Jahr 1950 brachte eine Insel mit einem Durchmesser von 700 Metern und einer Höhe von 6 Metern hervor.

In Aserbaidschan haben Forscher eine ungewöhnlich hohe Konzentration an Schlammvulkanen entdeckt. Im Osten des Landes und vor der Küste des Kaspischen Meeres wurden mehr als 300 gezählt. Die Region liegt in einer Konvergenzzone, in der die arabische und die eurasische tektonische Platte kollidieren.

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