Ein Putin-treuer Talkshow-Gast enthüllt live im TV unbequeme Details über den Ukraine-Krieg. Die Moderatorin versucht, ihn zum Schweigen zu bringen. Doch er redet sich um Kopf und Kragen.

Die Propagandasendung „60 Minuten“ im russischen Staatssender Rossija 1 (Russland 1) ist berüchtigt für die Ausfälle ihrer Moderatorin Olga Skabejewa. Die Talkmasterin ist für den metallischen Klang ihrer Stimme und ihren Moderationsstil à la KGB-Verhörspezialistin bekannt. Ihre Art hat ihr den Spitznamen „das eiserne Püppchen“ eingebracht, den die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, in Umlauf gebracht hat. Doch ihre aggressiven Ausfälle gelten meistens dem „kollektiven Westen“, dem „senilen“ Joe Biden oder den vermeintlichen ukrainischen Nazis.

In der vergangenen Woche bekam ihre Wortgewalt jedoch ein hauseigener Experte ab. Dmitri Absalow ist Dauergast ihrer Sendung, die mindestens fünf Stunden pro Tag ausgestrahlt wird. Der Präsident des Zentrums für strategische Kommunikation hält sich dabei getreu an die vorgegebenen Leitlinien und Narrative des Kremls. Doch nun leistete er sich einen Ausrutscher. Während einer Diskussion über den Krieg in der Ukraine begann der geladene Gast plötzlich Fakten zu nennen, die der Kreml nicht verbreitet wissen möchte.

Zunächst sprach er von einer Intensivierung der Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges, vor allem zwischen den USA und Russland. Diese würden „höchstwahrscheinlich in Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden“, erklärte er. Doch das wollte Skabejewa nicht in ihrer Sendung hören. „Glauben wir da etwa Reuters“, fuhr sie dazwischen. Doch Absalow reagierte ungewohnt widerspenstig: „Wir haben schließlich auch Reuters die Berichte über den Einsatz nordkoranischer Soldaten geglaubt. Die sind nun alle und im nächsten Monat kommt die nächste Partie.“

„Ist das irgendein Insight des russischen Verteidigungsministeriums?“, versuchte Skabejewa ihren Gast in eine unangenehme Erklärungsnot zu bringen, woher er die erwähnten Informationen habe. „Wollen Sie nicht mehr dazu erzählen?“, fragte sie süffisant nach. „Die nordkoranischen Soldaten sind alle“, wiederholte Absalow. „Warum sind sie alle? Was ist passiert?“, stichelte im Gegenzug wieder Skabejewa.

An dieser Stelle merkte der Politologe wohl, dass er sich um Kopf und Kragen zu reden drohte. „Weil es ihnen schwerfällt, gegen Drohnen zu kämpfen“, schob er hinterher. „Wie viele waren es denn? Niemand hat irgendwo offiziell eine Angabe dazu gemacht. Sie sind der Erste. Außer den Amerikanern“, konterte die Moderatorin.

Doch Absalow gab nicht nach und verglich die Situation mit dem Verkauf iranischer Drohnen an Russland. Diesen Umstand wollte der Kreml einst auch lange nicht eingestehen, nun ist aber deren Einsatz in der Ukraine eine bekannte Tatsache. „Nordkoreanische Militärkräfte waren dort im Einsatz. Nun sind sie im Januar offensichtlich alle gegangen“, wiederholte er seine Wortwahl – offensichtlich im Versuch, nicht von Gefallenen zu reden.

„Wir verbreiten aber nicht amerikanische Narrative“, fuhr Skabejewa dazwischen. „Es sind die Amerikaner, die darüber diskutieren, dass 15.000 Nordkoreaner getötet wurden – sie hätten nicht gewusst, wie man kämpft, und deshalb seien sie abberufen worden. Weder das Verteidigungsministerium noch Peskow noch irgendein Beamter in unserem Land haben darüber gesprochen“, machte sie die offizielle Linie deutlich. Dasselbe gelte auch für mögliche Verhandlungen. Peskow habe die Berichte dementiert. „Wir glauben Peskow und nicht Trump“, postulierte Skabejewa.

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