SPD-Mann lobt Scholz

Lanz: „Entschuldigung, da musste ich gerade lachen“

10.01.2025 – 02:05 UhrLesedauer: 5 Min.

Stephan Weil: Der niedersächsische Ministerpräsident stellte sich den Fragen von Markus Lanz. (Quelle: IMAGO/teutopress GmbH)

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Bei Lanz versuchte der niedersächsische Ministerpräsident Kanzler Scholz in Schutz zu nehmen. Doch auf Stephan Weils Einlassungen reagierte der Moderator vielsagend.

Migrationsforscher Gerald Knaus zeichnete bei „Markus Lanz“ ein dramatisches Bild von der innen- und außenpolitischen Situation Europas. SPD-Politiker Stephan Weil brachte Gastgeber Lanz indes mit Lob für Kanzler Scholz zum Lachen.

  • Stephan Weil, SPD-Politiker und niedersächsischer Ministerpräsident
  • Sonja Álvarez, Journalistin
  • Gerald Knaus, Migrationsforscher

Das Platzen der Koalitionsverhandlungen in Österreich zwischen ÖVP, SPÖ und den Neos sorgt in Europa für große Besorgnis – schließlich sieht es so aus, als würde der als weit rechts stehend geltende FPÖ-Politiker Herbert Kickl Bundeskanzler werden. Ein massiver Rechtsruck in Deutschlands Nachbarland steht damit also möglicherweise unmittelbar bevor.

SPD-Politiker Stephan Weil sieht diese Gefahr für Deutschland nicht ganz so drastisch. Von Lanz darauf angesprochen, ob das nächste Kanzlerduell möglicherweise nicht wie erwartet „Merz gegen Scholz“, sondern „Merz gegen Alice Weidel“ heißen könnte, erwiderte Weil: „Der Unterschied ist der: Frau Weidel hat keine Partner in der deutschen Politik, und deswegen wird sie keine Kanzlerin sein, da bin ich sicher. Wir sind nicht Österreich.“

Lanz hakte nach: „Sind Sie sich da ganz sicher? Könnten wir Österreich werden, das ist die Frage.“ Darauf wolle er es gar nicht ankommen lassen, so der SPD-Mann. Vielmehr sah er jetzt eine Chance für die Demokraten, eine Mehrheitsregierung zu bilden, die überzeugende Arbeit leisten könne.

Kritik an Kanzler Olaf Scholz wollte Weil keine gelten lassen. Dass Scholz im Wahlkampf übergriffige Formulierungen gegenüber Merz nutzte, relativierte er und erklärte, dass der Wahlkampfton in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch sehr gemäßigt sei.

Auf die Frage von Lanz, wie Olaf Scholz „das Ding nochmal drehen“ könne, holte er zum Kanzlerlob aus. Die Leute würden sich kurz vor der Wahl fragen, wem sie im Angesicht von möglicherweise turbulenten nächsten Jahren vertrauen könnten. „Jemandem, den wir kennen und der oft genug in Krisen bewiesen hat, dass er seine Nerven beisammen hat“, zeigte sich Weil optimistisch. Lanz brach daraufhin in Gelächter aus und unterbrach den Politiker: „Ich muss gerade lachen, weil ich glaube, die Leute fragen sich eher: ‚Will ich das, was ich die letzten drei Jahre hatte, nochmal haben?‘ Das ist doch eher das Thema.“

Markus Lanz widersprach dem SPD-Mann Weil mehr als deutlich, als dieser zur Lobhudelei auf den Kanzler setzte. (Quelle: IMAGO/teutopress GmbH)

Migrationsforscher Gerald Knaus analysierte den politischen Wechsel in Österreich anschließend ausführlich. „Ich glaube, was wir in Österreich erleben, ist ja ein Erdbeben“, erklärte er. Man habe es mit einer FPÖ zu tun, deren Jungpartei sich von den Identitären nicht unterscheide. „Die Partei will aus der EU raus, will Putin unterstützen und unterstützt die radikalsten Vorschläge für Europa. Das ist für Europa ein Präzedenzfall.“ Besorgniserregend sei zudem, dass die Partei aus einer Position „unglaublicher Stärke“ heraus mit der ÖVP regieren könnte.

Für Europa sei dies möglicherweise ein fatales Signal. „Die letzten Tage haben es klar gezeigt: Die nächste amerikanische Regierung will Europa spalten und unterstützt offen Parteien in Europa, die die EU zerstören wollen“, so Knaus. Er bezog sich dabei etwa auf Elon Musk, der eine klare Wahlempfehlung für die AfD ausgesprochen habe.

Auch, dass Russland Asyl als Waffe einsetze, wurde thematisiert. Der Kreml überlege sich ganz genau, wie er agieren könnte, um seine „Freunde“ in Europa an die Macht zu bringen – Freunde, die etwa Sanktionen gegen Russland aufheben und die Ukraine opfern wollten. „Wenn Sie das analysieren, da brauchen Sie kein Einstein zu sein, um zu sagen: Migration, Angst vor Migration, Kontrollverlust“, analysierte Knaus – und fügte noch Terroranschläge vor den Wahlen als politische Waffe hinzu.

Auch das Thema der schwächelnden deutschen Automobilbranche wurde thematisiert. Hier sah die Journalistin Sonja Álvarez große Versäumnisse: „Volkswagen hat 2019 das erste E-Auto vorgestellt. Da hatte Tesla bereits eine Million E-Autos verkauft. Wir sind einfach viel zu spät dran in dieser Entwicklung, und es ist fraglich, ob wir da überhaupt noch aufholen können.“ Stephan Weil konterte: „Sie wissen schon, wer der Marktführer bei den Verkäufen von Elektroautos in Deutschland ist? Das ist Volkswagen, und zwar mit weitem Abstand.“

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