Am 11. November um 11.11 Uhr starten die Öcher in die Karnevalssession – aber erst am Nachmittag „eskalieren“ die Aachener so richtig.

Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus werden Weihnachtsmarktbuden aufgebaut. Es ist ein usseliger Novembertag in der Kaiserstadt. Die Leute laufen mit schnellen Schritten und gesenkten Köpfen durch die Innenstadt. Doch im Weißen Saal des Rathauses funkelt es. Es ist nicht nur der goldene Stuck an der Decke des Rathauses, der glänzt, es sind auch die vielen mit Goldsteinchen verzierten Narrenkappen, die glitzern. Denn es ist nicht irgendein usseliger Novembertag in Aachen, es ist der Elfte im Elften: die Karnevalsession beginnt.

Während und nach der Corona-Zeit, sagt Bürgermeisterin Sibylle Keupen, habe es viel Abstand zwischen den Karnevalisten gegeben, geben müssen. Von diesem Abstand ist zur diesjährigen Sessionseröffnung aber nichts mehr übrig geblieben. Die Karnevalisten stehen dicht beisammen. Eng zusammenstehen, sagt Keupen, sei auch wichtig in diesen Tagen, in denen der Wind so eisig ist.

Und damit meint die Bürgermeisterin nicht das usselige Novemberwetter, sondern das politische Klima: die Wiederwahl Donald Trumps und das Auseinanderbrechen der Ampel. Gerade in Zeiten wie diesen, sagt sie, brauche man den Karneval als Fest des Zusammenrückens. Ein Fest, in dem man entgegen jeder persönlichen Meinungsverschiedenheit zusammenkommt, um Spaß zu haben.

Für den Spaß sorgt zur diesjährigen Sessionseröffnung unter anderem Tom Bräutigam als „Captain Jeck“. Mit erhobenem Klenkes, Alemanniatrikot unter dem Kapitänsanzug und Hab-mich-lieb-Gesten, präsentiert er zur Sessionseröffnung zum ersten Mal vor größerem Publikum den diesjährigen Karnevalshit „Vür Öcher hant de Kaat“: „Et fängt halt damit an, dat man in Oche leve kann. Misch krischste hier nit fott, dafür jefällt et misch zo jut“ singt er.

„De Öcher hant de Kaat“, ist auch das diesjährige Sessionsmotto erklärt Frank Prömpeler, Präsident des Festausschusses Aachener Karneval. Das Motto beziehe sich auf klassische Kartenspielregeln: „Bube, Dame, König, Ass“, in Analogie zu den rheinländischen Karnevalspartnern Köln, Düsseldorf und Bonn. Aber der Aachener Karneval sei der, der immer das Ass im Ärmel habe.

Serkan I. Sistermanns ist in dieser Session der Prinz des Aachener Karnevals. Aber Prinz Serkan schwingt nicht nur das Zepter, sondern auch den Kochlöffel. Der 46-jährige Vollblutkarnevalist (der auch seit vielen Jahren Sänger der Öcher Stadtmusikanten ist), ist auch leidenschaftlicher Gastronom. Deswegen bringt er zu Beginn seiner Amtszeit auch ein eigenes Prinzen-Kochbuch heraus. Darin auch enthalten: Das Schnippelbohnensuppen-Rezept von Keupens „Oma Maria“. Und das Rezept für gelungene Spaghetti Bolognese des designierten Märchenprinzen Julian I. Jägerberg.

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