
Die erhoffte Rettung blieb aus. Am 15. Januar 2016 eröffnete das Amtsgericht das Insolvenzverfahren. Insolvenzverwalter Gideon Böhm wollte innerhalb von zwei Wochen entscheiden, ob ein erneuter Neuanfang möglich wäre – wie 2005 – oder ob der Verein endgültig scheitern würde. Gleichzeitig wuchs der Verdacht, der HSV habe sich die Bundesliga-Lizenz unrechtmäßig gesichert. Im Raum stand der Vorwurf des Betrugs, erneut ausgelöst durch Unklarheiten um die als Sicherheit benötigten Rudolph-Millionen.
Die Liga kam dem Insolvenzverwalter zuvor. Am 20. Januar 2016 entzog die HBL dem HSV Hamburg die Spielberechtigung. Begründet wurde der Schritt mit „nicht vollständig und wahrheitsgemäß vorgelegten“ Unterlagen im Lizenzierungsverfahren für die aktuelle Spielzeit“. Gemeint war eine Zusatzvereinbarung zur Verpflichtungserklärung von Andreas Rudolph, die der Liga nicht vorgelegen hatte. Der HSV stand damit als erster Absteiger fest. Böhm blieb nur die sofortige Abmeldung vom Spielbetrieb.
Das einstige Schwergewicht war Geschichte. Der HSV Hamburg hatte 2006 und 2010 den DHB-Pokal gewonnen, 2011 die Deutsche Meisterschaft, viermal den DHB-Supercup (2004, 2006, 2009, 2010), 2007 den Europapokal der Pokalsieger und 2013 die Champions League.
Die Insolvenz betraf allerdings nur die Profi-Gesellschaft. Die Amateurteams durften in der Saison 2015/16 weiterspielen – und taten das erfolgreich. Die U23 gewann die Meisterschaft in der Oberliga, stieg in die 3. Liga auf und wurde fortan zur ersten Mannschaft.
Der sportliche Wiederaufstieg folgte schrittweise. 2018 kehrte der neu formierte HSVH in die 2. Bundesliga zurück. Am 23. Juni 2021 war der Verein wieder dort angekommen, wo er Ende 2015 ins Chaos gestürzt war: Nach 2004 Tagen stiegen die Hamburger erneut in die Handball-Bundesliga auf. Dort spielt der HSVH bis heute. An frühere Titel konnte der Klub bislang nicht anknüpfen, hat sich jedoch als erfolgreicher Ausbildungsverein wieder unter den etablierten Teams positioniert.