„Ich hoffe, ich sehe euch eines Tages im Himmel“
Mutmaßlicher Kindermörder mit Giftspritze hingerichtet
04.12.2024 – 12:02 UhrLesedauer: 2 Min.
Neun Minuten nach der Injektion wurde Christopher Collings für tot erklärt. In letzten Worten wandte er sich zuvor an die Öffentlichkeit.
Im US-Bundesstaat Missouri ist ein als Kindermörder verurteilter Mann hingerichtet worden. Der Gouverneur des Bundesstaates hatte am Montag ein Gnadengesuch abgelehnt. Zudem war ein von den Anwälten des Todeskandidaten beantragter Aufschub der Hinrichtung in letzter Minute vom Obersten Gerichtshof abgewiesen worden.
Am Dienstagabend spritzte ein Henker dem 49-jährigen Christopher Collings eine Dosis Pentobarbital. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, atmete der Verurteilte daraufhin schwer, dann starb er. Neun Minuten nach Beginn der Prozedur wurde er für tot erklärt.
Vor der Exekution hatte Collings letzte Worte notiert: „Richtig oder falsch“, heißt es in dem schriftlichen Statement: „Ich akzeptiere die Situation, wie sie ist.“ Er bitte bei allen um Entschuldigung, denen er in seinem Leben weh getan habe. „Ich hoffe, ich sehe euch eines Tages im Himmel.“
2007 war Collings wegen Mordes an der Stieftochter eines Freundes verurteilt worden. Die neunjährige Rowan Ford kannte ihn als „Onkel Chris“, Collings hatte mehrere Monate im selben Haus mit ihrer Familie gelebt und der Viertklässlerin manchmal bei den Hausaufgaben geholfen.
Gerichtsakten zufolge gestand Collings den Ermittlern, er habe in den Stunden vor dem gewaltsamen Tod des Mädchens zusammen mit dessen Stiefvater viel getrunken und Marihuana geraucht. Dann habe er das noch schlafende Kind aus dem Bett geholt und zu einem Wohnwagen gebracht, um es zu vergewaltigen. Er habe sich bemüht, unerkannt zu bleiben. Doch als das Kind ihn im Mondlicht gesehen habe, sei er durchgedreht und habe die Neunjährige mit einem Seil erdrosselt.
Im Gnadengesuch äußerten die Anwälte von Collings allerdings Zweifel an dem Geständnis. Der Beamte, der das Geständnis aufgenommen hatte, sei nicht glaubwürdig. Der Polizist sei viermal strafrechtlich verurteilt worden. An der Tat sei außerdem auch der Stiefvater des Mädchens beteiligt gewesen. Dieser sei aber nicht wegen Mordes verurteilt worden. Er kam nach sieben Jahren im Gefängnis wieder frei.
Jeremy Weis, ein Anwalt von Collings, sagte, sein Mandant sei ein liebevoller Vater und im Gefängnis zu einem anderen Menschen geworden. Er habe es trotz seiner Verbrechen nicht verdient, hingerichtet zu werden.
In einer von Tausenden Personen unterzeichneten Petition hieß es: „Wir wollen die Tragödie von Rowan Fords Tod nicht herunterspielen. Die Hinrichtung von Chris Collings wird sie jedoch nicht zurückbringen. Sie wird weder die Heilung noch die Gerechtigkeit bringen, die die Gesellschaft erreichen möchte. Stattdessen wird sie ein kaputtes System aufrechterhalten, das menschliches Leben entwertet und die Möglichkeit der Erlösung nicht anerkennt.“
In diesem Jahr sind bereits 23 Todesurteile in den USA vollstreckt worden, vier davon in Missouri. Die Todesstrafe ist in 23 von 50 US-Bundesstaaten abgeschafft. In sechs weiteren Staaten (Arizona, Kalifornien, Ohio, Oregon, Pennsylvania und Tennessee) gelten Moratorien.