Als er im Halbfinal-Hinspiel (2:2) gegen Real Madrid dann eine neue Chance bekam, leistete er sich erneut zwei folgenschwere Fehler. Die scharfe, öffentliche Kritik, die Bayerns-Chefcoach Thomas Tuchel („zu aggressiv“) anschließend an ihm übte, ging nicht spurlos an ihm vorüber. „Als Verteidiger habe ich immer mit Überzeugung gespielt. Doch hier (beim FC Bayern; Anm. d. Red.) waren solche Eigenschaften nicht immer gefragt, was zu inneren Konflikten bei mir führte“, sagte Kim zu t-online und kündigte schon damals an: „In der nächsten Saison werde ich noch stärker sein.“ (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Und zwar beim FC Bayern. Denn ein Abschied nach nur einem Jahr in München, über den bisweilen schon spekuliert worden war, war für Kim nach t-online-Informationen nie ein Thema. Er möchte sich bei den Bayern durchsetzen. Das bestätigte er nun auch in Seoul. „Ich habe nie daran gedacht, den Verein zu verlassen“, sagte er und kündigte an: „Ich werde alles für Bayern geben, um den maximalen Erfolg zu erzielen.“
Die Vorzeichen sind jetzt zumindest deutlich besser. Dieses Mal konnte er direkt mit der ersten Gruppe in die Vorbereitung einsteigen. Schon am Tegernsee hinterließ Kim einen guten und äußerst fitten Eindruck. Kompany lobte ihn immer wieder lautstark für den Einsatz bei seinen Trainingseinheiten. „Yes, Min-jae, yes“, rief der frühere Weltklasseverteidiger seinem Abwehrspieler mal lautstark über den Platz zu. Im ersten Testspiel gegen Rottach-Egern (14:1) trug Kim in Halbzeit zwei sogar die Kapitänsbinde, was ebenfalls als besondere Wertschätzung seines neuen Trainers verstanden werden darf.
Und auch Kim ist von der bisherigen Zusammenarbeit sehr angetan. Der ehemalige Weltklasse-Profi Kompany sei ein „toller Verteidiger“ gewesen, von dem er versuche, so viel wie möglich zu lernen. „Er mag Verteidiger, die sehr aggressiv spielen, den ersten Schritt vormachen, keine Zweikämpfe verlieren“, sagte Kim. „Das ist ein Stil, der sehr gut zu mir passt.“ Kims innerer Konflikt scheint damit bereits gelöst zu sein. Er ist jedenfalls fest entschlossen, sich seinen Stammplatz bei den Bayern jetzt zurückzuerkämpfen. Die Seelentherapie in Seoul könnte ihm dabei helfen.