Krampfadern in der Speiseröhre sind meist die Folge einer Leberzirrhose. Wenn sie bluten, kann das lebensbedrohlich sein. Welche Symptome dann auftreten.

Krampfadern können sich nicht nur in den Beinen, sondern auch in anderen Körperbereichen bilden. Selten entstehen die krankhaften Erweiterungen in den Venen der Speiseröhre. Fachleute sprechen dann von Ösophagusvarizen.

Der medizinische Fachbegriff für die Speiseröhre lautet Ösophagus. Krampfadern bezeichnen Fachleute als Varizen. Daher werden Krampfadern in der Speiseröhre auch Ösophagusvarizen genannt.

Krampfadern in der Speiseröhre sind gewöhnlich im unteren Bereich der Speiseröhre zu finden. Sie machen sich nur bemerkbar, wenn sie bluten. Ansonsten spüren Betroffene keine Symptome.

Gesunde Menschen müssen normalerweise nicht befürchten, Krampfadern in der Speiseröhre zu haben. Vielmehr sind Ösophagusvarizen auf eine bereits bestehende Erkrankung zurückzuführen.

Fast immer sind Ösophagusvarizen die Folge einer fortgeschrittenen Lebererkrankung, bei der die Leber zunehmend vernarbt. Insbesondere Personen mit alkoholbedingter Leberzirrhose sind gefährdet. Bei etwa der Hälfte aller Menschen, die die Diagnose Leberzirrhose erhalten, sind zu diesem Zeitpunkt bereits Krampfadern in der Speiseröhre vorhanden.

Durch die Leberschädigung wird die sogenannte Pfortader schlechter durchblutet. Die Pfortader ist eine große Vene. Sie befördert nährstoffreiches Blut aus Organen wie Darm und Milz in die Leber. Ist das Lebergewebe jedoch vernarbt, ist der Blutfluss von der Pfortader in die Leber gestört. Das Blut staut sich und der Druck in der Pfortader steigt.

Einen erhöhten Pfortaderdruck nennen Fachleute portale Hypertension.

In der Folge bahnt sich das Blut einen anderen Weg. Es fließt dann nicht mehr über die Leber ins Herz, sondern über neu entstandene Umgehungskreisläufe. Einer davon führt bis in die Gefäße der Speiseröhre.

Im Vergleich zur Pfortader sind die Gefäße der Speiseröhre jedoch weniger geeignet, um größere Blutmengen zu befördern. Durch den erhöhten Blutfluss und den damit verbundenen hohen Druck können sich die Venen daher leicht krankhaft erweitern, sodass Krampfadern entstehen.

Nur selten haben Krampfadern in der Speiseröhre andere Ursachen als eine Leberzirrhose. Dazu zählen etwa andere Erkrankungen, welche die Durchblutung in der Leber verschlechtern. Ein Blutgerinnsel in der Pfortader oder in den Venen von Leber oder Milz kann ebenfalls zu Ösophagusvarizen führen. Eine weitere mögliche Ursache sind Tochtergeschwulste (Metastasen) in der Leber im Rahmen einer Krebserkrankung.

Die Gefäßwände der Speiseröhre werden durch den hohen Druck sehr dünn. Dadurch können sie leicht platzen und bluten. Schätzungen zufolge kommt es bei jeder dritten Person mit Krampfadern in der Speiseröhre im Laufe der Zeit mindestens zu einer Blutung. Je größer die Krampfader und je stärker der Leberschaden, desto größer das Risiko.

Bei starken Blutungen entsteht eine Blutarmut und der arterielle Blutdruck sinkt, was zu Schwindel und Schwäche bis hin zum Herz-Kreislauf-Versagen führen kann. Von 100 Personen mit Blutungen sterben 15 bis 20. Bei Anzeichen einer Blutung ist daher rasches Handeln wichtig.

Wer die Diagnose Leberzirrhose erhalten hat, sollte sicherheitshalber eine Speiseröhren- und Magenspiegelung durchführen lassen: Dabei führt die Ärztin oder der Arzt ein Untersuchungsinstrument durch den Mund ein. Mit dieser Untersuchung lässt sich leicht feststellen, ob sich Ösophagusvarizen gebildet haben. Ist die Leberzirrhose fortgeschritten, sind regelmäßige Kontrollen empfohlen.

Eine Ösophagusvarizenblutung ist ein medizinischer Notfall, der im Krankenhaus behandelt werden muss. Bei Verdacht ist es wichtig, umgehend den Rettungsdienst (112) zu rufen.

Ein Anzeichen einer blutenden Krampfader in der Speiseröhre ist schwallartiges Erbrechen von Blut. Zum Bluterbrechen kommt es, wenn viel Blut in den Magen gerät, sodass der Person übel wird.

Gelangt das Blut bis in den Darm, färbt es sich durch Bakterien schwarz. In der Folge kann der Stuhl mit zeitlicher Verzögerung tiefschwarz aussehen.

Starke Blutungen können in einen Kreislaufschock münden. Zu möglichen Anzeichen zählen dann:

  • Schwindel
  • Schwächegefühl
  • Schweißausbrüche
  • schneller Puls
  • niedriger Blutdruck
  • Bewusstseinsverlust

Blutungen sofort behandeln

Bei einer Ösophagusvarizenblutung ist es zunächst wichtig, den Kreislauf der Person zu stabilisieren. Blutende Krampfadern kann die Ärztin oder der Arzt im Zuge einer Speiseröhren- und Magenspiegelung mit Gummiringen abbinden oder (selten) veröden. Zusätzlich können Medikamente den Druck in der Pfortader senken, was die Blutung verringert.

Lässt sich die Blutung nicht stoppen, können spezielle Röhrchen (Stents) oder Kompressionssonden helfen. Um bakterielle Infektionen zu verhindern, können zudem Antibiotika zum Einsatz kommen.

Hat eine Person Krampfadern in der Speiseröhre, kommen bestimmte Medikamente aus der Gruppe der sogenannten selektiven Betablocker infrage. Dazu zählen die Wirkstoffe Propanolol und Carvedilol. Sie senken den Blutdruck in der Pfortader – und in der Folge auch in Magen und Speiseröhre – und verringern so das Risiko, dass die Ösophagusvarizen stärker werden und bluten.

Stark ausgebildete Ösophagusvarizen lassen sich alternativ während einer Magenspiegelung abbinden. Allerdings können die Krampfadern nach der Behandlung erneut entstehen. Daher wird die Ärztin oder der Arzt regelmäßige Kontrollen durchführen.

Aktie.
Die mobile Version verlassen