Die Trauminsel – ein Albtraum?
Berühmter Reiseführer warnt vor Malle
07.01.2025 – 18:03 UhrLesedauer: 2 Min.
Mallorca, Paradies der Sonne – und Albtraum mancher Urlauber. Ein Reiseführer warnt: Die Insel droht an ihrer Beliebtheit zu ersticken. Touristenströme, horrende Mieten, genervte Einheimische – ist die Urlaubsidylle noch zu retten?
Das Sehnsuchtsziel unzähliger Urlauber hat es auf eine Liste geschafft, auf der niemand auftauchen möchte: Mallorca steht auf der „No List 2025“ des renommierten Reiseführers Fodor’s. Jahr für Jahr warnt die Liste vor überlaufenen Reisezielen, die unter den Schattenseiten ihres Erfolgs leiden. Neben Mallorca finden sich dieses Mal auch Barcelona, Venedig, Lissabon und die Kanarischen Inseln auf der Liste – ein Alarmsignal für die Reiseziele.
Strände wie aus dem Bilderbuch, quirlige Märkte, eine Küche, die nach Meer und Mandeln schmeckt – genau diese Reize haben die Baleareninsel an den Rand des Erträglichen gebracht. Fodor’s lobt die Schönheit und kulturelle Bedeutung Mallorcas, beklagt aber die Kehrseite: Massentourismus, der die Lebenshaltungskosten in die Höhe treibt, Einheimische vertreibt und oft irreversible Schäden anrichtet.
Der Reiseführer spart nicht mit Kritik – unter anderem an der Inselregierung. Sie stelle die Bedürfnisse der Touristen über die Interessen ihrer Bürger. Überteuerung, Vereinheitlichung, Zerstörung seien die drastischen Folgen.
Auch die Touristen selbst zahlen einen Preis für den Boom. Verstopfte Straßen und Sehenswürdigkeiten, genervte Einheimische und vermüllte Landschaften verderben vielen Reisenden die Urlaubsfreude. „Sightseeing an Orten, an denen man das Gefühl hat, nicht willkommen zu sein, ist deprimierend“, heißt es bei Fodor’s.
Ein Kernproblem sieht Fodor’s in der unkontrollierten Ferienvermietung. Wohnungen, die früher den Einheimischen vorbehalten waren, werden zu hochpreisigen Feriendomizilen umfunktioniert. Das verdrängt die Inselbewohner und treibt die Mieten in astronomische Höhen. Doch viele Gegenmaßnahmen kommen zu spät. Oft fehlt der politische Wille, schnell einzugreifen.
Die „No List“ ist kein Aufruf, Mallorca und andere betroffene Reiseziele zu meiden. Boykotte würden nur der Wirtschaft schaden, ohne die eigentlichen Probleme zu lösen. Vielmehr soll die Liste ein Bewusstsein für die Missstände schaffen. Der erste Schritt zur Rettung dieser Reiseziele sei, die Probleme überhaupt erst einmal zu erkennen – das gelte für Touristen und Behörden gleichermaßen.
Der Reiseführer plädiert für einen nachhaltigen Tourismus, von dem Besucher und Einheimische gleichermaßen profitieren. Mallorca sollte nicht gemieden, sondern bewusster bereist werden. Wer den Charme der Insel für künftige Generationen bewahren will, muss Verantwortung übernehmen – als Urlauber, als Vermieter, als Entscheidungsträger.