Der erfolgreiche ukrainische Schlag gegen Putins Armee in Makijiwka hat nicht nur den Kreml alarmiert. Auch eine üble Nazi-Truppe übt scharfe Kritik.
Sie sind als brutalste Kämpfer der Russen gefürchtet und verhasst: die Söldner der Neonazi-Einheit “Task Force Rusitsch”. Den Kern dieser paramilitärischen Einheit bilden glühende russische Nationalsozialisten, die von einem neuen großrussischen Imperium träumen. Ihr aktueller Einsatzort: die Region Donezk.
Nun meldet sich nicht Milchakow selbst, sondern sein Vertrauter Jewgeni “Topaz” Rasskazow mit ungewohnt deutlicher Kritik am russischen Rekrutenheer zu Wort. Ohne Zustimmung von Milchakow dürfte Topaz seine Analyse nicht veröffentlicht haben. Sein entsprechender Telegram-Post wurde von einem “Rusitsch”-Account im russischen Netzwerk VKontakte geteilt
Probleme mit Nachschub, Disziplin und Moral
Über das russische Militär, die hastig mobilisierte Truppe und die Ausstattung fällt Topaz gleich ein mehrfach vernichtendes Urteil:
• Fehlende Artillerie: “Das Nachschubproblem wird von einem ernsten zu einem kritischen”, warnt er. Die Ukraine könne die Dominanz der Artillerie an der Front erlangen. Das sei fatal, weil alle russischen Erfolge “in der Offensive wie in der Defensive durch die Überlegenheit der Artillerie” zustande gekommen seien.
• Mangel an Soldaten: Bis zu vier Fünftel der Kämpfer auf russischer Seite seien nicht einsetzbar, 70 bis 80 Prozenten der eingezogenen Soldaten hätten sich als kampfunfähig herausgestellt: “Wenn der Kassierer von gestern vom Lebensmittelladen zwei Wochen im Panzer über das Trainingsgelände gefahren wird, dann ist er kein guter Panzerfahrer.”
• Probleme mit der Disziplin: Topaz nennt “grassierende Trunkenheit” und “das völlige Fehlen zumindest einiger Sicherheitsmaßnahmen” sowie eine mangelnde Bekämpfung von Sabotageaktivitäten des Feindes. So werde der russische Angriff durch vorgetäuschte Kämpfe sabotiert: Zwangseingezogene Soldaten würden “aus dem sicheren Unterstand über Funk einen Kampfeinsatz simulieren – mit all den daraus resultierenden Siegesrufen und panischen Schreien.” Erfahrene Vorgesetzte, die Einhalt gebieten würden, fehlten, “weil irgendein fabelhafter Idiot beschlossen hat, getrennte, sehr verantwortungsvolle und wichtige Bereiche nur mit Mobilisierten zu besetzen.”
• Fehlende Motivation: Viele Soldaten stünden nicht hinter dem Krieg gegen die Ukrainer: Das russische Militär habe den Rekruten keinen Grund gegeben, dass der “Arbeiter mit einem Lächeln auf seinem Gesicht und dem Segen seiner Frau für das russische Volk und das russische Land, die Entnazifizierung der brüderlichen Ukraine, in den Krieg zieht.” Der Fabrikarbeiter von gestern habe keine Ahnung, was die abstrakten Ausdrücke “Entnazifizierung” und “Entmilitarisierung” der Ukraine bedeuteten.
Putin beschwört seit Jahren das Bild von einer “Nazi-Bande” in der Ukraine, mit der er sein Ziel der “Entnazifizierung” begründet. Dass der Kreml mit dem Einsatz der “Task Force Rusitsch” auf die Dienste knallharter Rechtsextremisten setzt, spielt in der russischen Logik keine Rolle. Die Gruppe wurde 2014 von Neonazis aus Sankt Petersburg aufgebaut und landete deshalb sogar auf dem Radar des russischen Staatsschutzes. Wie Topaz sehen ihre Mitglieder in der “Entnazifizierung” offenbar kein überzeugendes Argument zum Kämpfen.
Topaz hat immerhin eine Durchhalteparole: “Verliere nicht den Glauben, die Einheit und die Ehre. Kämpfe bis zum Ende, denn das russische Volk und unsere Heimat stehen hinter uns”, schreibt er.