Wenn Gäste im Restaurant, der Kantine oder Wirtshaus etwas umsonst bekommen, wirkt sich das positiv auf ihren Besuch aus. Besonders, wenn es um diesen Service geht.

In vielen Ländern wie Italien und Frankreich ist es üblich, dass zum Essen eine Karaffe mit Trinkwasser gereicht wird – und zwar kostenlos. Ist das nicht der Fall, fragen einige Restaurantgäste explizit danach und bekommen sodann etwas gratis serviert.

In Deutschland ist das jedoch oft anders. Wer hier seinen Durst mit einem Schluck Wasser stillen möchte, bestellt sich direkt eine Flasche Mineralwasser – für sechs Euro oder mehr. Zusammen mit den weiteren Getränken und den Speisen kann so ein Restaurantbesuch sehr teuer werden. Oder gibt es etwa auch hierzulande kostenloses Trinkwasser zum Essen dazu?

Anfang 2021 trat die EU-Trinkwasserverordnung in Kraft. In ihr steht unter anderem die Forderung, dass Maßnahmen ergriffen werden, die die „kostenlose Bereitstellung von Wasser für den menschlichen Gebrauch in öffentlichen Verwaltungen und […] Gebäuden – kostenlos oder gegen eine geringe Dienstleistungsgebühr – oder für Kunden von Restaurants“ ermöglichen.

Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine Richtlinie – und nicht um eine Pflicht. Wenn also Trinkwasser nicht kostenlos oder gegen eine geringe Dienstleistungsgebühr zur Verfügung gestellt wird, droht dem Gastronomen keine Strafe.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband e. V. (Dehoga) kritisiert den Vorschlag der EU, Trinkwasser kostenlos oder vergünstigt anzubieten. Der Verband geht davon aus, dass dadurch die Einnahmen der Gastronomen sinken würden. Sehen Gastronomen das genauso? Nicht unbedingt. Denn laut einem Bericht vom Forum Trinkwasser gibt es bereits viele Gastronomen und Wirte, die ihren Gästen das Glas Trinkwasser kostenlos zum Essen anbieten. Allerdings nicht immer von sich aus.

Teilweise werden auch Getränkespender aufgestellt, an denen sich die Gäste allerdings gegen eine geringe Gebühr selbst bedienen können. Ein Verlustgeschäft sei das nicht, erklärt der Restaurantbesitzer, der diesen Service anbietet, gegenüber dem Forum.

Wird doch eine Gebühr für die Karaffe mit dem Trinkwasser in Rechnung gestellt, würde damit nur die Dienstleistung finanziert werden, erklärt ein anderer Gastronom in dem Bericht. „Gläser und Karaffen werden bereitgestellt und müssen gespült werden, das Wasser wird an den Tischen serviert und das Ambiente des Gasthauses gepflegt.“

Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Appinio im Auftrag von „Air up“ unter 1.000 Restaurantbesuchern findet der Großteil (78 Prozent), „dass Leitungswasser ein Grundrecht ist, das kostenfrei in Restaurants zur Verfügung stehen sollte“. Dennoch traut sich knapp jeder zweite Befragte (46 Prozent) nicht, danach beim Essen zu fragen. Die Gründe unter anderem: Die Befragten wollen nicht negativ auffallen oder „böse Blicke kassieren“.

Viele würden es sehr wertschätzen, wenn der Gastronom von sich aus die Option offeriert. So erklärt die Mehrheit (57,9 Prozent) gegenüber Appinio, dass sie eher in ein Restaurant gehen würden, das kostenloses Trinkwasser anbietet als in eines, das dafür Geld verlangt.

Und obwohl die Flüssigkeit kostenlos ist, würden die meisten Restaurantgäste für diese Extraleistung sogar etwas mehr Trinkgeld geben oder etwas höhere Essenspreise in Kauf nehmen. Dadurch möchten die Befragten ein mögliches Verlustgeschäft seitens des Gastronoms verhindern.

Es kann also künftig sinnvoll sein, beim nächsten Restaurantbesuch zusätzlich zum Glas Wein, Bier oder zur Schorle nach einem kostenlosen Glas Leitungswasser zu fragen.

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