Söder dürfte genau im Blick haben, dass sich in diesen Tagen vor allem die SPD empört über Merz zeigt. Die Grünen machen zwar deutlich, dass sie die Entscheidung, eine Mehrheit mithilfe der AfD in Kauf zu nehmen, für falsch halten. Mit persönlichen Angriffen auf den CDU-Vorsitzenden halten sie sich jedoch deutlich zurück. Manche Spitzengrüne haben sich in jenen Tagen sogar in einem informelleren Kontext mit CDU-Politikern, darunter auch Merz, getroffen. Und dass Robert Habeck vor einigen Tagen einen 10-Punkte-Plan mit Vorschlägen für die Begrenzung illegaler Migration gemacht hat, halten sie in der Union auch nicht für einen Zufall.

Horcht man in die Reihen von CDU und CSU hinein, sagen viele, man müsse am Ende sehen, wie die Wahl ausgeht, welche Mehrheiten überhaupt möglich sein werden. Und Schwarz-Grün? „Sie kennen doch Markus Söder und seine Flexibilität“, sagt ein CDU-Politiker aus der Fraktionsspitze auf die Frage.

Einen kleinen Vorgeschmack, wie die Wende gelingen könnte, gibt es Anfang der Woche beim CDU-Parteitag. Als Söder in Berlin bei der großen Schwesterpartei auf der Bühne steht, ist auf den ersten Blick alles wie immer. Söder arbeitet sich an der AfD und der Ampel ab und schwärmt von der guten Zusammenarbeit in der Union. Die beiden Generalsekretäre von CDU und CSU, Carsten Linnemann und Martin Huber, seien wie Hanni und Nanni. Unzertrennlich. Sie sähen sich sogar etwas ähnlich, so Söder. Stimmungsmache mit einem Hauch von Stichelei. Eigentlich alles wie immer.

Als Söder zu den Grünen kommt, wird es aber doch noch mal interessant. Denn plötzlich sagt der CSU-Chef, man könne mit „diesen Grünen“ doch nichts voranbringen. Es ist eine Hintertür. Denn was, wenn es am Ende in den Gesprächen doch andere Grüne sind als erwartet – flexiblere. Es könnte ein Zufall sein, dass Markus Söder sich in seiner Rede so ausdrückt. Wer den Bayern kennt, weiß jedoch, dass der in der Regel nichts dem Zufall überlässt.

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