Xi Jinping zum Staatsbesuch in Moskau: Pekings Rückenstärkung kommt Putin teuer zu stehen

Russland sucht den Schulterschluss mit seinem mächtigsten Freund. Xi Jinping reist zu Wladimir Putin nach Moskau. Aber Chinas Gunst hat für den Kreml einen hohen Preis.

Wladimir Putin bekommt nicht mehr häufig Besuch. Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine verirren sich nur noch wenige Staats- und Regierungschefs nach Moskau. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko zählt zu den Stammgästen, auch der syrische Diktator Baschar al-Assad wurde im März im Kreml empfangen. Damit sind es vor allem die Chefs sogenannter Schurkenstaaten, die der russischen Führung derzeit den Rücken stärken – was für den Kreml ein Problem ist.

Denn Russland möchte der eigenen Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft signalisieren, dass es nicht isoliert ist. Auch deswegen sucht Putin jetzt den Schulterschluss mit Xi Jinping, seinem mächtigsten Freund: Der chinesische Präsident kommt deshalb von Montag bis Mittwoch nach Moskau. Drei Tage, schon die Dauer des Besuchs ist dabei ein besonderes Signal.

Präsentiert sich als Friedenstifter zwischen Russland und der Ukraine: Chinas Präsident Xi Jingping (Quelle: POOL)

Trotzdem ist das Bündnis mit China für Putin nicht einfach. Je mehr sich der Kreml-Chef in seinem Angriffskrieg verrennt, desto abhängiger ist er von Xi. Der chinesische Präsident verfolgt derweil eine Strategie des Dreiklangs: Er will von der Schwäche Russlands profitieren, den Westen nicht allzu sehr verärgern und gleichzeitig verhindern, dass Moskau den Krieg verliert. Ein unheimlich komplizierter Spagat.

Rückendeckung für Putin

“Bei den Verhandlungen werden aktuelle Fragen der weiteren Entwicklung der Beziehungen zu einer allumfassenden Partnerschaft und strategischen Kooperation zwischen Russland und China besprochen”, teilte der Kreml am Freitag mit.

Damit ab Montag alles glattgeht, hat Chinas oberster Außenpolitiker Wang Yi die Ankunft Xi Jinpings bereits im Februar vorbereitet. Wang betonte damals Pekings Bereitschaft, “die strategische Partnerschaft (…) und die Zusammenarbeit in alle Richtungen” mit Moskau zu stärken. Die russisch-chinesischen Beziehungen seien “nicht gegen Drittländer gerichtet und widerstehen deren Druck”. Auch das war ein deutliches Signal an die Weltgemeinschaft, China lässt Russland nicht fallen.

Zumindest öffentlich agierte China im Ukraine-Krieg bislang zurückhaltend, spielte oft mit einer strategischen Doppeldeutigkeit. Gleichzeitig hatte man in Peking Sorge, auch zum Ziel westlicher Sanktionen zu werden – und zögerte deshalb vor einer zu offensiven Positionierung. Diese Politik findet aber immer mehr ein Ende.

Inzwischen sind sich viele Experten einig: Xi Jinping steht in diesem Konflikt fest an der Seite von Putin.

Der chinesische Chefdiplomat Wang Yi trifft am 22.. Februar auf Putin.
Der chinesische Chefdiplomat Wang Yi trifft am 22.. Februar auf Putin. (Quelle: Anton Novoderezhkin/dpa)

Vor allem die USA drängen in dem Fall auf Strafmaßnahmen gegenüber Peking, ohne bislang konkret geworden zu sein.

Das bedeutet: China steigert auch seine militärische Unterstützung für Russland langsam, aber kontinuierlich. Xi wird Putin nicht verlieren lassen, weil die chinesische Führung bei einer Niederlage Russlands einen Sturz Putins fürchtet. Er braucht ihn für einen neuen “Kalten Krieg” mit den USA. Und da die Volksrepublik eine lange gemeinsame Grenze mit Russland teilt, berührt ein mögliches Chaos in dem Nachbarland konkrete Sicherheitsinteressen Chinas. Deswegen muss der Westen zumindest damit rechnen, dass Xi Jinping seine Unterstützung für Putin intensivieren wird.

“China möchte, dass der Krieg endet”

Für China wäre eine destabilisierte Atommacht wie Russland ein Albtraum, und der Krieg läuft schlecht für Putin. In Peking hatte man wahrscheinlich gehofft, dass der Konflikt schnell von Russland gewonnen werde. “Ich denke, dass China wirklich möchte, dass der Krieg endet”, sagte die China-Expertin Yun Sun von der US-Denkfabrik Stimson Center im Februar der Deutschen Presse-Agentur und fügte hinzu: “Eine komplette Niederlage Russlands ist nicht in Chinas Interesse.”

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