Trotz Muskelschmerzen trainieren – ob das schaden kann, hängt davon ab, ob Muskelkater oder eine Zerrung dahintersteckt. Worin sich beides unterscheidet.

Praktisch jede(r) hatte nach einer starken und ungewohnten Belastung der Muskulatur schon mal Muskelkater – etwa nach einer längeren Trainingspause. Die betroffene Muskulatur schmerzt – vor allem bei Dehnung –, ist steif, gespannt und druckempfindlich.

Was genau Muskelkater verursacht, ist nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich entstehen die Muskelschmerzen durch winzige Risse in Muskelfasern und/oder Bindegewebe infolge starker Muskelkontraktionen – mit anschließender Entzündungsreaktion und Flüssigkeitsansammlung (Ödem), wodurch der Muskel anschwellen kann.

Auch Überdehnungen der Muskulatur, sogenannte Muskelzerrungen, kommen im Sport häufig vor – etwa bei Sprints, schnellen Stopps oder Richtungswechseln. Wie Muskelkater verursacht eine Zerrung teils starke Muskelschmerzen sowie eine Verhärtung und Druckempfindlichkeit der betroffenen Muskulatur.

Anders als beim Muskelkater ist die Entstehungsweise von Muskelzerrungen jedoch bekannt. Die Überdehnung verursacht winzige Schäden an den kleinen Einheiten der Muskelfasern: den Myofibrillen. Ein größerer Schaden an den Muskelfasern oder gar am gesamten Muskel – wie etwa beim Muskelfaser- oder Muskelriss – bleibt bei einer Zerrung jedoch aus.

Die winzigen Schäden, die einem Muskelkater oder einer Zerrung zugrunde liegen, sind mit sonst bei Muskelverletzungen üblichen Untersuchungen (wie Ultraschall oder MRT) nicht zu erkennen. Trotzdem – und trotz teils ähnlicher Symptome – lässt sich beides jedoch normalerweise gut voneinander unterscheiden:

  • Muskelkater tritt zeitverzögert auf – frühestens einige Stunden nach der ursächlichen Belastung, teils auch erst nach bis zu drei Tagen.
  • Eine Zerrung verursacht sofort ziehende Schmerzen im betroffenen Muskel, die langsam, aber stetig zunehmen.

Dieser Unterschied ist für Betroffene wichtig, um zu wissen, ob sie ihr Verhalten anpassen müssen. Egal, ob Muskelkater oder Zerrung – beides heilt zwar in der Regel von allein aus. Doch ein gezerrter Muskel ist vorübergehend weniger belastbar und braucht eine Sportpause. Wer sich nicht daran hält, riskiert als Komplikation einen Muskelfaserriss.

Bei einer Muskelzerrung raten Fachleute daher als Erstmaßnahmen, sofort jegliche körperliche Aktivität zu beenden, den betroffenen Körperteil zu kühlen, einen elastischen Verband anzulegen und den Körperteil hochzulagern. Diese Vorgehensweise ist auch bekannt als PECH-Schema (Pause, Eis, Compression, Hochlagerung).

Die vollständige Ruhigstellung des betroffenen Körperteils ist bei einer Zerrung aber nur in den ersten Tagen notwendig. Anschließend sind – wenn die Schmerzen es erlauben – wieder leichte Bewegungsübungen möglich. Allerdings ist es ratsam, eine volle Belastung des betroffenen Muskels für insgesamt etwa sechs Wochen zu vermeiden.

Hingegen ist ein Muskelkater meist nach spätestens sieben Tagen wieder weg, ohne je Schäden zu hinterlassen. Das gilt erfahrungsgemäß selbst dann, wenn sich die ursächliche Belastung wiederholt. Wer also trotz Muskelkater weiter trainiert, braucht nicht zu befürchten, dass sich die Beschwerden verschlimmern oder die Heilungsdauer verlängert.

Wer Zweifel hat, ob hinter Muskelschmerzen nur ein harmloser Muskelkater oder eine Zerrung steckt, sollte zur Sicherheit ärztlichen Rat einholen. Die meisten Menschen lernen aber schon früh, Muskelkater von schwerwiegenderen Muskelverletzungen zu unterscheiden.

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