Wenn Mainz 05 spielt, steht meist auch Dominik Kohr auf dem Rasen. Sehr zum Leidwesen seiner Gegenspieler.

Seinen Spitznamen hat er schon lange. „Hardkohr“ nannten sie ihn schon in Augsburg, wo er von 2014 bis 2017 spielte. Aber auch in Mainz, wo Dominik Kohr aktuell unter Vertrag ist, hört er auf den speziellen Namen. Bekommen hat er ihn für seine Spielweise. Kohr spielt mit vollem Einsatz. Leidenschaftlich, aggressiv, kämpferisch. Der 30-Jährige geht praktisch keinem Zweikampf aus dem Weg.

„Auf dem Feld bin ich ein anderer Typ“, erklärte der sonst ruhige Kohr einst im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ und fügte an: „Ich versuche stets, meiner Mannschaft dadurch zu helfen, dahinzugehen, wo es auch einmal wehtun kann. Das schon.“ Gleichzeitig betonte er: „Ich möchte nie den Gegner verletzen, das ist nie meine Absicht.“

Das Problem: Er tut es dennoch ab und zu. Anfang Oktober foulte er St. Paulis Elias Saad so schwer, dass sich dieser im Anschluss verletzte. Der 24 Jahre alte Tunesier musste sogar operiert werden und fällt noch lange aus. Die „Süddeutsche Zeitung“ kommentierte in der Folge: „Gegenspieler müssen vor Dominik Kohr beschützt werden.“

Die Kritik an der ruppigen Spielweise wird immer lauter. Seit der Saison 2021/22 zählte Kohr jedes Jahr zu den zehn Spielern mit den meisten Fouls. Vergangenes Jahr war er mit Abstand der Profi mit den meisten Gelben Karten (13) in der Bundesliga. In der aktuellen Saison führt er das Ranking nach acht Spielen mit fünf Gelben Karten an. In seiner gesamten Bundesliga-Karriere hat er bereits 93-mal die Verwarnung vom Schiedsrichter erhalten. Nur David Jarolim (96) und Stefan Effenberg (111) sahen in der Geschichte mehr. Gut möglich, dass er noch beide überholt.

Vor einem Profi wie Kohr haben die Spieler in der Bundesliga Angst. Man könnte ihn als den gefürchtetsten Spieler der Liga betiteln.

Am gestrigen Mittwoch bekam dann Bayerns Jamal Musiala Kohrs Wucht zu spüren. Im DFB-Pokalduell (Endstand 4:0 für Bayern) der 2. Runde lief die 20. Minute, als der Mainzer Spieler den deutschen Nationalspieler umrannte. Der Ärger der Bayern-Fans im Stadion und vor dem Fernseher war groß. „Kohr räumt Musiala mit dem Ellenbogen am Kopf komplett ab. Keine Ahnung, ob der Typ die Sportart verwechselt, aber das ist geisteskrank“, schrieb beispielsweise ein wütender Fan im Netz.

Musiala selbst beschwerte sich auch beim Schiedsrichter. „Fouls sind Teil des Spiels. Aber in dem Fall war es mehr als ein kleines Foul“, erklärte er nach dem Spiel auf Nachfrage von t-online. „Wenn die Spieler das Gefühl haben, sie können drei-, viermal richtig hart reingehen, bevor sie eine Gelbe Karte kriegen, würden sie das jedes Mal machen. Dann renne ich mit ein paar Problemen herum und kann nicht wirklich mein Spiel spielen.“

Kohr wurde für die Aktion vom Schiedsrichter mit Gelb verwarnt. Angesichts der Intensität und der fehlenden Chance auf den Ball hätte er sich wohl auch nicht über die Rote Karte beschweren dürfen. Dennoch ärgerte er sich selbst über den Unparteiischen. „Beim 2:0 war es Abseits, beim vierten Tor werde ich ein bisschen umgerannt. Da war mir klar, dass der Schiedsrichter ein Bayern-Trikot anhat“, schimpfte er nach dem Spiel.

Bayerns Sportvorstand Max Eberl versuchte sich daran, die diplomatische Mitte zu sein. Angesprochen auf Kohrs Foul sagte er t-online: „Ich bin der falsche Ansprechpartner, um von Zimperlichkeiten zu sprechen. Der Fußball, den Dominik Kohr gespielt hat, wäre auch eher mein Fußball gewesen.“ Eberl sammelte in seiner Profikarriere in 215 Spielen in der 1. und 2. Bundesliga insgesamt 69 Gelbe Karten.

„Natürlich willst du keinen verletzen. Gott sei Dank ist auch nichts passiert“, ergänzte er. Dabei soll es auch Mitte Dezember bleiben, wenn der FC Bayern wieder bei Dominik Kohr zu Gast in Mainz ist. Dann geht es am 14. Spieltag um wichtige Punkte in der Bundesliga.

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