Nachtröpfeln ist sowohl bei Männern, als auch bei Frauen normal. Allerdings kann dies auch ein Hinweis auf eine Störung der Harnwege sein. Wann Sie die Beschwerden ärztlich abklären sollten.
Besonders häufig sind Männer von dieser Form der Inkontinenz betroffen. Allerdings gehen die wenigsten von ihnen der Ursache nach. Dabei kann Nachtröpfeln auch ein Hinweis auf eine Störung der Harnwege sein, etwa auf eine vergrößerte Prostata. Wann Nachtröpfeln ein Warnsignal ist, erklärt ein Experte.
Versiegt der Hauptstrahl und spannt sich die Blasenmuskulatur wieder an, tröpfelt meist noch etwas Urin nach. Das ist nicht ungewöhnlich. Es handelt sich in der Regel um die letzten Tropfen aus der Harnröhre. Bleibt es allerdings nicht beim kurzen leichten Nachtröpfeln, sondern nimmt die Menge zu, sollte man aufmerksam werden.
Besonders, wenn zwischendurch plötzlich ungewollt Harn abgeht oder der Harnstrahl generell schwächer wird. Diese Beschwerden deuten darauf hin, dass der normale Ablauf der Harnentleerung gestört ist. Eine häufige Ursache bei Frauen ist eine Harninkontinenz, umgangssprachlich auch als Blasenschwäche bezeichnet. Bei Männern steckt oft eine gutartige Prostatavergrößerung hinter dem „Tröpfeln danach“.
Weitere mögliche Ursachen für vermehrtes Nachtröpfeln können sein:
- Harnwegsinfekte: Ist beispielsweise die Blase entzündet, ist das Urinieren schmerzhaft und die Blasenentleerung aufgrund der verkrampften Blasenmuskulatur erschwert. Oft kommen nur wenige Tropfen.
- Chronische Prostataentzündung: Sie kann eine Schwellung der Prostata verursachen und das vergrößerte Organ die Harnröhre einengen.
- Prostatakrebs: Größer werdende Tumoren können die Harnröhre verengen/ abdrücken.
- Blasensteine: Sie stellen ebenfalls ein Hindernis dar, welches die Entleerung der Blase behindern kann.
- Harnblasenkrebs: Größer werdende Tumoren können den Übergang zur Harnröhre verstopfen.
- Harnröhrenverengung: Sie kann sich unter anderem nach längerem Tragen eines Katheters oder als Folge einer Operation (Narbenbildung) einstellen.
- Einnahme bestimmter Medikamente: Manche Medikamente, etwa bestimmte Beruhigungsmittel, Antidepressiva und Neuroleptika, können die Funktion der Blase beeinträchtigen.
„Tröpfelt es vermehrt nach, ist das ein Warnsignal“, sagt Matthias Zeisberger, erster Vorsitzender der Inkontinenz Selbsthilfe e.V. „Vor allem, wenn weitere Beschwerden hinzukommen, etwa Schmerzen beim Urinieren, ein Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung, Blut im Urin, ungewollter Urinverlust oder vermehrter Harndrang. Dann sollten Betroffene immer einen Arzt aufsuchen und die Ursache klären lassen.“
Für Frauen und Männer ist oft der Hausarzt der erste Kontakt. Dieser überweist bei Verdacht auf eine Erkrankung im Bereich der Harnwege an einen Urologen weiter. Denn: Der Urologe ist kein reiner „Männerarzt“. Er beschäftigt sich nicht nur mit den männlichen Geschlechtsorganen, sondern auch mit Veränderungen und Erkrankungen der Nieren und Harnwege bei beiden Geschlechtern.
Herr Matthias Zeisberger ist erster Vorsitzender der Inkontinenz Selbsthilfe e.V. Er ist seit über 16 Jahren ehrenamtlich für die Selbsthilfe tätig und steht in engem Kontakt mit Harninkontinenz-Betroffenen.
Wie bereits erwähnt, ist bei Frauen eine Harninkontinenz eine häufige Ursache für vermehrtes Nachtröpfeln und unwillkürlichen Urinverlust. Zu den Gründen, warum Frauen anfälliger für Blasenschwäche sind als Männer, gehören anatomische Gegebenheiten, ein dehnbareres und generell schwächeres Bindegewebe, Schwangerschaften und Geburten sowie hormonelle Einflüsse, etwa in den Wechseljahren. Auch Übergewicht, ständige Verstopfung und chronischer Husten gehören zu den Risikofaktoren, welche eine Blasenschwäche begünstigen können. Beckenbodentraining kann helfen, den Beckenboden zu kräftigen und die Beschwerden der Blasenschwäche lindern.
„Beckenbodentraining sollte unter professioneller Anleitung eines entsprechend geschulten Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin erlernt werden. Das Training ist das A und O bei der Behandlung einer leichten Belastungsinkontinenz. Die Übungen trainieren die Stützfunktion des Halteapparates und stärken die Funktion des Blasenschließmuskels“, erklärt Zeisberger. „Bei einer Dranginkontinenz können oft Medikamente helfen, welche die überreizten Nerven beruhigen.“
Ab dem 50. Lebensjahr wird die Prostata bei vielen Männern größer. Ursache sind Einflüsse des Sexualhormons Testosteron. Ab einer gewissen Größe engt die Vorsteherdrüse die Harnröhre, welche sie umschließt, ein. Urin fließt schlechter ab. Probleme beim Wasserlassen sind die Folge.
Angaben der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) zufolge, leiden rund 40 Prozent der über 50-jährigen Männer in Deutschland an behandlungsbedürftigen Problemen beim Wasserlassen. Gut ein Viertel von ihnen hat eine vergrößerte Prostata.
Ein schwächer werdender Harnstrahl gehört zu den ersten Symptomen einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie (BPH). Zudem dauert es länger, bis die Blase entleert ist. Auch vergeht oft einige Zeit, bis die Blase beginnt, sich zu entleeren („Anlaufschwierigkeiten“).
„Nachtröpfeln, ein Restharngefühl sowie vermehrter Harndrang und Inkontinenz sind weitere Symptome einer vergrößerten Prostata“, erklärt Zeisberger. „Männer sollten Beschwerden beim Wasserlassen immer ärztlich abklären lassen. Im Falle einer gutartigen Prostatavergrößerung gibt es verschiedene Behandlungsmethoden, darunter die Einnahme von Medikamenten sowie unterschiedliche Operationsverfahren.“