Ein Raketenangriff auf Dnipro hat zahlreiche Menschen das Leben gekostet. Großbritannien will 14 Kampfpanzer zur Verfügung stellen. Ein Überblick.
Nach den neuen russischen Raketenattacken auf die Ukraine mit Toten und Verletzten in der Stadt Dnipro hat die Führung des angegriffenen Landes mehr Waffen vom Westen gefordert. Der Terror lasse sich stoppen mit westlichen Waffen, auf die die ukrainische Armee warte, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag in seiner allabendlichen Videobotschaft. Zuvor hatte er Großbritannien gedankt, das als erstes Land westliche Kampfpanzer an die Ukraine liefern will. Das sei ein Signal für andere Partner der Ukraine, ebenso zu handeln.
Großbritannien will der Ukraine in den kommenden Wochen 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zur Abwehr der russischen Angreifer zur Verfügung stellen. Das teilte die britische Regierung mit, nachdem Premierminister Rishi Sunak am Samstag mit Selenskyj telefoniert hatte. Die britischen Verteidigungs- und Sicherheitsbehörden sähen eine Gelegenheit zum Handeln, da Russland “wegen Versorgungsengpässen und schwindender Moral (seiner Truppen) in die Defensive geraten ist”. Verbündete sollten ihre für 2023 geplante Unterstützung für die Ukraine “sobald wie möglich auf den Weg zu bringen, um maximale Wirkung zu erzielen”, hieß es aus London.
Die Ukraine hat bislang keine Kampfpanzer westlicher Bauart geliefert bekommen, sondern nur sowjetische Modelle aus dem Bestand osteuropäischer Nato-Länder. Kiew fordert seit Langem die Lieferung des deutschen Panzers Leopard 2, der den russischen Panzern technisch überlegen ist. Polen und Finnland haben sich bereiterklärt, im europäischen Verbund Leopard-Panzer zu liefern. Die Bundesregierung hat sich noch nicht dazu positioniert.
Am Freitag kommender Woche werden die Verteidigungsminister der westlichen Verbündeten der Ukraine auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz über weitere militärische Unterstützung für das Land beraten. Vor den Verhandlungen forderte der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev die Bundesregierung eindringlich auf, schnell Leopard-2-Panzer an sein Land zu liefern. “Deutsche Waffen, deutsche Panzer sind überlebenswichtig”, sagte er im dpa-Interview. “Zum Diskutieren haben wir sehr wenig Zeit. Und wir erwarten, dass unsere Verbündeten das auch verstehen und richtig handeln.”
Noch immer Suche nach Verschütteten
In Dnipro sind bei einem russischen Raketenangriff auf ein bewohntes Hochhaus laut vorläufigen Behördenangaben mindestens 20 Menschen getötet worden. Bis zum Sonntagvormittag seien zudem 73 Menschen verletzt aus den Trümmern des teils eingestürzten Hochhauses gerettet worden – darunter 14 Kinder, teilte der ukrainische Zivilschutz auf Telegram mit. Die Suche nach Vermissten dauere an.
Unter den Toten sei ein 15 Jahre altes Mädchen, hieß es. Es gebe noch Überlebende in den Trümmern, die SMS absetzten oder um Hilfe riefen, sagte ein Sprecher der Einsatzkräfte.
Helfer zogen die Menschen aus dem Schutt des teils eingestürzten Hauses. Laut Einsatzkräften wurden 72 Wohnungen zerstört. Insgesamt seien in dem Haus zwischen 100 und 200 Menschen gemeldet gewesen.
Die Präsidialverwaltung in Kiew veröffentlichte Aufnahmen von dem in Trümmern liegenden Gebäude. Der Leiter des Präsidialamts, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: “Russen sind Terroristen, die bestraft werden für alles. Alle – ohne Ausnahme.” Er sagte, dass die Flugabwehr und Luftstreitkräfte ihre Arbeit erledigten. “Wir werden zurückschlagen.” Der Feind ändere seine Taktik nicht und setze seine Schläge gegen die zivile Infrastruktur fort.
Selenskyj beklagt Schäden an Energie-Infrastruktur
Staatschef Selenskyj verurteilte Russland dafür, dass es nicht nur “Tod sät”, sondern auch die Energie-Infrastruktur des Landes erneut durch den Raketenbeschuss getroffen habe – demnach besonders hart in der Region Charkiw im Osten der Ukraine und in der Hauptstadt Kiew.