Wagner-Chef fordert Youtube-Verbot in Russland
Von afp, dpa, reuters, t-online
Aktualisiert am 18.01.2023 – 18:10 UhrLesedauer: 27 Min.
Tag 329 seit Kriegsbeginn: Der russische Außenminister macht die USA für den Krieg verantwortlich. Selenskyj ist offenbar bereits mehreren Attentaten entkommen. Alle Infos im Newsblog.
Das Wichtigste im Überblick
Prigoschin will Youtube in Russland sperren
17.47 Uhr: Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Mitarbeitern aus dem Umfeld von Kremlchef Wladimir Putin in der Präsidialverwaltung Verrat vorgeworfen. Sie täten so, als seien sie auf Putins Kurs, störten aber in Wahrheit den Kriegsverlauf und warteten auf ein rasches Ende, um sich bei einer Niederlage Russlands den USA anzudienen, behauptete Prigoschin einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung zufolge. Die Truppen des Geschäftsmanns kämpfen neben der russischen Armee in der Ukraine. Zugleich sagte er, dass Moskau demnächst seinen Forderungen nach einer Sperrung der Videoplattform Youtube nachkommen werde.
“Youtube ist eine Informationspest unserer Zeit”, sagte Prigoschin. Bisher sei der Dienst in Russland – anders als etwa Twitter, Instagram und Facebook – nicht blockiert, “weil in der Präsidentenadministration eine große Zahl an Menschen arbeitet, die nur an eins denkt – dass Russland baldigst den Krieg verlieren möge”. Diese Leute seien die “Verräter ihres Volkes und ihres Landes”.
Wer nach der Sperrung von Youtube weiter den Dienst nutze, solle bestraft werden, forderte Prigoschin. Eine Sperrung von Youtube in Russland nach dem Vorbild anderer blockierter sozialer Netzwerke im Internet stand zu Beginn des Krieges einmal zur Diskussion. Allerdings verliefen die Pläne im Sand. Für viele Russen, die eine Manipulation durch die einseitige Propaganda im Staatsfernsehen beklagen, ist Youtube eine der letzten Quellen ungehinderten Zugangs zu einer breiten Vielfalt an Informationen. Prigoschin behauptete, dort würden nur “Falschnachrichten” verbreitet.
Kanada will Ukraine 200 weitere Transportpanzer schicken
15.48 Uhr: Kanada will der Ukraine 200 weitere Transportpanzer schicken. Das teilte die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand bei einem Besuch in Kiew am Mittwoch mit. Die Mannschaftstransportwagen würden von der kanadischen Firma Roshel gekauft und hätten einen Wert von rund 90 Millionen kanadischen Dollar (etwa 62 Millionen Euro) – Teil eines Militärhilfe-Pakets in Höhe rund 500 Millionen Dollar, das Premierminister Justin Trudeau bereits im November angekündigt hatte. Die im Englischen Armoured Personal Carrier (APC) genannten Gefährte sind für den Transport einer Infanteriegruppe, Verletzten oder Munition konstruiert und nur leicht bewaffnet.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor fast einem Jahr hat Kanada der Ukraine bereits Militärhilfe im Wert von mehr als einer Milliarde kanadischer Dollar geleistet, darunter die Lieferung eines Flugabwehrraketensystem und von Panzerabwehrfahrzeugen.
Selenskyj: “Schmerz ist unbeschreiblich”
12.05 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Hubschrauber-Absturz bei Kiew als eine “schreckliche Tragödie” bezeichnet, die “unaussprechlichen Schmerz” auslöse. Er bestätigte, dass mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen sind, darunter drei Kinder und der Innenminister des Landes. Örtliche Behörden sprachen zuvor von 18 Todesopfern.
Der Präsident erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Telegram, die genaue Zahl der Opfer werde ermittelt. “Ich habe den Sicherheitsdienst der Ukraine angewiesen, in Zusammenarbeit mit der Nationalen Polizei der Ukraine und anderen autorisierten Stellen alle Umstände des Geschehens herauszufinden”, so Selenskyj. Den Freunden und Familien der Opfer sprach er sein Beileid aus. “In dieser Minute sind drei Kinder gestorben. Der Schmerz ist unbeschreiblich.”
Lawrow vergleicht Vorgehen des Westens mit Hitlers “Endlösung”
11.08 Uhr: Der russische Außenminister Sergej Lawrow wirft den USA vor, ähnlich wie einst Adolf Hitler und Napoleon Bonaparte gegen sein Land vorzugehen. Die Vereinigten Staaten würden dieselbe Taktik nutzen: Sie versuchten, Europa zu unterjochen, um Russland zu zerstören, sagte Lawrow am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Moskau. Mit der Ukraine als Stellvertreter “führen sie einen Krieg gegen unser Land mit der gleichen Aufgabe: die ‘Endlösung’ der russischen Frage”, sagte Lawrow. “Genauso wie Hitler eine ‘Endlösung’ der jüdischen Frage wollte, sagen westliche Politiker jetzt ganz klar, dass Russland eine strategische Niederlage erleiden muss.”
Die “Endlösung” war der Plan der Nationalsozialisten für den Holocaust, der zur systematischen Ermordung von sechs Millionen Juden und Angehörigen anderer Minderheiten führte. Lawrow hat schon früher mit Äußerungen über Hitler für Empörung gesorgt. Im vergangenen Mai sagte er, Hitler habe “jüdisches Blut” gehabt, was wütende Proteste aus Israel hervorrief.