Der Rekordnationalspieler und heutige TV-Experte spricht über die aktuelle Stärke des FC Bayern – und nutzt die Gelegenheit für scharfe Kritik am Vorgänger von Vincent Kompany.
Sechs Pflichtspiele, sechs Siege, Torverhältnis: 30:5 – der FC Bayern München ist unter seinem neuen Trainer Vincent Kompany makellos in die neue Saison gestartet. Mehr noch: Der deutsche Rekordmeister zeigte bisher wieder eine lange vermisste Spielfreude und Stabilität – und scheint dazu auch im Mannschaftsgefüge gefestigt.
Die aktuelle Form der Münchner beeindruckt auch Lothar Matthäus – doch der TV-Experte verbindet sein Lob mit scharfer Kritik an Kompanys Vorgänger Thomas Tuchel: Der Belgier „sucht die Gespräche intern, nicht nach außen. Das gefällt den Spielern“, sagte Matthäus der „Bild“-Zeitung.
Bei Tuchel sei das ganz anders gewesen: „Vorher sind sie nach außen angezählt worden, waren zu schlecht für Bayern München“ erinnerte der 63-Jährige an die öffentliche Kritik, die Tuchel oft an seinen eigenen Spielern geäußert hatte. „Wenn ich früher gehört hätte ‚Das ist kein Matthäus-Spiel‘, da hätte ich den Trainer gefragt, ob er eine Meise hat. Und Thomas Müller hat das noch besser moderiert. Da sind Spieler mit acht Meisterschaften wie Kimmich und dann suche ich eine Holding Six!“
Zur Erinnerung: Vor der vergangenen Saison hatte Tuchel Verstärkung für den defensiven Part im zentralen Mittelfeld gefordert – mit der Begründung, weder Joshua Kimmich noch Leon Goretzka seien für die Rolle geeignet. Matthäus weiter: „Es gibt Trainer, die alles verändern wollen, was eigentlich gut ist, ich glaube, Thomas Tuchel war auch so einer. Kompany hat ähnlich wie Alonso in Leverkusen alle Spieler eingefangen und mitgenommen auf seine Reise.“
Die Bayern-Stars fühlten „sich jetzt sicher, gehen für den Trainer durchs Feuer. Bei Thomas Tuchel haben sich die Spieler nicht frei gefühlt.“ Matthäus betonte: „Ich habe gar nichts gegen Tuchel, es geht auch nicht darum, dass man da am Tisch mal eine andere Meinung hat. Aber das hat doch mit Bayern München nicht gepasst. Das wusste man doch vorher.“
Und weiter: „Es ist doch nicht so, dass Bayern nicht gesehen hat, was er für Probleme hatte in Dortmund, in Paris, was er auch für Probleme hatte in Chelsea, trotz Champions-League-Sieg. Du schmeißt doch nicht einen Trainer drei Monate nach so einem Sieg raus, da muss ja was anderes gelaufen sein“, erinnerte Matthäus daran, dass der Bayer nur kurze Zeit nach dem Triumph in der „Königsklasse“ bei Chelsea gehen musste. Der Rekordnationalspieler legte noch nach: „PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi hat mir gesagt: Lothar, ich verstehe nicht, dass Bayern Thomas Tuchel verpflichtet. Und das ist ja eine klare Aussage.“
Mit Kompany aber habe sich vieles zum Guten gewendet: „Ich habe oft gesagt, das Mia-san-mia-Gefühl fehlt mir, das war nicht der FC Bayern, diese Familie. Sie haben es geändert, jetzt sagen die Fans: Das ist wieder unser FC Bayern, es macht wieder Spaß, ins Stadion zu gehen.“