Plötzlich ist er überall: Selenskyjs wird zu Hause gebraucht – aber auch im Ausland

In seiner Not muss Wolodymyr Selenskyj sich zweiteilen: Zu Hause wird er gebraucht für den Start der Gegenoffensive. Im Ausland muss er für seinen Ukraine-Kurs werben.

“Everything, everywhere, all at once” – der Titel des bekannten Oscar-Gewinner-Films passt gut zum aktuellen Reiseverhalten des ukrainischen Präsidenten. Wolodymyr Selenskyj scheint derzeit überall gleichzeitig zu sein, denn es geht 2023 im Abwehrkampf gegen Russland um alles.

London, Paris, Helsinki, Den Haag, Berlin, Aachen, Rom und Vatikanstadt – in keinem Jahr flog Selenskyj so viel umher wie in diesem. Im Gepäck hat er, wie schon lange, vor allem Forderungen, wie beispielsweise die Lieferung von Kampfjets durch den Westen.

Dschidda: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zum Gipfel der Arabischen Liga angereist. (Quelle: Reuters)
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Riskante Reisen gegen Russland

Obwohl solche Reisen mitten im Krieg riskant sind, sieht sich Wolodymyr Selenskyj offenbar genötigt, auf globale Werbetour zu gehen. Ermutigt von den USA und den übrigen Nato-Verbündeten, wirkt der Präsident der Ukraine in diesem Jahr international besonders präsent. Ausgehen soll davon vor allem ein Zeichen der Stärke. Der persönliche Kontakt, auch mit heiklen Staats- und Regierungschefs, ist wichtig.

Aus den vielen Trips spricht aber auch eine gewisse Not. Die Welt wird zunehmend kriegsmüde, besonders jene Staaten, die nicht direkt in den Konflikt involviert sind. Die ukrainische Gegenoffensive kommt nur schleppend in Gang. Viele Chancen, die russischen Truppen zu schlagen, bleiben nicht. Auch damit die Stimmung nicht kippt, ist Selenskyjs Anwesenheit jetzt nötig – im Inland, aber vor allem auch im Ausland.

Völker, hört die Signale

Seine Besuche in den Ländern Europas in den vergangenen Wochen und Monaten galten vor allem dem Werben um den Beitritt zur Europäischen Union und zum Nato-Bündnis sowie der Aufrechterhaltung der intakten Beziehungen. Die Geschlossenheit der Verbündeten zu präsentieren, inklusive der Karlspreis-Verleihung an Selenskyj und das ukrainische Volk, war gewissermaßen die Vorbereitung für den Rest der Welt.

Die soll nach dem Willen der Ukraine, der USA und der europäischen Staaten nicht ins Zweifeln kommen, dass es dem Westen unvermindert ernst ist mit der Unterstützung von Selenskyjs Land.

Überraschender ist hingegen die Einladung Selenskyjs auf Bitten des Gastgebers Saudi-Arabiens in Dschidda, beim Treffen der Arabischen Liga. Geflogen wurde er von der französischen Luftwaffe. Die dortige Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten wirkt wie die Neutralisierung der ebenfalls zum ersten Mal seit Langem wieder ausgesprochenen Einladung des Massenmörders und Putinkumpels, des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die arabischen Staaten zeigen mit ihren symbolischen Schachzügen, dass sie ihre eigene politische Agenda haben und sich keinen Großmachtinteressen unterordnen wollen.

Die Chancen stehen gut für die Ukraine

Sein allererster Besuch in Saudi-Arabien gelte der Stärkung der bilateralen Beziehungen mit dem Königreich und der Beziehungen der Ukraine zur arabischen Welt. Selenskyj warb für den Abwehrkampf gegen Russland und für Energiezusammenarbeit. Er twitterte: “Das Königreich Saudi-Arabien spielt eine wichtige Rolle und wir sind bereit, unsere Zusammenarbeit auf eine neue Ebene zu heben.”

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