Prostata, Darm, Herz
Männer-TÜV: Diese Checks sollten Sie nicht versäumen
Aktualisiert am 03.11.2024 – 12:33 UhrLesedauer: 6 Min.
Viele Männer drücken sich vor Vorsorgeuntersuchungen. So versäumen sie es, Krankheiten im Frühstadium zu entdecken. Auf welche Checks es ankommt.
Vorsorgeuntersuchungen helfen, bestimmte Krankheitsrisiken sowie Erkrankungen früh zu erkennen. Gesetzlich Versicherte haben in Deutschland Anspruch auf verschiedene kostenfreie Vorsorgeuntersuchungen. Darüber hinaus bieten Ärzte auch kostenpflichtige Untersuchungen an.
Doch welche Vorsorge ist für Männer besonders bedeutsam und wo ist die Datenlage unsicher? Eine Ärztin klärt auf.
Vorsorgeuntersuchungen helfen dabei, Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs frühzeitig zu erkennen. Ärzte sprechen daher von Früherkennungsmaßnahmen. Eine „echte“ Vorsorge bietet beispielsweise die Darmkrebsvorsorge. Da der Arzt während der Koloskopie Krebsvorstufen entfernen kann, kann einer Darmkrebserkrankung tatsächlich vorgebeugt werden.
Die Maßnahmen zur Krankheits- und Krebsfrüherkennung lassen sich für gesetzlich Versicherte grob in zwei Gruppen unterteilen: die Früherkennungsmaßnahmen, deren Kosten von den Krankenkassen übernommen werden, und die sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL), deren Kosten der Patient selbst tragen muss.
Für Männer stehen verschiedene Früherkennungsuntersuchungen zur Verfügung. Von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden:
- Check-up: Früherkennung unter anderem von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Die Untersuchung wird einmalig im Alter zwischen 18 und 34 Jahren übernommen. Sie beinhaltet die Erhebung der medizinischen Vorgeschichte des Patienten (Anamnese), eine körperliche Untersuchung, Blutdruckmessung, Überprüfung des Impfstatus sowie ein Beratungsgespräch zu den Untersuchungsergebnissen. Optional ergänzen Messungen der Blutfett- und Blutzuckerwerte die Untersuchung.
- Jährliche Zahnuntersuchung: Einmal im Jahr können Männer ihre Zähne und ihr Zahnfleisch auf Karies beziehungsweise Parodontose untersuchen lassen. Zahnstein wird ebenfalls entfernt.
- Jährliche augenärztliche Kontrolle: Untersuchung der Augen sowie Erfassung der Sehwerte.
- Check-up 35: Ab 35 Jahren haben Männer alle drei Jahre Anspruch auf einen Check-up. Neben der körperlichen Untersuchung, der Kontrolle der Blutwerte sowie einer Urin-Untersuchung gehört auch der Check des Impfstatus dazu.
- Hautkrebsscreening: Ebenfalls ab 35 Jahren können Männer alle zwei Jahre eine Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs in Anspruch nehmen. Dabei untersucht der Dermatologe die Haut nach Veränderungen, die auf weißen oder schwarzen Hautkrebs hindeuten.
- Früherkennung von Prostatakrebs und Krebserkrankungen des äußeren Genitals: Ab 45 Jahren können Männer einmal im Jahr die Früherkennung auf Krebserkrankungen von Prostata und Genitalbereich wahrnehmen. Dabei werden nicht nur die äußeren Geschlechtsorgane sowie die örtlichen Lymphknoten abgetastet, sondern auch die Prostata über den Enddarm.
- Vorsorgeuntersuchung Darmkrebs: Ab 50 Jahren können Männer das Darmkrebsscreening nutzen. Sie haben die Wahl zwischen einer Darmspiegelung und einer Stuhluntersuchung auf verstecktes (okkultes) Blut. Den Stuhltest können Männer zwischen 50 und 54 Jahren einmal im Jahr wahrnehmen. Die Darmspiegelung können Männer zweimal im Abstand von zehn Jahren wahrnehmen – sofern die erste Untersuchung unauffällig ist. Ansonsten verkürzt sich der Untersuchungszeitraum. Ab 55 Jahren können Männer alle zwei Jahre einen Stuhltest durchführen lassen oder sich für die Darmspiegelung entscheiden.
- Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen: Ab 65 Jahren steht Männern einmalig die Früherkennung auf ein Bauchaortenaneurysma zur Verfügung. Dabei wird die Bauchschlagader mittels Ultraschall untersucht. Männer sind deutlich häufiger von einem Bauchaortenaneurysma betroffen als Frauen. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge haben etwa zwei Prozent aller Männer zwischen 65 und 75 Jahren ein Aneurysma der Bauchschlagader. Für Frauen zählt diese Untersuchung nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen.
Des Weiteren steht Männern eine Reihe verschiedener IGeL zur Verfügung, die meist nicht von den Krankenkassen übernommen werden, darunter beispielsweise:
- Professionelle Zahnreinigung
- Glaukom-Früherkennung
- Untersuchung der Haut über eine Lichtlupe
- PSA-Test
- Ultraschalluntersuchung der Prostata
- Ultraschalluntersuchung des Harntrakts zur Feststellung von Blasenkrebs
- Urinuntersuchung zur Früherkennung von Blasenkrebs
„Die drei gesetzlichen Krebs-Früherkennungsuntersuchungen für Männer sind die Darmkrebsvorsorge, die Hautkrebs- und die Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
„Jeder Mann sollte sich über die Früherkennungsuntersuchungen ausführlich informieren und individuell schauen, was er sich erhofft und welche Risiken mit der Untersuchung möglicherweise verbunden sind.“
Es ist nie zu früh, sich regelmäßig von einem Arzt durchchecken zu lassen. Warten Sie nicht, bis ernste Beschwerden auftreten.
Bei der Darmkrebsfrüherkennung empfiehlt die Krebsexpertin Männern, die Darmspiegelung als Vorsorgeinstrument zu nutzen. „Mit der Darmspiegelung lassen sich präzise Krebsvorstufen, sogenannte Polypen, erkennen – und gleich entfernen. Die Stuhluntersuchung auf verstecktes Blut hingegen erkennt einen Darmtumor nur dann, wenn er Blut abgibt. Mit dem Stuhltest ist das Risiko höher, dass Darmkrebs übersehen wird.“
Beim Thema Prostatakrebs-Früherkennung ist es für Männer oft schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Der Tastuntersuchung, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird, steht die individuelle Gesundheitsleistung „PSA-Test“ gegenüber. Beide Früherkennungsuntersuchungen werden stark diskutiert und haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Je früher und ausführlicher sich Männer informieren, desto leichter können sie eine Entscheidung treffen.
„Man muss sagen, dass über die Tastuntersuchung nur Tumoren erkannt werden können, die an der dem Darm zugewandten Seite der Prostata wachsen und die größer als ein Zentimeter sind“, erklärt Weg-Remers. „Frühe Tumoren kann die Tastuntersuchung nicht erfassen.“
Der PSA-Test hingegen hat den Vorteil, dass er Prostatakrebs im Frühstadium erkennen kann. Sind beispielsweise in der Familie, etwa beim Vater, beim Onkel oder vergleichbaren Familienmitgliedern, Prostatakarzinome aufgetreten, kann es durchaus empfehlenswert sein, den PSA-Test ergänzend zur Tastuntersuchung in Anspruch zu nehmen.
Beim PSA-Test, der über die Untersuchung einer Blutprobe den Wert des prostataspezifischen Antigens ermittelt, besteht allerdings eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für falsch-positive Ergebnisse. Dann kann es passieren, dass sich Männer aufgrund erhöhter PSA-Werte einer Biopsie unterziehen, obwohl kein Krebs vorliegt.
„Hinzu kommt, dass Prostatakrebs oft wenig aggressiv ist. Viele Männer möchten aber mit der Diagnose Prostatakrebs nicht leben. Zwar ließe sich in vielen Fällen warten und eine Behandlung hinauszögern, wenn der Tumor nicht aggressiv wächst. Doch die meisten Männer entscheiden sich für den Eingriff. Sie möchten den Krebs aus dem Körper haben“, sagt Weg-Remers.