Redewendung

Nachts sind alle Katzen grau: Bedeutung entschlüsselt

„Nachts sind alle Katzen grau!“ – Sprichwörter wie diese nutzen wir regelmäßig. Aber wo kommen sie her und was ist ihre Bedeutung? Wir klären auf.

25.11.2024 – 03:00 Uhr|Lesedauer: 2 Min.

Haben Sie auch schon einmal gehört, dass „alle Katzen grau“ sind? Vielleicht abends, als sie noch in einer Bar unterwegs waren und jemand über die verschwommenen Unterschiede der Gäste scherzte. Oder aber in einem Buch, als der Autor die verschwommenen Schemen nächtlicher Gestalten beschrieb. Was steckt dahinter? Wir nehmen die faszinierende Redewendung genauer unter die Lupe.

Sind nachts wirklich alle Katzen grau? Die Erklärung hinter dem Sprichwort. (Quelle: Martin Schutt/zb/dpa/Archivbild/dpa)

Die Redewendung „Nachts sind alle Katzen grau“ bezieht sich nicht wörtlich auf Katzen, sondern ist eine metaphorische Aussage über menschliche Wahrnehmung und Unterscheidungsvermögen. Sie drückt aus, dass in der Dunkelheit oder unter bestimmten Umständen Unterschiede zwischen Dingen oder Personen verschwimmen oder unwichtig werden.

Im übertragenen Sinne kann dies bedeuten, dass in bestimmten Situationen äußere Merkmale, soziale Unterschiede oder individuelle Eigenschaften an Bedeutung verlieren. Die „Nacht“ steht dabei symbolisch für Umstände, die eine klare Differenzierung erschweren. Die Redewendung kann auch implizieren, dass Menschen in bestimmten Kontexten – wie etwa beim Ausgehen in der Nacht – weniger wählerisch oder kritisch sind als unter normalen Umständen.

Viele Redewendungen verwenden wir täglich, ohne zu wissen woher sie stammen. Der Spruch über die grauen Katzen lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Er findet sich in ähnlicher Form in verschiedenen europäischen Sprachen, was auf eine gemeinsame kulturelle Wurzel hindeutet.

Eine frühe schriftliche Erwähnung findet sich im 16. Jahrhundert in den Werken des französischen Schriftstellers François Rabelais. In seinem Buch „Gargantua und Pantagruel“ verwendete er eine ähnliche Phrase, um auf die Gleichheit aller Menschen vor Gott hinzuweisen.

Im deutschen Sprachraum wurde die Redewendung durch verschiedene Literaten popularisiert, darunter Johann Wolfgang von Goethe, der sie in seinen Werken verwendete und damit zu ihrer Verbreitung beitrug.

In der modernen Alltagssprache wird „Nachts sind alle Katzen grau“ in verschiedenen Kontexten verwendet. In der Welt des Online-Datings und der Partnersuche wird die Redewendung oft verwendet, um auf die Oberflächlichkeit mancher Begegnungen hinzuweisen. Sie kann ausdrücken, dass in bestimmten Situationen – etwa in Bars oder Clubs – äußere Merkmale weniger wichtig erscheinen als tagsüber.

Im beruflichen Kontext wird die Phrase verwendet, um auf die Gleichheit aller Mitarbeiter hinzuweisen, unabhängig von ihrer Position oder ihrem Status. Beispielsweise könnte ein Unternehmen in Krisenzeiten betonen: „Nachts sind alle Katzen grau – wir sitzen alle im selben Boot und müssen zusammenhalten.“

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann die Phrase verwendet werden, um auszudrücken, dass alle Unternehmen oder Branchen vor ähnlichen Herausforderungen stehen. „In der Rezession sind alle Katzen grau“ könnte bedeuten, dass selbst sonst erfolgreiche Unternehmen mit Problemen zu kämpfen haben.

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