Zwischendrin wirkt der Gutshof im Wald wie eine Irrenanstalt: Vom „Tatort“-Kommissar bis zum Täter hat jeder auf seine Art mit einer Störung zu kämpfen. Das Tempo ist zunächst langsam, tastend. Erst spät kommt es zu einem Showdown, der gleichzeitig blutig, überraschend und emotional aufgeladen ist.
„Der Reini“ ist kein Krimi, der gesellschaftliche Missstände aufdeckt oder einen komplexen Fall entschlüsselt. Stattdessen geht es um etwas Intimeres – um familiäre Schuld, um Loyalität, um den Versuch, Bindung trotz biografischer Brüche aufrechtzuerhalten. Die Geiselnahme dient als Katalysator für diese Themen, nicht als Selbstzweck. Reinhard steht dabei exemplarisch für das, was zwischen Geschwistern, Eltern und Kindern oft unausgesprochen bleibt: Enttäuschung, Überforderung, vielleicht auch Scham. Die große Stärke des Films ist es, diese Dynamiken spürbar zu machen.
Für Zuschauer, die einen „Tatort“ als Rätselspiel begreifen, dürfte dieser Abend enttäuschend ausfallen. Zu vorhersehbar der Kriminalfall, zu nebensächlich die Auflösung. Wer jedoch offen ist für eine Charakterstudie, die psychische Krankheit und familiäre Konflikte mit erzählerischer Konsequenz verhandelt, bekommt hier einen der stärksten Filme aus dem Schwarzwald-Team. Und ein Ermittlerduo, das durch seine menschliche Verletzlichkeit endlich so greifbar wird, wie man es sich seit Jahren wünscht.











