“Nicht wie feige Ratten rennen”: Wagner-Chef beklagt Mangel
Von dpa, afp, Reuters, t-online
Aktualisiert am 29.04.2023 – 17:03 UhrLesedauer: 43 Min.
Tag 429 seit Kriegsbeginn: Die Ukraine bittet um deutsche Waffen für die geplante Gegenoffensive. Im EU-Streit um ukrainisches Getreide gibt es eine Einigung. Alle Infos im Blog.
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Wagner-Chef beklagt Munitionsmangel – “um nicht wie feige Ratten zu rennen”
13.57 Uhr: Der Chef der russischen Söldnereinheit Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat wegen der hohen Verluste aufgrund mangelnder Versorgung mit dem Abzug seiner Truppen aus der umkämpften Stadt Bachmut in der Ukraine gedroht. “Jeden Tag haben wir stapelweise tausend Leichen, die wir in den Sarg packen und nach Hause schicken”, sagte Prigoschin in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit dem russischen Militärblogger Semjon Pegow. Die Verluste seien wegen der fehlenden Artilleriemunition fünfmal so hoch wie nötig, klagte er.
Er habe einen Brief an Verteidigungsminister Sergej Schoigu verfasst, um schnellstens Nachschub zu erhalten. “Wird das Munitionsdefizit nicht aufgefüllt, sind wir gezwungen – um nicht nachher wie feige Ratten zu rennen – uns entweder organisiert zurückzuziehen oder zu sterben”, sagte der 61-Jährige. Vermutlich sei er gezwungen, einen Teil seiner Truppen abzuziehen, doch das würde dann dazu führen, dass die Front auch an anderen Stellen einbreche, warnte er.
Prigoschin kann sich die Kritik erlauben, weil er als Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin gilt, den er zu dessen Zeiten als Beamter in St. Petersburg verköstigt hatte. Daher wird er auch “Putins Koch” genannt. Recherchen unabhängiger Journalisten zufolge hat Prigoschin am Krieg in der Ukraine durch Verträge mit dem Verteidigungsministerium in Moskau kräftig verdient. Das Medienportal “Moschem objasnit” berichtete zuletzt, dass Prigoschins Firmen durch diese Verträge 2022 eine Rekordsumme von 4,7 Milliarden Rubel (etwa 52 Millionen Euro) eingestrichen hätten.
Ukraine begrüßt Einigung zu Getreideimporten
13.46 Uhr: Die zwischen der EU-Kommission und mehreren osteuropäischen Ländern erzielte Einigung zu Getreideimporten aus der Ukraine stößt in dem Land auf Zustimmung. Eine Blockade ukrainischer Importe würde nicht nur der Ukraine schaden, sondern auch dem Nahen Osten und Afrika großes Leid zufügen, sagte der Finanzminister Serhiy Marchenko bei einem Treffen der EU-Finanzminister am Samstag in Stockholm.
Die EU-Kommission hatte im Streit über Agrarimporte aus der Ukraine eine Einigung erzielt: Polen, Bulgarien, die Slowakei und Ungarn werden nach Angaben der Brüsseler Behörde ihre Gegenmaßnahmen aufheben. Im Gegenzug werde es für Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenkerne “außergewöhnliche Schutzmaßnahmen” geben. Die vier Länder hatten Agrarimporte aus der Ukraine beschränkt und argumentiert, dass billiges Getreide aus dem Kriegsland zu einem Preisverfall führe. Auch Rumänien beklagte sich. Die Ukraine ist einer der wichtigsten Getreideproduzenten, kann wegen des Krieges ihre Schwarzmeerhäfen aber nur beschränkt nutzen.
Bei dem Treffen sollte es am Samstag auch um weitere Finanzhilfen der EU für die Ukraine gehen. Marchenko sagte, auch im kommenden Jahr werde die Ukraine seiner Ansicht nach mindestens 18 Milliarden Euro benötigen. Im Moment gehe die Hälfte des Haushalts in Militärausgaben. Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis sagte, es sei zu früh, um über genaue Summen zu sprechen, da man noch in der ersten Hälfte des Jahres sei. Zudem sei es unklar, wie sich der Krieg entwickele. In diesem Jahr erhält die Ukraine 18 Milliarden Euro aus der EU.
Russischer Gouverneur: Brand in Sewastopol gelöscht
13.43 Uhr: Das Feuer in einem Treibstofflager in Sewastopol auf der Krim ist nach Angaben von Gouverneur Michail Raswoschajew gelöscht worden. Hier lesen Sie mehr dazu.
London: Russische Raketenangriffe mit neuer Strategie
12.22 Uhr: Hinter den jüngsten russischen Raketenangriffen gegen die Ukraine steckt nach Einschätzung britischer Geheimdienste eine neue Strategie. Es sei unwahrscheinlich, dass Russland mit der Angriffswelle am Freitagmorgen, bei der mindestens 25 Menschen getötet worden seien, wie zuvor Infrastruktur zerstören wollte, teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag mit.