Bolsonaro-Anhänger stürmen Kongress, Präsidentenpalast und Oberstes Gericht

Sie schlugen die Scheiben der Fassade ein und drangen in die Eingangshalle vor: Radikale Anhänger des Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro haben den Kongress in Brasília gestürmt.

Hunderte Anhänger des rechtsradikalen brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro haben am Sonntag den Kongress, den Präsidentenpalast Planalto und das Oberste Gericht in der Hauptstadt Brasília gestürmt.

In dem Kongressgebäude befinden sich der Senat und das Abgeordnetenhaus. Die Bilder weckten Erinnerungen an den Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021.

Die Bolsonaro-Anhänger zerschlugen sie Fensterscheiben und richteten erheblichen Sachschaden an, wie auf Fotos zu sehen war, die in Online-Netzwerken verbreitet wurden. Die Proteste richten sich gegen den Wahlsieg des seit Jahresanfang amtierenden linksgerichteten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva.

Ein Mann schwenkt bei den Ausschreitungen am Kongressgelände eine Flagge. (Quelle: ADRIANO MACHADO)

Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie die Polizei am Kongress Tränengas einsetzte, um hunderte Demonstranten zurückzudrängen. Der Vorfall ereignete sich eine Woche nach der Amtseinführung des neuen linksgerichteten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva.

Das Gelände um den Kongress war von den Behörden abgeriegelt worden. Die Anhänger Bolsonaros, die den Wahlsieg Lulas bei der Präsidentenwahl nicht akzeptieren, überwanden die Absperrungen. Mehrere Dutzend von ihnen liefen die Rampe zum Gebäude hinauf, um das Dach des Gebäudes zu besetzen.

Nach dem Angriff auf den Kongress zogen Bolsonaro-Anhänger auch zum Obersten Gerichtshof. Sie hätten dort Scheiben eingeworfen und seien in die Lobby vorgedrungen, berichtete das Nachrichtenportal G1. Später zogen sie demnach auch zum Regierungssitz Palácio do Planalto.

Außerdem seien sie auf den Parkplatz des Präsidenten-Palastes vorgedrungen, wie am Sonntag aus Video-Aufnahmen örtlicher Medien und von Bolsonaro-Anhängern hervorging. Der neue Präsident Luiz Inacio Lula Silva hielt sich im Bundesstaat Sao Paulo auf.

Der rechte Präsident Bolsonaro war im vergangenen Oktober dem Linkspolitiker Luiz Inácio Lula da Silva in der Stichwahl unterlegen und zum Jahreswechsel aus dem Amt geschieden. Ausdrücklich erkannte er seine Niederlage nie an. Radikale Anhänger des Ex-Militärs hatten bereits nach der Wahl immer wieder gegen Lulas Sieg protestiert und die Streitkräfte des Landes zu einem Militärputsch aufgerufen.

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