Zukunft des Luxuskaufhauses

KaDeWe von einer der reichsten Familien Thailands gerettet


10.11.2024 – 19:26 UhrLesedauer: 3 Min.

Die Filiale in Berlin (Archivbild): Alle Luxushäuser konnten übernommen werden. (Quelle: IMAGO/Schoening/imago)

Als Konsequenz der Signa-Pleite meldete die KaDeWe-Gruppe Anfang des Jahres Insolvenz an. Das ist aus den drei Luxuskaufhäusern geworden.

Es war eine der Folgen der Signa-Pleite: Nachdem das Immobilienunternehmen von René Benko schon Ende 2023 Insolvenz angemeldet hatte, musste im Januar 2024 auch die Tochtergesellschaft KaDeWe nachziehen. Der Geschäftsbetrieb lief dabei die ganze Zeit weiter.

Die Gründe für die Insolvenz gingen laut Geschäftsführung über die finanzielle Schieflage von Signa hinaus. Der damalige CEO der KaDeWe-Gruppe, Michael Peterseim, nannte in einer Pressemitteilung die „exorbitant hohen Mieten“, die Signa als Konzernmutter verlangt habe, als Hauptgrund für die Schwierigkeiten. Deswegen sei „nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich“ – und das trotz Rekorderlösen. Mit 728 Milliarden Euro sei das Geschäftsjahr 2022/23 das erfolgreichste in der Geschichte des Unternehmens gewesen.

Zur KaDeWe-Gruppe gehören neben dem „Kaufhaus des Westens“ in Berlin-Schöneberg auch die Luxuskaufhäuser „Alsterhaus“ in Hamburg und „Oberpollinger“ in München. Im Juni wurde die Firmengruppe komplett von der thailändischen Central Group übernommen – und somit ihr Fortbestand gesichert.

Schon vorher hatte die thailändische Central Group die Immobilie des Berliner „Kaufhaus des Westens“ erworben, wie die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey auf Facebook schrieb – für immerhin eine Milliarde Euro. Die hohen Mieten, die Signa verlangt hatte, fallen so weg.

Auch für die Unternehmensgruppe galt Central lange als wahrscheinlicher Investor. Schon vorher war das Mischunternehmen mit 50,1 Prozent Mehrheitseigner – Signa gehörten nur 49,9 Prozent des Unternehmens. Die Central Group ist im Besitz der Familie Chirathivat – einer der reichsten Familien Thailands. 2021 lag ihr Vermögen bei knapp 12 Milliarden Euro. Die Gruppe hält auch Anteile an Luxuskaufhäusern in Italien, der Schweiz und Großbritannien.

Das Management der KaDeWe-Gruppe stellt dabei alle Zeichen auf Neuanfang. „Als strategischer Investor kann die neue Eigentümerin der neuen KaDeWe-GmbH dabei helfen, langfristige Ziele zu erreichen und die Position im Luxussegment des Einzelhandels zu festigen“, hieß es in einem Schreiben, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitiert.

Trotzdem wurden nicht alle Beschäftigten übernommen. Wie die Nachrichtenagentur berichtete, haben etwa 100 der insgesamt 1.700 Mitarbeiter ihre Jobs verloren. Der Großteil davon war in der Verwaltung tätig. Wie der rbb schreibt, wurde bei den Kaufhäusern vor allem in der Berliner Filiale gekürzt – in erster Linie beim gastronomischen Angebot.

Trotz der Übernahme ist nicht sicher, wie rosig die Zukunft der Gruppe wirklich ist: Wie der Sender rbb24 schreibt, gehen mehrere Fachleute davon aus, dass die Mieten nicht das einzige Problem der Gruppe waren – und die Zahlen vermutlich auch etwas beschönigt wurden. Der Wirtschaftsexperte Gerrit Heinemann schätzt, so seine Aussage in dem öffentlich-rechtlichen Sender, dass etwa die Hälfte des Umsatzes eigentlich gar nicht von der Gruppe selbst erzielt worden sei. So tauche im angegebenen Bruttotransaktionswert auch der Umsatz von Firmen auf, die sich in den Kaufhäusern eingemietet haben.

Wirtschaftsprüfer Karl-Heinz Wolf, der für den rbb die Bilanzen des KaDeWe geprüft hat, kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass die Verluste der Gruppe mindestens seit 2015 immer stärker gestiegen sind: „Diese Entwicklung ist ein wirtschaftliches Desaster.“ Das Problem der Gruppe liegt für ihn nicht in den hohen Mieten – das Problem seien die auch schon vor Corona fehlenden Kunden.

Das Berliner „Kaufhaus des Westens“ wurde 1907 eröffnet. In der NS-Zeit wurden die damaligen jüdischen Besitzer aus der Geschäftsführung gedrängt und enteignet. 1943 wurde das Haus durch ein abgestürztes amerikanisches Flugzeug zerstört, 1950 folgte schließlich der Neustart. Das Haus verfügt über 60.000 Quadratmeter Einkaufsfläche.

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