Die Sanierung des Spoho-Turms in Köln bleibt brisant. Studenten wurden schon im Jahr 2020 vor Asbest gewarnt. Auch gab es Schimmelpilz in den Bädern.

Doch nun gibt es neue Erkenntnisse, die die jahrelange Verzögerung deutlich brisanter erscheinen lassen. Laut einem Sprecher des Kölner Studentenwerks habe es einige unvorhergesehene Überraschungen beim Bau gegeben. In einer ersten Stellungnahme verwies er unter anderem darauf, dass das Studentenwerk bis 2023 davon ausgegangen sei, dass die Bäder nicht saniert werden müssten. Dokumente aus dem Jahr 2020, die t-online vorliegen, deuten jedoch auf eine Asbestbelastung der Badezimmer hin.

Rückblick: Im Januar 2020 lösten sich Steine aus der Fassade des 1974 fertiggestellten Studentenwohnheims an der Sporthochschule Köln. Das Gebäude wurde mit weißen Planen verhüllt und eine Schadstoffuntersuchung in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden den Bewohnern am 11. Mai 2020 mitgeteilt. In der Mail mit dem Betreff „Asbest im Wohnheim Am Sportpark“ wurden die Studenten darüber informiert, „dass bei Schadstoffmessungen für die anstehenden Baumaßnahmen Asbest gefunden wurde“.

Laut einem beigefügten Informationsschreiben wurde der krebserregende Baustoff unter anderem in der Spachtelmasse auf Betonwänden, in der Ausgleichsmasse unter dem Oberbodenbelag, aber eben auch im Fliesenkleber der Wand- und Bodenfliesen nachgewiesen. „Vermutlich handelt es sich dabei um geringe Reste eines früher vorhandenen Asbestproduktes (alter Kleber oder alte Spachtelmasse)“, so die Begründung im Schreiben des Studierendenwerks aus dem Mai 2020.

Zwar sei der festgestellte Asbestgehalt äußerst gering und eine Gesundheitsgefährdung „bei normalem Gebrauch des Zimmers“ nicht gegeben. Dennoch schien das Studierendenwerk die Gefahr ernst zu nehmen, denn die Verantwortlichen wiesen in der Mail darauf hin, dass Fliesenarbeiten und Durchbrüche nach Rohrbrüchen „nur noch von autorisierten Fachfirmen in unbewohnten Apartments durchgeführt“ werden. Außerdem wurden die Studierenden aufgefordert, sich zu melden, wenn sie Abplatzungen an den Fliesen feststellen.

t-online hat mit mehreren ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern des Spoho-Turms gesprochen und Fotos der Wohnungen erhalten. Auf diesen ist zu sehen, dass nur die Bäder der Wohnungen gefliest waren. Mit Unverständnis reagierten deshalb viele auf die Tatsache, dass das Studierendenwerk bis zum Jahr 2023 keine Sanierung der Bäder für nötig gehalten hatte, obwohl die Asbestbelastung bereits im Jahr 2020 bekannt geworden war.

Keiner der ehemaligen Bewohner wollte sich öffentlich äußern. Das Studierendenwerk weist auf Nachfrage von t-online darauf hin, dass das Schreiben „ein Standardhinweis zur Vermeidung möglicher Belastungen etwa durch Aufbohren/Beschädigungen von Wänden“ gewesen sei.

Grund für die nachträgliche Umplanung zur Sanierung der Bäder im Jahr 2023 sei daher nicht die Asbestbelastung gewesen, „sondern eine Schimmelbelastung hinter den Fliesen, die naturgemäß erst nach deren Entfernung festgestellt werden konnte“. Man habe sich nach Abschluss weiterer Prüfungen des Gebäudes dazu entschieden, „die Sanierung gründlich und nachhaltig anzugehen, damit nach Fertigstellung Sicherheit besteht, dass alle Probleme gelöst sind und der Wohnturm gut saniert wieder bewohnt werden kann“, so ein Pressesprecher des Kölner Studierendenwerks.

Laut Stellungnahme des Studentenwerks werden die Bäder also wegen des Schimmels und nicht wegen des Asbests saniert. Die Frage, ob die Bauarbeiten tatsächlich bis Ende 2027 abgeschlossen sein werden, ließ das Studierendenwerk unbeantwortet. Mittlerweile haben sich die Kosten nach aktuellem Planungsstand von ursprünglich vier auf 36,1 Millionen Euro verneunfacht.

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