Nach Anschlag Ankara: Türkei reagiert mit Luftangriffen

Türkei greift mutmaßliche PKK-Stellungen im Nordirak aus der Luft an


Aktualisiert am 02.10.2023 – 01:53 UhrLesedauer: 3 Min.

Ausnahmezustand in Ankara: Aufnahmen zeigen den Vorfall am Sonntagmorgen. (Quelle: t-online)
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In der Nähe des türkischen Parlaments hat es einen Bombenanschlag gegeben, zu dem sich die PKK bekannte. Die Türkei reagiert mit einem Luftangriff im Nordirak.

Wenige Stunden nach einem Anschlag in Ankara haben türkische Kampfflugzeuge Luftangriffe im Nordirak geflogen. Unter anderem sei das Dorf Badran bombardiert worden, sagte ein Bürgermeister in der Region am Sonntagabend der Nachrichtenagentur AFP. Das türkische Verteidigungsministerium erklärte, es habe 20 Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak bombardiert.

“In den Regionen Metina, Hakurk, Kandil und Gara im Nordirak” seien Luftangriffe gegen die “PKK und andere terroristische Elemente” geflogen worden, “um terroristische Angriffe aus dem Nordirak auf unsere Bevölkerung und unsere Ordnungskräfte zu verhindern und die Sicherheit unserer Grenzen zu gewährleisten”, hieß es in der Erklärung.

Am Sonntagmorgen waren bei einem Anschlag in Ankara, zu dem sich die PKK bekannte, zwei Polizisten leicht verletzt worden. Ein Angreifer hatte sich vor dem Eingang des Innenministeriums in die Luft gesprengt, ein weiterer sei durch einen Kopfschuss getötet worden. Bei dem Schusswechsel nach der Explosion wurden zwei Polizisten demnach leicht verletzt. Sie befänden sich in medizinischer Behandlung, beide seien nicht in Lebensgefahr, berichtete Innenminister Ali Yerlikaya.

Die Aktion sei eine Reaktion auf das Vorgehen der Türkei in kurdischen Gebieten gewesen, zitierte die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF einen Bericht der HPG, dem militärischen Arm der PKK, am Sonntag.

Schon Tausende Menschen getötet

In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt zwischen PKK und dem türkischen Staat sind bisher Tausende Menschen getötet worden. Ankara geht in der Südosttürkei und im Nordirak regelmäßig mit Militäreinsätzen gegen die PKK vor. Diese wiederum verübt immer wieder Anschläge vor allem auf türkische Sicherheitskräfte. Es kommen aber auch Zivilisten dabei ums Leben.

Die Türkei wirft der PKK vor, mit Terror die nationale Sicherheit und Einheit zu gefährden. Die PKK argumentiert, sie kämpfe unter anderem für die “Rechte der Kurden” und gegen Unterdrückung. 2015 war ein Friedensprozess zwischen Türkei und PKK gescheitert.

Die mutmaßlichen Attentäter hatten sich Angaben des Innenministeriums in einem Lieferwagen der Eingangstür der Sicherheitsdirektion des Ministeriums genähert und dort einen Sprengstoffanschlag verübt. Laut Regierungsangaben verhinderte die türkische Polizei am Sonntag eine zweite Explosion.

Schüsse in Video zu hören

Der Kanal “Osint Defender” veröffentlichte auf X ein Video, auf dem mutmaßlich Schüsse zu hören sind. Eine große Zahl von Militär- und Polizeikräften war im Einsatz.

Bombenentschärfungsteams der türkischen Polizei führten noch am Sonntagmittag kontrollierte Sprengungen durch. Es gebe keinen Grund zur Panik, entwarnte die Polizei die Bevölkerung der türkischen Hauptstadt auf X. Es habe Vorfälle mit “verdächtigen Paketen” gegeben, hieß es. Der Sender NTV berichtete, dass auch der zweite Angreifer am Körper Sprengstoff getragen habe. Dieser sei kontrolliert gesprengt worden.

Einsatzkräfte sperrten das Zentrum weiträumig ab. Auf Bildern der Nachrichtenagentur Reuters sind Soldaten, Krankenwagen, Feuerwehrfahrzeuge und ein gepanzertes Fahrzeug im Stadtzentrum zu sehen. Dort hat die Polizei mehrere Straßen blockiert.

Inzwischen hat die türkische Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Zudem sei eine Nachrichtensperre zu dem Thema verhängt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag.

Parlament durchsucht

Laut dem Sender NTV ereignete sich die Explosion ebenfalls nur wenige Hundert Meter entfernt von einem Eingang zum Parlament. Der Sender berichtete, Sicherheitskräfte hätten deshalb auch das Parlament selbst nach Sprengstoff durchsucht.

Am heutigen Sonntag kam das türkische Parlament nach einer zweieinhalb monatigen Sommerpause zusammen. Die Entscheidung des Parlaments über den Nato-Beitritt Schwedens steht noch aus und war als Tagesordnungspunkt im Gespräch gewesen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete den Anschlag in Ankara als “letztes Zucken des Terrors”. Die “Schurken” hätten ihre Ziele nicht erreicht und würden sie niemals erreichen, sagte er bei seiner Eröffnungsrede im Parlament.

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“Unser Kampf wird weitergehen, bis der letzte Terrorist neutralisiert ist”, betonte auch Innenminister Yerlikaya. Die Generalstaatsanwaltschaft bezeichnete den Anschlag ebenfalls als “terroristisch”.

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