Joshua Kimmich scheut sich nicht vor Verantwortung. Das ist gut. Er bietet sich an, will Wortführer sein, seine Teamkollegen leiten, den Ball am liebsten permanent am Fuß haben. Diese Eigenschaften wirken, gepaart mit seiner Erfahrung aus 91 Länderspielen und vielen Titeln mit dem FC Bayern, auf den ersten Blick wie die perfekte Voraussetzung für das Kapitänsamt.

Doch es wäre auch für Kimmich selbst am besten, wenn die Binde an einen anderen Spieler gegangen wäre. Denn die damit einhergehende Verantwortung erhöht den Erwartungsdruck auf den 29-Jährigen. Und der ist schon groß genug, sowohl von sich selbst als auch von außen.

Nach dem Ausscheiden bei der WM 2022 in Katar sagte er: „Das ist für mich schon nicht einfach zu verkraften, weil ich persönlich mit dem Misserfolg in Verbindung gebracht werde.“ Kimmich hatte „Angst, in ein Loch zu fallen“.

Ein Jahr zuvor hatte er in der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt, dass er bei Siegen mit dem FC Bayern mehr Erleichterung als Freude empfinde. „Weil die Erwartungen so hoch sind, wird dir auch ein bisschen die Freude genommen“, erklärte Kimmich. Nun sind die Erwartungen auch an einen „normalen“ Nationalspieler ohne Kapitänsbinde bei einer Fußball-WM hoch. An einen Kapitän aber noch höher.

Kimmich tat es bei der Heim-EM sichtbar gut, nicht an vorderster Front zu stehen. Die Rolle als Vizekapitän passte perfekt. Kimmich musste weniger Pressekonferenzen geben, stand weniger im Fokus, konnte sich mehr auf seine Leistungen konzentrieren. Und die waren ausgesprochen gut. Deshalb wäre es besser gewesen, wenn er auch in Zukunft der Vize geblieben wäre.

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