Nostalgie pur

Mercedes Marco Polo: Kult-Camper feiert 40. Jubiläum

Aktualisiert am 14.11.2024 – 13:49 UhrLesedauer: 4 Min.

Raus in die Natur: Campingautos wie der Marco Polo verleihen manchem ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer – gestern wie heute. (Quelle: Craig Pusey/dpa-tmn/dpa-bilder)

Eine Ausfahrt mit ihm weckt Nostalgie: Vor 40 Jahren hat Mercedes den ersten Marco Polo auf Reisen geschickt – und die Urlaubsstimmung hält bis heute.

Alles grau und schmuddelig gerade? Draußen ohnehin? Ach, dann beamen wir Sie nun mal einfach zurück in die Sommer der 1980er-Jahre. Deutschland machte Ferien: Billigflieger waren noch ferne Utopie, die Sehnsuchtsorte im Süden hießen Rimini oder Rapallo – und Sylt gehörte noch den Familien. Vor dem Zelt stand der Camping-Kocher und in der Jugendherberge servierten sie statt Latte macchiato mit Hafermilch noch Hagebuttentee aus der großen Edelstahl-Kanne. Doch Mercedes schürte das Fernweh.

Denn 1984 bauten die Schwaben, so ist es in ihrer Chronik nachzulesen, auf Basis des „Bremer Transporters“ T1 ihr erstes Wohnmobil. Und als Taufpaten wählten sie keinen Geringeren als den Entdecker Marco Polo.

Das klingt nicht nur nach Adria und Venedig, wo der frühe Weltenbummler im 13. Jahrhundert geboren wurde. Sondern das entführt die Kundschaft zumindest gedanklich auch gleich noch auf die Seidenstraße; selbst wenn der Aktionsradius der automobilen Globetrotter damals – nicht zuletzt wegen der geopolitischen Verhältnisse – vergleichsweise eingeschränkt war.

Genauso übrigens wie heute wieder, wo der Marco Polo auf der V-Klasse basiert, in der dritten Generation fährt, sich auf eine elektrische Zukunft vorbereitet und längst zu einer Entdecker-Familie gehört. Denn in der Klasse darüber verkauft Mercedes den Sprinter als James Cook und selbst den kleinen Citan machen die Schwaben mit einem modularen Möbelsystem zur Teilzeit-Immobilie und zum Micro-Camper.

Wo die Reise im neuen Marco Polo vor allem zu geografischen Zielen führte, bewegt man sich im Oldtimer jetzt nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit. Als würde man durch ein altes Fotoalbum blättern und im Familienurlaub hängen bleiben. Der Wohnwagen führt einen zurück in eine Ära, als Bahamas-Beige noch der letzte Schrei war, brauner Cord als schick galt statt als Inbegriff des Spießertums und Pril-Blumen fast jede Küche zierten.

Während sich die Farbwelt über die Jahre geändert hat, ist das Konzept des gemeinsam mit Westfalia entwickelten Urlaubsautos bis heute gleich geblieben. Es gibt eine Küchenzeile mit Herd, Kühlschrank und Spülbecken, Schränke und Schubladen, eine Waschkommode im Sideboard und eine Sitzbank, die mit den drehbaren Sesseln in der ersten Reihe zur Essecke wird. Und geschlafen wird auf einer Pritsche im Fond oder im Penthouse, in dem ebenfalls ein Bett eingerichtet ist.

Während das damals allerdings ein Plastikaufbau war, der die Höhe auf knapp drei Meter getrieben hatte, fährt das Hochbett heute erst auf Knopfdruck aus und natürlich im Stand. Das mindert den cw-Wert und mit ihm den Verbrauch und erhöht vor allem die Alltagstauglichkeit, weil der Marco Polo von heute mittlerweile in die meisten Garagen passt.

Und auch sonst haben moderne Zeiten Einzug gehalten im Camping-Urlaub, der längst Van-Life heißt, sagt Vertriebschef Klaus Rehkugler. Statt den Marco Polo mühsam von Hand zwischen Alltag und Ferien umzubauen und dabei so manchen Fingernagel zu riskieren, genügt jetzt mehrheitlich ein Knopfdruck. Komfortsysteme wie die Standheizung, das Ambientelicht oder den Kühlschrank steuert man per App vom Handy aus. „So wird der Marco Polo zum Smarthome auf Rädern“, sagt Rehkugler.

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