In Köln-Kalk soll eines der größten Migrations-Museen Europas entstehen. Nun steht der Name fest: „Museum Selma“.

Ob aus der Türkei, Italien, Vietnam oder aus Ostereuropa – die Geschichte Deutschlands ist geprägt durch die Einwanderung von Menschen aus anderen Ländern. Das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (Domid) mit Sitz in Köln-Ehrenfeld hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Geschichte zu erzählen und erfahrbar zu machen.

Dazu sammelt der Verein schon seit Jahren Exponate rund um das Thema Migration und archiviert sie in seinen Räumlichkeiten im Ehrenfelder Bezirksrathaus – so etwa Fotos, Briefe und Alltagsgegenstände wie Plattenspieler oder Kameras. 150.000 solcher Zeitzeugnisse lagern in den Archiven des Vereins. Auch ein Ford Transit aus den 70er-Jahren gehört zur Sammlung.

„Dadurch sind wir eine wichtige Anlaufstelle für Kultur- und Medienschaffende, aber auch für Wissenschaft und Forschung“, erklärt Timo Glatz, Sprecher des Domid e. V. Der Verein wurde 1990 in Essen von türkischen Migranten gegründet. Inzwischen organisiert er Ausstellungen, Workshops und bietet Führungen durch die Archive an.

Bald aber soll die Arbeit des Vereins neue Dimensionen annehmen. Dann sollen die Exponate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: Denn in Kalk will der Domid e. V. ein bundesweites Migrationsmuseum erschaffen – in den Hallen der ehemaligen Maschinenfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) an der Dillenburger Straße.

Einst arbeiteten in der Fabrik sogenannte Gastarbeiter aus dem Ausland, nun soll hier das „Museum Selma“ entstehen, das ihre Geschichten erzählt. Der Domid e. V. will aber nicht nur seine gesammelten Zeitzeugnisse präsentieren, sondern legt Wert auf eine Teilnahme und -habe der Besucherinnen und Besucher. „Die Menschen sollen sich als Migrationsgesellschaft erfahren können“, so Timo Glatz. Am Dienstag gab der Verein den Namen des geplanten Museum bekannt: „Museum Selma“. Im Keltischen bedeutet Selma „schöne Aussicht“, im Türkischen „Harmonie“ oder „Frieden“.

Die Vision hinter dem Museum: Der Verein will eine „multiperspektivische Erinnerungskultur“ schaffen, welche die deutsche Geschichte aus allen dazugehörigen Perspektiven erzählt. Und dazu gehört auch die Perspektive der Migranten. „In Deutschland leben knapp 21 Millionen Menschen, deren Geschichten nicht hinreichend miterzählt werden“, sagt Glatz.

Ein derartiges Projekt könne auch dazu beitragen, Spaltungen innerhalb der Gesellschaft zu verhindern: Indem die Menschen im Museum sehen, dass sie sich in Deutschland eine Geschichte teilen. Denn Timo Glatz ist sich sicher: „Die Gesellschaft wäre nicht so lebenswert, wenn es keine Migration geben würde.“

Auf etwa 10.000 Quadratmetern Fläche soll das Museum unter anderem über eine Ausstellungsfläche, ein Kino, ein Tonstudio und einen Saal für Veranstaltungen verfügen. Finanziert wird der Verein durch den Bund, das Land NRW und private Förderer. Insgesamt stehen 44,26 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung.

Die Stadt Köln stellt das Grundstück und die Industriehalle: Am Donnerstag hat die Stadt in einer Ratssitzung beschlossen, dass der Verein die Hallen der ehemaligen KHD-Werke an der Dillenburger Straße für 99 Jahre nutzen kann. Damit ist der Startschuss für die weiteren Planungen gefallen.

Als Nächstes soll ein europaweiter Architekturwettbewerb für das Museum ausgeschrieben werden. Die Bauphase wird voraussichtlich 2027 beginnen – wenn alles glattläuft, könnte das „historische Gesellschaftsmuseum“ bereits 2029 eröffnen. „Das Museum wird uns als Gesellschaft wieder näher zusammenbringen, davon bin ich überzeugt“, sagt Ahmet Sezer, Vorstandsmitglied und Mitbegründer des Domid e. V.

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