Die Polymyalgia rheumatica lässt sich wirksam behandeln. Wir erklären, wie sie in der Regel verläuft und was sie für die Lebenserwartung bedeutet.

Ständige Schmerzen in den Schulter-, Nacken- und Hüftmuskeln, typischerweise begleitet von einer ausgeprägten Morgensteifigkeit und einem allgemeinen Krankheitsgefühl: Stellt eine Person jenseits der 50 diese Beschwerden bei sich fest, sollte sie diese nicht gleich als „normale“ Alterserscheinungen abtun: Es könnte sich um Anzeichen für eine Polymyalgia rheumatica handeln.

Das ist eine entzündliche Erkrankung, die hauptsächlich Menschen höheren Lebensalters betrifft, vor allem Frauen. Der Name der Krankheit heißt wörtlich übersetzt so viel wie „rheumatische Schmerzen in mehreren Muskeln“. Diese entwickeln sich für gewöhnlich binnen einiger Wochen bis Monate und gehen nicht von allein wieder zurück. Sie lassen sich aber meist gut behandeln.

Fachleute gehen davon aus, dass die Symptome der Polymyalgia rheumatica durch eine Entzündung der großen Blutgefäße entstehen, die die rumpfnahen Muskeln versorgen. Hierzu gehören insbesondere jene im Bereich des Schulter- und Hüftgürtels.

Zur Behandlung kommen daher entzündungshemmende Mittel zum Einsatz, sogenannte Glucocorticoide, die auch als Kortisonpräparate bezeichnet werden. Diese helfen meist rasch: Bei einem Großteil der Betroffenen gehen die Schmerzen und die Steifigkeit binnen weniger Tage bis Wochen zurück.

Die Behandlung ist dann allerdings noch nicht abgeschlossen. Die Ärztin oder der Arzt wird die Kortisondosis zwar nach und nach immer weiter verringern – das ist auch deshalb wichtig, weil das Risiko für unerwünschte Wirkungen mit der Dauer der Einnahme steigt.

In vielen Fällen dauert es jedoch mehrere Jahre, bis Erkrankte gänzlich ohne Medikamente beschwerdefrei sind. Nicht selten – bei rund 40 von 100 Erkrankten – ereignen sich innerhalb des Jahres nach Therapiebeginn Rückfälle, das heißt, ihre Schulter- und Hüftmuskeln beginnen wieder zu schmerzen. Dann muss die Kortisondosis wieder erhöht werden, bis die Entzündungen – und somit die Beschwerden – erneut nachlassen.

Das Risiko für Rückfälle und einen langwierigen Krankheitsverlauf besteht insbesondere für Erkrankte, die:

  • weiblich sind
  • zu Beginn der Behandlung stark ausgeprägte Entzündungen (also hohe Entzündungswerte) aufweisen
  • zusätzlich Gelenkentzündungen (periphere Arthritis) haben

Die Polymyalgia rheumatica ist nicht lebensbedrohlich. Betroffene haben also nicht zu befürchten, dass sich ihre Lebenserwartung aufgrund der Erkrankung verringert.

Bei einem Teil von ihnen entwickelt sich allerdings neben der Polymyalgia rheumatica noch eine weitere Krankheit: Etwa 16 bis 25 von 100 Erkrankten entwickeln zusätzlich eine sogenannte Riesenzellarteriitis. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der großen und mittleren Arterien, vor allem der Schläfenarterien, die sich unter anderem durch starke Kopfschmerzen, Kieferschmerzen beim Kauen und Sehstörungen äußert. Unbehandelt kann sie zur Erblindung und auch zu lebensgefährlichen Komplikationen wie Schlaganfällen führen.

Darüber hinaus kann die Behandlung der Polymyalgia rheumatica in manchen Fällen einen Einfluss auf die Lebenserwartung haben: Die oftmals notwendige längerfristige Kortisontherapie ruft gelegentlich ernste Nebenwirkungen hervor, von denen einige – beispielsweise Bluthochdruck und Diabetes mellitus – die Lebenserwartung verringern können.

Ob und inwieweit dieses Risiko bei einer erkrankten Person besteht, hängt von ihren individuellen gesundheitlichen Voraussetzungen sowie von der Dauer und Dosierung der Kortisontherapie ab. Nur die Ärztin oder der Arzt kann dazu eine fundierte Einschätzung abgeben.

Möglicherweise kann sie oder er zudem Maßnahmen vorschlagen, durch die sich das Risiko für unerwünschte Folgen der Kortisonbehandlung verringern lässt. Zur Vorbeugung von Diabetes mellitus können zum Beispiel Bewegung und eine gesunde Ernährung beitragen.

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