
Stromnetze kommen ans Limit
Urlaubsland misst Temperaturen von minus 53 Grad
17.12.2025 – 19:04 UhrLesedauer: 2 Min.
Eisige Temperaturen sind in Kanada keine Seltenheit. Doch die jetzige Kältewelle ist außergewöhnlich. Breitet sich der Polarwirbel bis nach Deutschland aus?
Kanada wird in diesen Tagen von einer massiven Kältewelle getroffen: In Braeburn in der Provinz Yukon wurden am Mittwochmorgen (10. Dezember) minus 53 Grad gemessen, wie mehrere Wetterportale übereinstimmend berichteten: Nie war es dort in den vergangenen Jahrzehnten zu dieser Zeit im Jahr kälter. Auch in einigen US-amerikanischen Orten sanken die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt. In Saranac Lake im Bundesstaat New York wurden minus 30 Grad gemessen, wie das Portal „wetteronline.de“ berichtete.
Grund für die historische Kältewelle ist laut dem Diplom-Meteorologen Dominik Jung arktische Kaltluft, die durch eine Störung des nördlichen Polarwirbels in Bewegung gesetzt wurde. Normalerweise befindet sich dieser mit seinem Zentrum über dem Nordpol, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) erklärt.
Schwächt sich der Polarwirbel aber ab oder teilt er sich, dann wird die Strömung im Wirbel schwächer und damit instabil, wobei trog-artige Ausbuchtungen entstehen, die letztlich zu einem „polaren Outbreak“ führen können, so Jung zum „Münchner Merkur“. Dadurch kommen arktische Luftmassen auch in südlichere Regionen, wie derzeit nach Kanada.
Obwohl Kanada eisige Kälte gewohnt ist, müssen sich die Menschen vor Ort auf Einschränkungen einstellen: Schulbusse fielen aus, das Stromnetz geriet zeitweise an seine Belastungsgrenze, wie der Sender CBC berichtete. Der stellvertretende Brandschutzbeauftragte Jonathon Mah rief die Bürger auf, Holz-, Öl- und Propangasheizungen zu kontrollieren. Beim Anzünden eines Holzfeuers, so sein Appell, sollte unbedingt trockenes Holz verwendet werden. Andernfalls bestehe die Gefahr eines Schornsteinbrands, so Mah.
Die Einwohner nehmen die Kältewelle bislang offenbar weitgehend gelassen. Sameer Kumal aus Whitehorse in der Region Yukon sagte CBC: „Ich habe schon Schlimmeres gesehen.“ Tatsächlich dürfte sich die Lage bis Weihnachten kaum entspannen: Laut kanadischem Wetterdienst sind Maximaltemperaturen von minus 40 Grad vorhergesagt. Nachts kühlt es auf unter minus 50 Grad ab.
Grundsätzlich ist laut Jung denkbar, „dass ähnliche Kälteepisoden auch Europa erreichen, vor allem bei einer anhaltenden Schwächung des Polarwirbels“. Das zeigten historische Beispiele. Doch „aktuell gibt es keine Hinweise auf ein solches Extremwetterereignis in naher Zukunft“. Der Grund laut dem Meteorologen: Die Ozeane wirkten für Europa als Wärmepuffer.
Doch auch in Deutschland sinken die Temperaturen, wenn auch nur allmählich: Am Donnerstag und Freitag sind mancherorts noch Temperaturen bis 14 Grad möglich. Am Samstag werden nur noch 10 Grad erreicht, in Ostbayern bleibt es bei 2 Grad beinahe frostig.