Bei einem Treffen mit Bürgern konfrontierte ein Mann den Kanzler mit einer frechen Frage. Olaf Scholz fand das offenbar nicht ganz so witzig.

Gut gelaunt gab sich der Kanzler beim 17. Bürgerdialog in Schwerin. Olaf Scholz hatte zu der Runde in der Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns geladen, um seine Politik (und die der Ampel) zu erklären – und natürlich auch, um im aufziehenden Wahlkampf zu punkten. Ihm mache dieses Format Spaß, sagte er, Bürgerdialoge seien ihm lieber als Interviews.

Die Bürgerdialoge des Kanzlers werden traditionell in Kooperation zwischen einem lokalen Medienpartner, dieses Mal war das die „Schweriner Volkszeitung“, und dem Kanzleramt veranstaltet. Tatsächlich gab sich der Kanzler bei den Fragen der 150 Anwesenden äußerst gesprächsbereit. Da ging es mal um E-Autos, um die Gefahr des Rechtsradikalismus, die Krankenhausreform oder den Ukraine-Krieg. Scholz beantwortete alles geduldig.

Dann kam jedoch ein Mann an die Reihe, der sich von Scholz‘ Rhetorik irritiert zeigte. „Ich muss sagen, ich bin von ihren Antworten mal wieder sehr enttäuscht“, begann er seine Einlassung. „Man hat manchmal den Eindruck, die Antworten sind alle schon fertig.“ Dann verwies er auf die Errungenschaften der KI-Forschung und fragte, warum man ihn – den Kanzler – nicht einfach durch eine Künstliche Intelligenz ersetze. Das würde doch Kosten sparen, so der Bürger.

Der Einwurf war wohl nicht ganz ernst gemeint, im Publikum konnten sich einige ein Lächeln nicht verkneifen, wie auf Videos von der Veranstaltung zu sehen ist.

Scholz machte keinen Hehl daraus, was er von der Frage des Mannes hält. „Nicht jeder Witz ist gut, dieser zum Beispiel ist nicht einer davon“, sagte der Sozialdemokrat. „Deswegen will ich ihnen gerne sagen, sie sollten Politikern, die ihnen auf die gleiche Frage jedes Mal eine andere Antwort geben, sagen: ‚Wahrscheinlich bist du eine KI und hast gerade eine Halluzination'“.

Der 66-Jährige kam jetzt richtig in Fahrt. „Wenn man politische Verantwortung hat, dann wäre es schlecht, wenn man in Schwerin was anderes sagt, als was man in Gera gesagt hat oder in München zu der gleichen Frage; sondern das sollten schon Dinge sein, die Hand und Fuß haben“, so Scholz.

Dass die zotige Bemerkung des Bürgers den Kanzler herausgefordert hatte, zeigte seine Miene deutlich. Die verfinsterte sich zusehends. „Ich bestreite nicht, dass ich, im Gegensatz zu anderen im politischen Wettbewerb, statt um Sprüche, um Ernsthaftigkeit verlegen bin“, fuhr Scholz in eigener Sache fort. „Und das wird auch keiner mehr an mir ändern. Und damit werde ich auch wieder Wahlen gewinnen.“

Sprach’s und dreht sich sofort zur Moderatorin um. Diskussion beendet, sollte die Geste wohl heißen. In diesem Moment dürfte Scholz der Bürgerdialog vielleicht doch nicht so viel Spaß gemacht haben, wie ein Interview.

Aktie.
Die mobile Version verlassen