Nierensteine galten als mögliche Komplikation der täglichen Einnahme von Vitamin-D-Präparaten. Eine neue Studie entkräftet diese Annahme – und weist auf Vorteile hin.

Vitamin D ist ein lebenswichtiger Stoff. Der Körper benötigt es für ein starkes Immunsystem und um bestimmte Hormone herzustellen. Allerdings sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) nur etwa die Hälfte aller Erwachsenen und Jugendlichen ausreichend mit Vitamin D versorgt.

Daher greifen vor allem in den dunklen Jahreszeiten viele Menschen zu Vitamin-D-Präparaten. Doch Kritiker weisen auf die potenziellen Risiken einer Überdosierung bei der regelmäßigen Einnahme von Vitamin D hin – besonders, wenn es ohne ärztliche Verordnung eingenommen wird. Nun hat eine aktuelle Untersuchung des DKFZ gezeigt, dass diese Sorge unbegründet ist. Den Experten zufolge ist weder das befürchtete Risiko für Nierensteine noch für Atherosklerose durch die tägliche Einnahme von Vitamin D erhöht. Die Studie wurde im Fachjournal „Nutrients“ veröffentlicht.

Hintergrund für die Warnung vor zu viel Vitamin D ist, dass es einen großen Einfluss auf den Kalziumstoffwechsel hat. So bewirkt Vitamin D zum einen, dass der Darm vermehrt Kalzium aufnimmt und zum anderen, dass die Nieren weniger Kalzium ausscheiden. Bei einer Überdosierung von Vitamin D droht daher eine sogenannte Hyperkalzämie, also ein erhöhter Kalziumspiegel im Blut. Dieser wiederum kann im schlimmsten Fall Nierensteine sowie eine Arterienverkalkung (Atherosklerose) zur Folge haben.

Um zu untersuchen, wie unterschiedliche Mengen Vitamin D den Kalzium-Spiegel beeinflussen, haben Forschende des DKFZ die Daten von über 400.000 Personen analysiert. 4,3 Prozent der Teilnehmenden gaben an, regelmäßig Vitamin-D-Präparate einzunehmen. Weitere 20,4 Prozent nahmen Multivitaminpräparate ein, die ebenfalls Vitamin D enthielten.

Theoretisch ist der Körper in der Lage, genug Vitamin D selbst herzustellen, sofern die Haut ausreichend dem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Allerdings weist das RKI darauf hin, dass die Vitamin-D-Bildung in den hiesigen Breiten hauptsächlich von März bis Oktober möglich ist. Eine Möglichkeit zur Verbesserung des Vitamin-D-Status stellt die Einnahme von Supplementen (Nahrungsergänzungsmitteln) dar.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt diese bisher allerdings nur für Angehörige von bestimmten Risikogruppen, etwa Ältere oder Menschen mit dunkler Hautfarbe. Der Referenzwert für die Vitamin-D-Zufuhr beträgt bei fehlender körpereigener Bildung 20 Mikrogramm pro Tag, das entspricht 800 internationalen Einheiten (I.E.). Dieser von der DGE aus Studien abgeleitete Schätzwert gilt für alle Altersgruppen ab einem Lebensjahr. Säuglinge unter 12 Monaten benötigen 400 I.E. pro Tag.

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Das Ergebnis überraschte: Probanden, die regelmäßig Vitamin D einnahmen, hatten durchschnittlich einen höheren Kalziumspiegel. Allerdings erkrankten sie in dem Beobachtungszeitraum von knapp 13 Jahren dennoch nicht häufiger an Atherosklerose oder Nierensteinen, als diejenigen, die kein Vitamin D einnahmen.

„Dies ist die weltweit bislang größte Studie, in der die Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen Vitamin-D-Supplementierung und Sicherheitsaspekten des Kalziumstoffwechsels untersucht wurden. Erfreulicherweise konnten wir dabei keinen Zusammenhang mit Erkrankungen feststellen, die auf eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut zurückzuführen sind“, erklärte Studienautor Dr. Ben Schöttker.

Die Autoren schließen daher, dass der hohe Kalziumspiegel wahrscheinlich nicht durch die Einnahme der Vitaminpräparate ausgelöst wurde. Sie vermuten andere Ursachen hinter diesem Symptom, etwa erbliche Faktoren. Eine weitere Möglichkeit: Gesundheitsbewusste Menschen, die regelmäßig Vitamin D einnehmen, könnten auch vermehrt zu Kalziumpräparaten greifen.

Laut Erstautorin Dr. Sha Sha zeigen die Studienergebnisse, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten als sicher angesehen werden kann. Das sei für sie nicht überraschend, da es zu einer Überdosierung von Vitamin D erst bei Einnahme von „extrem hohen Dosen“ über eine längere Zeit kommt.

Die übliche Vitamin-D-Dosierung liegt ihr zufolge in der EU zwischen 400 und 4.000 internationalen Einheiten (I.E.) pro Tag. Nebenwirkungen einer Überdosierung würden dagegen in klinischen Studien erst ab einer Tagesdosis von 10.000 I.E. beobachtet, so Dr. Sha Sha.

Im Gegenteil weist das Deutsche Krebsforschungszentrum darauf hin, dass es in einer Zusammenfassung aller aussagekräftigen klinischen Studien zu Vitamin D einen weiteren wichtigen Vorteil feststellen konnte. Demzufolge könnte die Einnahme von Vitamin D bei Tumorpatienten das Risiko, an Krebs zu sterben, um zwölf Prozent reduzieren – vorausgesetzt, das Vitamin wird täglich eingenommen.

„Eine dem Bedarf angepasste Vitamin-D-Supplementierung in maßvoller Dosierung könnte einen wichtigen und sehr kostengünstigen Beitrag zur Prävention von Krebstodesfällen und verschiedenen Erkrankungen leisten“, ergänzt Co-Autor Prof. Hermann Brenner.

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