Nach einer langen Abwesenheit gibt es wieder vermehrt Sichtungen des Blauflossen-Thunfischs in der Nordsee. Experten bewerten diese Entwicklung als positiv für den Fischbestand.

Jahrzehntelang war der atlantische Thunfisch aus unseren Breitengraden verschwunden. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN wird der gigantische Fisch aufgrund von Überfischung als „vom Aussterben bedroht“ gelistet. Doch in den vergangenen Jahren wurde der Blauflossen-Thunfisch, auch Roter Thun genannt, wieder häufiger bei seiner Wanderung zwischen dem Mittelmeer und der Nordsee gesichtet.

In den Gewässern des Skagerraks, der Meerenge zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden, erforschen Wissenschaftler am Institut für Aquatische Ressourcen an der Technischen Universität Dänemark die Rückkehr und das Wanderverhalten der Thunfische, die im Mittelmeer und im Golf von Mexiko laichen. Mithilfe von Großfischanglern befestigen die Forscher Messgeräte an den Tieren. Berechnungen und Einschätzungen tragen auf internationaler Ebene dazu bei, realistische Fangquoten zu erarbeiten.

Die Experten sehen in den vermehrten Sichtungen ein Zeichen für die Erholung der Fischbestände. Dies sei offenbar auf strenge Fangverbote und die Bekämpfung illegaler Fischerei zurückzuführen. Die Entwicklungen sollen weiter beobachtet werden, um im Bedarfsfall eingreifen zu können. Laut der Tierschutzorganisation WWF gibt es insgesamt aber weiterhin viele Unsicherheiten bei der Bestandsabschätzung.

Philipp Kanstinger, Fischereiexperte des WWF, zeigte sich optimistisch. Kanstinger hält es für möglich, dass die atlantischen Thunfische bald auch in der Deutschen Bucht gesichtet werden könnten. „Es kann sehr gut sein, dass wir in den nächsten Jahren erleben, dass der Rote Thun hier zu sehen sein wird“, sagte er der „Kreiszeitung“. Besonders im Gebiet um Helgoland sei dies vorstellbar.

Der Rote Thun lebt im Atlantik, im Mittelmeer, in der Karibik und im Golf von Mexiko. Auch an der Küste Südafrikas gibt es eine Population. Die Fische unternehmen lange Wanderungen, unter anderem auch durch die Nordsee. Der größte jemals gefangene Fisch war rund 4,5 Meter lang, der schwerste Fisch hatte ein Gewicht von mehr als 600 Kilogramm. Sein Fleisch entwickelte sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten zur begehrten Delikatesse. Durch übermäßiges Angeln und den weltweiten Sushi-Boom schrumpfte der Bestand der Fische weltweit rapide.

Neben Überfischung machen auch der Klimawandel und zugebaute Küsten den Fischbeständen zu schaffen. Laut einer Studie schwächen diese Faktoren zusätzlich die Populationen in den Weltmeeren. Wissenschaftler überwachen die Entwicklungen daher genau, um sicherzustellen, dass frühere Fehler nicht wiederholt werden.

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