Wird das Haupthaar lichter, sind Männer oft beunruhigt. Die Art des Haarausfalls entscheidet, ob der Haarverlust reversibel ist oder eine Glatze droht.

Ein täglicher Haarverlust von bis zu 100 Haaren gilt als normal. Die meisten Männer wissen, wie viele Haare sie in Kamm und Abflusssieb der Dusche finden. Fallen plötzlich mehr Haare aus oder werden gar lichte Stellen sichtbar, etwa im Bereich des Haaransatzes, ist es ratsam, die Ursache von einem Dermatologen abklären zu lassen.

„Haarausfall kann unterschiedliche Auslöser haben. Dazu gehört an erster Stelle die genetische Veranlagung, aber auch Stress, ungesunde Ernährung, falsche Haarpflege, ein Pilzbefall, die Einnahme bestimmter Medikamente oder Krankheiten, etwa eine Schilddrüsenerkrankung“, erklärt Dr. med. Ulrich Ohnemus, Dermatologe aus Hamburg und Mitglied im Berufsverband Deutscher Dermatologen e. V. (BVDD).

Dermatologen unterscheiden verschiedene Haarausfall-Formen. Bei diffusem Haarausfall werden die Haare auf dem gesamten Kopf dünner. Die gute Nachricht ist: Meist ist diffuse Alopezie regenerativ. Das heißt: Lässt sich die Ursache beheben, wächst das Haar in der Regel innerhalb einiger Monate wieder nach. Eine bleibende Glatze droht selten.

Dr. med. Ulrich Ohnemus (Quelle: Privat)

Dr. med. Ulrich Ohnemus ist Dermatologe aus Hamburg und Mitglied im Berufsverband Deutscher Dermatologen e. V. (BVDD).

Auch beim kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata), welcher die Folge einer Autoimmunreaktion ist und sich durch kreisrunde, kahle Stellen auf dem Kopf zeigt, regeneriert sich das Haarwachstum meistens innerhalb eines Jahres. Allerdings lässt sich erneuter Haarverlust nicht ausschließen.

Androgenetischer Haarausfall: Glatze kann entstehen

Bei der androgenetischen Alopezie (anlagebedingt) kommt es häufig zur Glatzenbildung. Ausgefallene Haare wachsen meist nicht wieder nach, da die Haarwurzel hormonell bedingt dauerhaft in der Ruhephase bleibt.

Bei erblich bedingtem Haarausfall reagieren die Haarwurzeln zunehmend empfindlich auf männliche Sexualhormone, vor allem Dihydrotestosteron (DHT), einer Variante von Testosteron in der Haarwurzel. In der Folge verkürzt sich die Wachstumsphase der Haare. Sie fallen verstärkt aus und wachsen unzureichend nach.

Bei Männern lichten sich zuerst die Schläfen und die Stirn. Der Haaransatz zieht sich zurück und Geheimratsecken entstehen. Im fortschreitenden Verlauf betrifft der Haarverlust auch den oberen Hinterkopf.

Die kahlen Bereiche vergrößern sich und fließen schließlich zusammen, sodass nur noch ein Haarkranz am unteren Hinterkopf und den Schläfen bestehen bleibt. Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge betrifft anlagebedingter Haarausfall bis zu 70 Prozent der Männer.

„Die androgenetische Alopezie ist die häufigste Haarausfall-Ursache bei Männern. Mit einer frühen Diagnose und Behandlung lässt sich der Angriff auf die Haarwurzeln stoppen oder zumindest verlangsamen und die Glatzenbildung somit hinauszögern. Hierfür bedarf es aber einer konsequenten Therapie“, sagt Ohnemus.

Glatze vorbeugen bei androgenetischer Alopezie: Diese Therapie kann helfen

Der Fokus der Behandlung bei androgenetischer Alopezie liegt darin, einen weiteren Haarverlust zu verhindern. Bestandteil der Therapie sind die beiden Wirkstoffe Finasterid und Minoxidil. Beide wirken nachweislich gegen den Haarausfall.

Minoxidil ist für die äußere Anwendung gedacht. Der Wirkstoff wird als Lösung, Spray oder Schaum auf die Kopfhaut aufgetragen. Finasterid kann lokal als Spray angewendet oder als Tablette eingenommen werden. Unter Umständen kann eine kombinierte Therapie in Erwägung gezogen werden.

„Welcher Wirkstoff und welche Therapieform am erfolgversprechendsten ist, ist individuell verschieden – und auch von den Grundvoraussetzungen und möglichen Nebenwirkungen abhängig. Besonders Finasterid hat ein höheres Risiko für Nebenwirkungen und wird daher vom Arzt verschrieben“, erklärt Ohnemus.

Bis die Mittel ihre Wirkung entfalten, dauert es einige Monate. Auch müssen sie dauerhaft angewendet werden. Setzen Betroffene das Medikament ab, schreitet auch der Haarausfall weiter voran.

Zeigt die medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg und leiden die betroffenen Männer stark unter dem Haarausfall, kann eine Eigenhaar-Transplantation in Erwägung gezogen werden. Hierfür werden Haare, welche unempfindlich auf DHT reagieren, an lichte Stellen verpflanzt. Die Haartransplantation ist aufwendig, nicht schmerzfrei und mit hohen Kosten verbunden.

Wer an dieser Therapie interessiert ist, sollte sich ausführlich zu möglichen Komplikationen, Erfolgschancen und Kosten beraten lassen und gegebenenfalls noch eine zweite Meinung einholen. „Bei der Eigenhaartransplantation ist nicht auszuschließen, dass sich nach dem Eingriff Entzündungen bilden, Wundheilungsstörungen auftreten oder es zu unerwünschten Vernarbungen kommt“, sagt Ohnemus. „Auch kann nicht garantiert werden, dass die transplantierten Haare wie gewünscht verwachsen.“

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