Das West-Nil-Fieber breitet sich immer weiter in Europa aus. Die Zahl der Todesfälle steigt. Auch in Deutschland werden Infektionen gemeldet.

Das West-Nil-Fieber ist – wie der Name es vermuten lässt – ein ursprünglich in Afrika beheimatetes Virus, das in Europa erstmals in den 1960er-Jahren in Frankreich nachgewiesen wurde. Infektionen werden bei Pferden und Vögeln und nun auch gehäuft beim Menschen entdeckt.

Wie die europäische Gesundheitsbehörde ECDC berichtet, werden Infektionen derzeit aus 16 Ländern gemeldet, aus Albanien, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Italien, dem Kosovo, Kroatien, Nordmazedonien, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowenien, Spanien, der Türkei, Ungarn und auch aus Deutschland. Hier wurden bislang fünf Fälle entdeckt, zuletzt in der vergangenen Woche in Diepholz (Niedersachsen), wo die Infektion durch Zufall in einer Blutspende auffiel. Allerdings dürfte die Dunkelziffer überall deutlich höher sein. Denn eine Infektion verläuft in 80 Prozent der Fälle symptomlos.

Doch zeigen sich Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und ein fleckiger Hautausschlag, kann die Infektion für bestimmte Menschen durchaus gefährlich werden.

Vor allem ältere und/oder immungeschwächte Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen nach einer Infektion. Dazu zählen unter anderem eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder sogar eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis). Seltener sind Entzündungen anderer Organe wie Herz oder Leber. Studien zeigten, dass in neu befallenen Gebieten die Rate der schweren Erkrankungen bei einem zu 1.000 Infizierten liege, erklärte der Chefvirologe der Charité, Christian Drosten, in einem Interview mit der Funke Mediengruppe.

Und die Zahl der Toten steigt. So meldete Griechenland 25 Todesfälle nach einer Infektion, Italien 13 und Spanien sieben Tote.

Das West-Nil-Fieber ist nicht auf exotische Mücken wie die Asiatische Tigermücke angewiesen, sondern kann auch von den gemeinen Stechmücken übertragen werden. Doch auch hier kann der Klimawandel zu einer rascheren Ausbreitung des Virus führen. Durch die steigenden Temperaturen kann der Erreger besser in Stechmücken überwintern. „Wir können im Labor nachweisen, dass sich Viren in Stechmücken schneller vermehren können, wenn die Temperaturen höher sind“, sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Da gibt es einen klaren kausalen Zusammenhang zur Klimaerwärmung.“

In Deutschland wurden erste Infektionen mit dem West-Nil-Fieber beim Menschen im Spätsommer 2019 in Ostdeutschland bekannt (insgesamt 5 Infektionen). Auch in den darauffolgenden Jahren wurde in den Sommer- und Herbstmonaten über Infektionen in Ostdeutschland (Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen) berichtet (2020: 22 Infektionen; 2021: vier Infektionen; 2022: 17 Infektionen, 2023: sechs Infektionen).

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